Studentische Unternehmensberatungen – Spielwiese für angehende Consultants

Von Neo_freeman

An der Universität sind sie mir manchmal über den Weg gelaufen: studentische Unternehmensberatungen. Und obwohl sich unsere Pfade mehr als einmal gekreuzt haben, kam es nie zur Interaktion. Jetzt, knapp 15 Jahre später, bereue ich ein wenig damals nicht die Chance ergriffen zu haben als Campus-Consultant zu arbeiten. Was studentische Unternehmensberatungen sind und wie diese Deiner Laufbahn als Berater nutzen erfährst Du in diesem Beitrag.

Die 10 wichtigsten Fakten über Studentische Unternehmensberatungen

1. Für wen sind studentische Unternehmensberatungen?

Prinzipiell richten sich studentische Unternehmensberatungen an zwei Zielgruppen: Studierende und Unternehmen. Ersterer lernen das Beraterhandwerk während ihrer Ausbildungszeit, letztere nehmen die Leistungen der studentischen Consultants in Anspruch. Als Sonderform der Unternehmen sind die Beratungsgesellschaften zu sehen. Diese geben ihren Juniorkollegen methodische und fachliche Hilfestellung, gelangen damit in direkten Kontakt mit potentiellen Nachwuchskräften.

2. Seit wann gibt es diese Form der Beratungsorganisationen?

Ursprünglich kommt die Idee der studentischen Unternehmensberatung aus dem Nachbarland Frankreich. 1967 gründete dort die französischen École Supérieure des Sciences Économiques et Commerciales (ESSEC) die erste vergleichbare Organisation (siehe Webtipp). Im Februar 1988 griff die Technische Universität Darmstadt als erste in Deutschland mit dem Verein Junior Comtec Darmstadtund das Konzept auf, Passau, Duisburg und Dortmund folgten ein Jahr später. Derzeit sind in der Bundesrepublik über 120 Beratungen mit über 3.700 Beratern in Studentenhand (siehe Webtipp).

3. Wie sind studentische Unternehmensberatungen organisiert?

Bis auf wenige Ausnahmen, ist die Mehrheit der studentischen Beratungen als eingetragener Verein (e.V.) organisiert die als Hochschulgruppen eingetragen sind. Wie für eine Vereinsstruktur typisch unterteilen sich die Beteiligten in Intressenten, Vereinsmitglieder, Vorstände sowie Bereichsverantwortliche (z.B. Finanzen, IT). Fast alle studentischen Unternehmensberatungen sind darüber hinaus den konkurrierenden Dachverbänden BDSU (Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberater) oder JCNetwork e.V. (Junior Consultant Network) zugeordnet. In einigen Fällen steht den Beratungen noch ein Kuratorium aus ehemaligen Mitgliedern, Professoren und/oder Unternehmern zur Seite.

4. Wer ist Teil einer solchen Consulting-Organisation?

Zu Beginn fand man in einer studentischen Unternehmensberatung hauptsächlich Wirtschaftswissenschaftler und -ingenieure. Seit einigen Jahren wandelt sich dieses Bild. Auch Juristen, Geisteswissenschaftler, Informatiker und Naturwissenschaftler entdecken zunehmend die Vorteile einer studienbegleitenden Consultant-Tätigkeit. Mit der Diversifizierung der personellen Struktur erweitert sich auch das Beratungsportfolio der universitären Organisationen.

5. Wie verläuft der Bewerbungsprozess für eine studentische Beratung ab?

Der Zeitpunkt des Eintritts in eine studentische Unternehmensberatung gestaltet sich unterschiedlich. Häufig schließen sich Studierende bereits in den ersten Semestern an, sammeln Erfahrung in der Projektdurchführung und Vereinsarbeit. Studis aus höheren Semestern geben ihre Praxiskenntnisse und ihr erweitertes praktisches und theoretisches Wissen in Form von Schulungen weiter.

Der Bewerbungsprozess verläuft von Beratung zu Beratung unterschiedlich. Durchaus üblich ist ein mehrstufiges Vorgehen in welchem Lebenslauf und Motivationsschreiben den ersten Meilenstein markieren.

