Stryd Powermeter im Test

Der Stryd Powermeter ist ein kleines Lauf-Gadget in Form eines Foot Pods, das umfangreiche Informationen über die eigene Laufperformance, den Laufstil, Muskelspannung, Ausdauer und letztlich so Details darüber liefert, wie effizient der eigene Laufstil ist. Stryd ist kompatibel mit Sportuhren von Garmin, Polar und Suunto und mobilen Endgeräten mit den Betriebssystemen Android und iOS.

Das US Unternehmen Stryd aus Boulder, Colorado, ist bereits einige Zeit mit einem Brustgurt ähnlich dem Garmin HRM Gurt auf dem Sportmarkt aktiv gewesen, um dem ambitionierten Läufer umfassende Laufmetriken zur Verfügung zu stellen. Das vormals Kickstarter Projekt Stryd verabschiedete sich vom System der Gurte und brachte vor einigen Wochen mit dem Stryd Power Meter einen Foot Pod heraus. Ganz ehrlich. Als ich vor einigen Jahren mit dem Forerunner 210 den Einstieg in die Garminwelt machte, war der ausschlaggebende Punkt, dass ich all den zusätzlichen Schnickschnack nicht brauchte. Wichtig war nur der Brustgurt und selbst der kann bei vielen Modellen von Sportuhren mittlerweile eingespart werden. Als mich aber Stryd fragte, ob ich ein paar mehr Daten zu den Unmengen, die ich bereits sammle, für jeden Lauf erhalten und ihr Stryd Powermeter ausprobieren möchte, konnte ich selbstredend nicht widerstehen. Bei Sporttechnik und Triathlon-, Fitness- und Laufzubehör hält mich nichts. Ihr kennt meine Tech Talk Reihe?

Die Geschichte mit dem Stryd Foot Pod ist eigentlich noch länger. Denn Facebook hatte mir zufällig Tage vorher als Werbung Craig Alexander, der das Gesicht der aktuellen Stryd Kampagne ist, präsentiert. Als kleines Fangirl von Crowie musste ich damals in Kona vor dem Ironman Hawaii natürlich bei der Pressekonferenz kurz auf einen Schwatz vorbeischauen und mir direkt ein Autogramm geben lassen. Schon deshalb konnte ich irgendwie das Angebot schwerlich ablehnen.

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Wattmesssysteme kennt ihr vielleicht bereits von der Trainingssteuerung und -auswertung aus dem Radsport. Ein eigentlich bereits sehr altes System, das aber erst seit wenigen Jahren bei der breiten Masse für Aufmerksamkeit sorgt. Die aufgebrachte Power ist unabhängig von äußeren Faktoren und regiert sofort. Sprich sie hinkt nicht, wie die Herzfrequenz hinterher. Besonders offensichtlich wird es, je kürzer Intervalle/Sprints sind. Ehe der Körper und die Herzfrequenz verstehen, was da gerade passiert, ist es auch schon vorbei.

Um einen einzelnen Wert für Power darstellen zu können, analysiert der Stryd Powermeter mit seinen Sensoren zwölf Metriken, darunter die Laufperformance und -technik, Muskelspannung und Ausdauer eines Athleten sowie die Umwelteinflüsse. Ob ein so komplexer Wert wie Power beim Laufen tatsächlich so ermittelt werden kann, muss ich dahingestellt lassen. Ich bin kein Biomechaniker und muss darauf vertrauen, was mir zum Stryd an Informationen zur Verfügung gestellt wurde. Es gibt Biomechaniker die ganz klar anzweifeln, dass ein Wert wie Watt mit einigen Sensoren am Fuß ohne Laborbedingungen und jeder Menge Technik gemessen werden kann. Tatsache ist aber, dass der Stryd Foot Pod eben nicht nur das macht.

