Über dieses Spielzeug würde sich nicht nur jedes Kind freuen, sondern wohl auch jeder Erwachsene: „Das prachtvolle Schiff ist mit Masten und Takelage ausgestattet, als wolle es gleich in See stechen. Hoch auf dem Achterdeck thront der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Vor ihm defilieren seine höchsten Würdenträger, einer nach dem anderen dreht sich um und bezeugt dem Herrscher seine Ehrerbietung. Aus dem Schiffsrumpf dringt Orgelmusik. Dann feuern, begleitet von plötzlichem Getöse und aufsteigendem Rauch, die Schiffskanonen los, und die kaiserliche Galeone setzt sich majestätisch in Bewegung. All das läuft im Miniaturformat ab. Unser Schiff ist ein kunstvoll gestaltetes Modell aus vergoldetem Kupfer und Eisen, seine Höhe beträgt rund einen Meter. Es ist nicht dazu bestimmt, die Meere zu befahren, sondern dazu, über einen sehr großen Tisch zu rollen. Es ist ein Dekorationsgegenstand, aber gleichzeitig auch eine Uhr und eine Spieldose – in Form einer dreimastigen Galeone, wie sie im 16. Jahrhundert als Handels- und Kriegsschiffe entwickelt wurden. Ein kompliziertes Räderwerk im Inneren trieb das Schiff früher an und erzeugte Geräusche, Rauch und Bewegung. Heute liegt das Schiff im Britischen Museum still vor Anker“, lautet die Beschreibung von Neil MacGregor, der sowohl Direktor dieses Museums als auch Autor des Buches ist, in dem er unter dem Titel „Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten“ diese Objekte nicht einfach nur beschreibt, sondern dem Leser Stück für Stück die Weltgeschichte nahe bringt.
„Dieser Schiffsautomat ist ein wahrhaft beeindruckendes Luxusspielzeug der europäischen Renaissance, und es steht nicht nur sinnbildlich für den europäischen Schiffsbau zwischen 1450 und 1650, sondern für Europa selbst. In diesen zwei Jahrhunderten veränderte sich die Sicht Europas von der Welt und dem eigenen Platz in ihr grundlegend“, schreibt MacGregor. Und allein dieser gedankliche Bogen lässt schon erahnen, mit welcher Leichtigkeit der Kunsthistoriker die Welt erklären kann. Was soll ich sagen? Wer noch mehr über das Buch erfahren will, wird bei Opas Tests und Kritiken unter der Rubrik Bücher fündig. Und ich kann versprechen: Es lohnt sich!