6. Welche Aufgaben übernehmen die Beratungen der Unis?

Wie bei einer klassischen Consultancy besteht das Kerngeschäft einer studentischen Beratung in der Projektarbeit. Die Kunden variieren, angefangen beim kleinen regionalen Mittelständler bis zum großen Dax-Konzern. Typische studentische Projekte sind Marktrecherchen, Standortanalysen, Prozess-IT-Optimierungen, Strategieentwicklung und Imagestudien.

Aufgaben innerhalb der Beratung sind zum Beispiel die Projektakquise, Öffentlichkeitsarbeit, die Anwerbung von neuen studentischen Beratern, Schulung der Kollegen, Wartung und Weiterentwicklung der IT, Publikationen und die Verwaltung der Finanzen.

7. Wie können Organisationen von studentischen Unternehmensberatung profitieren?

Unternehmen profitieren auf vielfältige Art und Weise von den Beratungsleistungen der Junioren. Zunächst von der Nähe der Studierenden zu den Forschungs-und Bildungseinrichtungen, ihren damit verbundenen aktuellen Wissensstand sowie dem direkten Zugang zu einem Talentepool an Nachwuchskräften. Die beratenden Studis zeichen sich oft durch ihren ungetrübten Blick auf die Sachlage sowie eine unkonventionelle Herangehensweise aus. Schließlich sind die Jungberater meist „hungrig“, setzen sich mit vollem Einsatz und Tatendrang für den Projekterfolg ein.

8. Was nützt Studierenden die Arbeit in einer studentischen Unternehmensberatung?

Bereits während ihrer Ausbildungsphase haben Studierende die Möglichkeit reale Beraterluft zu schnuppern, ohne dabei ihr eigentliches Ziel des Studiums – den Abschuss-, aus den Augen zu verlieren. Neben einem Zubrot für Freizeit und Hobby bietet der Nebenjob zahlreiche persönliche Kontakte für die post-universitäre Berufswelt.

9. Worin liegen die Nachteile der Campus-Beratungen?

Allein auf Grund ihres Alters besitzen studentische Berater weniger Berufserfahrungen als ihre Vollzeitkollegen. Dies betrifft Methoden- und Branchenwissen gleichermaßen wie Menschenkenntnisse (siehe Webtipp). Aus Perspektive klassischer Beratungen nachteilig ist der Wettbewerbsdruck den studentische Consulting-Teams auf den Markt ausüben. Mit ihren moderaten Tagessätzen und der guten Ausbildung treten die Studis in direkte Konkurrenz mit kleinen und mittleren Beratungshäusern.

10. Wie hoch liegt der Tagessatz eines Uni-Beraters?

Eine spannende Frage zum Schluss. Generell ist die Vergütung der Beratungsleistung vereins- und projektabhängig. Der Tagessatz von Projekten schwankt zwischen 150 und 300 Euro, liegt damit 70 Prozent geringer als für eine klassische Beratung (siehe Webtipp). Zusätzlicher Entlohnung finden die Studierenden in der gesammelten Praxiserfahrung, den erlernten Softskills sowie dem Erwerb von fachlichen Kenntnissen. Das nicht jedes Projekt abgerechnet werden muss beweisen pro bono-Initiativen der Studis für gemeinnützige Einrichtungen.

Fazit

Solltest Du studieren und mit dem Gedanken spielen später den Consultant-Beruf zu ergreifen, empfehle ich Dir Deine ersten Erfahrungen in einer studentischen Beratung zu sammeln. Die Arbeit in einer solchen Hochschulgruppe unterscheidet sich wenig von realen Consulting-Leben. Fehler dürfen gemacht und aus ihnen gelernt werden. Nach 1-2 Jahre Teilzeitberatung hast Du gegenüber unerfahrenen Consulting-Neulingen definitiv einen Vorteil.

> Du warst in einer studentischen Unternehmensberatung tätig? Was war die wertvollste Lektion die Du lernen konntest? Nutze die Kommentarfunktion und berichte von Deinen Erfahrungen.