Die richtige Technik im Sinne eines effizienten Bewegungsablaufes hat bei den meisten Sportarten einen wesentlichen Anteil am Erfolg eines Sportlers. Sei es nun ein Profi oder ein ambitionierter Breitensportler. Beim Laufen ist das selbstredend nicht anders, wenn gleich man sich auch mit einem flapsigen Laufstil bis ins Ziel retten kann. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Aber je effizienter wir uns über die Strecken bewegen, desto weniger Energie müssen wir aufbringen und desto weniger Stress wird in unserem Körper verursacht. Gerade bei körperlich sehr belastenden Sportarten wie das Laufen, kann eine verbesserte Lauftechnik darüber hinaus auch für ein geringeres Verletzungsrisiko sorgen. Darin liegt meines Erachtens neben der Möglichkeit ein Training ohne Herzfrequenz- und Pace-Vorgaben zu steuern und auszuwerten auch das Potential des Stryd Powermeters.

Stryd Powermeter im Test

FUNKTIONEN

Für 199USD erhält man ein Powermeter, der umfassende Daten zur Laufeffizienz während und nach einem Training ermittelt. Im passenden PowerCenter können die Werte entsprechend ausgewertet werden. Neben dem Wert Power werden die Form Power, Steigung, Schrittfrequenz, Bodenkontaktzeit und vertikale Bewegung abgebildet. Außerdem gibt es einen Wert, der über die Muskelspannung in den Beinen genauer gesagt der Beinstreckerkette Auskunft gibt. Werte zu besagter Muskelspannung gab es bisher noch nicht. Sie sollen aber in der Berechnung der Power einen wesentlichen Anteil ausmachen und zeigen, ob ein Laufstil effizient ist oder ob man Energie vergeudet. Diese Muskelspannung als einen der Referenzwerte einzubeziehen, macht insofern Sinn, wie Stryd mir erläuterte, als dass die Muskelspannung einen wesentlichen Anteil an guter Laufleistung und verletzungsfreies Laufen hat. Eine hohe Muskelspannung wird mit einer höheren Geschwindigkeit, vertikaler Auf- und Abbewegung und einem ökonomischeren Laufstil in Verbindung gebracht. Zunächst einmal gilt hier, je höher dieser Wert ist und desto gleichmäßiger er im Training verteilt ist, desto besser. Im Gegensatz dazu ist der Form Power Wert besser, wenn er niedriger ist. Er gibt nämlich Aufschluss darüber, wie effizient der Laufstil ist. Wird mehr Energie aufgebracht, steigt dieser Wert und zeigt, dass der Laufstil unökonomischer wird.

Die Laufmetriken erinnern wie erwähnt schwer an den Vorgänger einem Brustgurt von Stryd und dem HRM Gurt von Garmin. Im Vergleich waren einige Stryd-Daten den Garmin Daten extrem ähnlich. Mehr dazu unter dem Punkt: Training.

In diesem schmalen und wirklich recht flachen Foot Pod sind eine Vielzahl von Sensoren verbaut, die alle nötigen Berechnungen so genau durchführen sollen, dass eine Kalibrierung unnötig ist. Hat mich zu Beginn extrem verwundert. Stryd selbst spricht aufgrund der Sensorenmenge und den umfassenden Daten, die damit ermittelt werden können, von extrem genauen Metriken, einschließlich der Angabe der Pace.

Darüber hinaus ermittelt der Stryd Powermeter die Geschwindigkeit und Distanz komplett GPS-unabhängig. Und jetzt kommt es, liebe Lauffreunde: theoretisch könnt ihr (wenn ihr auf die Herzfrequenz verzichten könnt) ganz ohne Mobiltelefon, Herzfrequenzsensor und Sportuhr laufen gehen. Fast wie früher, als es all den Schnickschnack nicht gab, nur dass euch im Nachhinein ein winziger kleiner Pod am Schuh eine umfassende Analyse eurer Performance liefert. Ja, ihr lest richtig. Der Stryd Pod zeichnet Daten von allein ohne weiteres Zubehör auf. Was natürlich auch extrem großartig für Indoor Trainings ist, egal ob in einer Halle oder auf einem Laufband. Hier möchte ich auch direkt zum Punkt der Genauigkeit der Distanz und Pace-daten kommen. Der Stryd Foot Pod, Garmin Forerunner 630 und 920XT und als kleinen Ausreißer im Profi-Equipment die Apple Watch zeigen kaum nennenswerte Unterschiede in der Distanz. Vorausgesetzt ist, dass man 20 bis 30 Meter toleriert. Denn das sind die Unterschiede, die ich bei verschiedenen Läufen feststellen konnte - sowohl indoor auf dem Laufband als auch im Freien. Ich betone noch einmal, dass der Stryd Powermeter nicht kalibriert wird.

Stryd ist dank Bluetooth Smart und ANT+ Technologie mit einer Vielzahl von Modellen der folgenden GPS-Sportuhren kompatibel: Garmin Forerunner, Fenix und Vivoactive, Suunto Ambit und Spartan sowie Polar V800.

Garmin Forerunner, auf die man die passende Stryd Connect IQ App laden kann, zeigen eine Vielzahl von Informationen während eines Trainings an. Uhren wie der FR910XT, Polar V800 oder Suunto Modelle zeigen während Trainings lediglich die Power, aber nicht die anderen Metriken an. Diese kann man nach einem Training aber direkt vom Stryd ziehen. Wie genau das funktioniert, erkläre ich unter dem Punkt Datenauswertung.

Den Stryd Foot Pod klickt man wie viele andere Laufsensoren an den Laufschuh. Idealerweise an die Schnürsenkel. Schon ist der Brustgurt (von der Herzfrequenz abgesehen) überflüssig, um Laufmetriken zu sammeln. Warum ich die brauche? Ganz einfach, um am Laufstil zu feilen und die sehr beeinflussbaren Variablen Pace und Herzfrequenz außen vor zu lassen. Das geht natürlich bei Wind und Wetter. Der Stryd Powermeter ist wasserfest (IPX 67), bis zu einer halben Stunden in einem Meter tiefem Wasser, und wiegt nur wenige Gramm. Er sollte also das Lauferlebnis nicht merklich beeinflussen.

Stryd Powermeter im Test

TRAINING

Schaut man sich zunächst einmal den offensichtlichsten Fakt an, wird man sich schnell die Frage stellen, wie genau ist denn nun Stryd. Anschließend folgt ganz sicher die nächste: was bringt mir nun als ambitionierter Hobbysportler ein weiterer Wert wie Power, wenn ich nicht gerade ein absoluter Zahlen-Nerd oder Fitness-Gadget-Geek bin? Davon abgesehen, steht die Frage im Raum, ob man diesen Wert überhaupt so einfach berechnen kann. Oder ob nicht Watt/Power einfach ein falsches Wort in diesem Zusammenhang ist.

Trainingspläne und die Auswertung eines Trainings erfolgen bei Stryd nicht nur anhand der Power, sondern anhand des Running Stress Scores (mehr dazu ein Stück weiter unten). Die Power in Form von Watt beim Laufen ist letztlich, so verstand ich das, nur eine Zahl, die aus einer Vielzahl von Variablen/Metriken herausgezogen wird. Dieser Wert drückt erst einmal etwas aus, was man als Basis für sein Training verwenden kann und worauf sich Stryd in der Planung und Auswertung stützt. Ob man bei diesem Wert tatsächlich von Power/Watt sprechen sollte, muss geklärt werden. Aber nicht von mir. Egal wie man das letztlich nennt, dieser Wert und die daraus berechneten eigenen Zonen (so wie HF) können Basis für ein Training sein. Der Einfachheit hier in meinem Beitrag wegen, spreche ich weiterhin von Watt bzw. Power.

Was mich sehr überzeugte war folgende Idee: dieser Wert ist unabhängig von der Herzfrequenz, von der Umgebung, von persönlichem Befinden. Das Training läuft ja nicht wirklich anders, als bei Herzfrequenz- oder Pace-Steuerung. Da ist eine Zahl und da sind die Zonen und in denen trainiert man. Zusätzlich werden vom Stryd Team Tipps gegeben, wie man welchen Wert beeinflussen kann (Schrittfrequenztraining, plyometrische Übungen für mehr Muskelspannung,...).

Was interessant ist, dass zum Beispiel das Unternehmen Stryd zwar sein Gerät als Powermeter beschreibt, sie aber tatsächlich Power nur als eine von vielen Variablen nennen. Ähnlich wie der Garmin HRM Brustgurt werden unterschiedlichste Daten ermittelt, die für eine Laufstilanalyse herhalten können. Natürlich niemals so wie in einem Labor. Aber ich glaube, das ist auch nicht ihr Anspruch. Hier soll für die breite Masse etwas produziert werden, das dem fleißigen Hobbysportler ermöglicht, seinen Laufstil etwas zu verbessern. Natürlich kann man sich auch einfach nur für den Anfang das tägliche Lauf-ABC in den Trainingsplan schreiben. Damit erreicht man sicher schon einmal sehr viel. Einem Gadget-Geek hilft das aber nicht.

Tatsache ist zudem, der Stryd Foot Pod hängt an einem Fuß. Das ließ mich auch das Stryd Team wissen. Vielleicht ändert sich das aber in Zukunft. Bei Wattmesssystemen für den Radsport gibt es ja auch mittlerweile auch die Möglichkeit nur eine Pedale oder beide zu nutzen. Der Foot Pod misst also eigentlich nur eine Seite. Ich habe als Vergleich die Daten des HRM Gurts von Garmin herangezogen, der mir neben der Herzfrequenz auch Informationen über meine Laufperformance bietet. Die für meinen Vergleich relevanten Informationen sind Schrittfrequenz, vertikale Bewegung, Bodenkontaktzeit und durchschnittliche Balance der Bodenkontaktzeit. Bedenke ich, dass meine Balance um maximal 0,5-1% rechts/links abweicht (ermittelt mit dem Garmin HRM Gurt), würde ich mal sagen, dass es einen nicht so großen Unterschied macht, ob man nun links oder nur rechts Daten sammelt. Die anderen Metriken sorgten für keine riesige Überraschung, aber ein Unterschied erstaunte mich doch. Während die Schrittfrequenz zwischen den Werten von Garmin und dem Stryd um maximal 1 bis 2 Schritte abwichen (egal ob bei kurzen, langen, schnellen, langsamen Einheiten) so wich die vertikale Bewegung in meinen Augen doch schon erheblich von einander ab. Ich habe bei verschiedensten Einheiten im Durchschnitt Unterschiede von mindestens 3 bis 5cm festgestellt. Ich glaube nicht, dass der Brustgurt falsche Werte ermittelt, aber dass ich vermutlich doch eher zur Gruppe der Glider gehöre, die knapp über den Boden „schlürfen" und meine Knie bzw. vermutlich bei Ermüdung sogar stärker mein Becken kippt bzw. ich in mich zusammenfalle. Positiv ausgedrückt, ist vielleicht mein Laufstil aber auch gar nicht so unökonomisch, wie ich immer aufgrund des „Höhenunterschieds" bei den Garmindaten annahm. Nichtsdestotrotz zeigen mir all die Stryd-Werte, so wie auch die Metriken von Garmin, dass ich in Sachen Geschwindigkeit und Ökonomie ganz sicher noch viel herausholen kann, wenn ich meine Schrittfrequenz erhöhe.

Die Angabe von Power ist ein neuer Wert, für den ich keinerlei Vergleichsdaten vorliegen habe. Den Wert muss ich nun erst einmal als gegeben hinnehmen und mit meinen Wattzonen arbeiten. Da komme ich direkt zu einem großen Nachteil im Vergleich zu einer professionell durchgeführten Leistungsdiagnostik. Wie auch bei den Herzfrequenzzonen, die man selbst festlegen oder mit einem entsprechenden Test privat ermitteln kann, muss man seine kritische Power-Schwelle und individuellen Power-Zonen selbst herausfinden. Bzw. die Zonen werden vom System auf Basis der Schwelle berechnet. Diese sind anschließend die Grundlage für das Training. Entsprechende Trainingspläne stehen im PowerCenter für diverse Intensitätsstufen und unterschiedliche Wettkampflängen zur Verfügung. Mehr zum PowerCenter unter dem Punkt Datenauswertung.

Stryd macht es einem mit einer passenden Anleitung ziemlich leicht, den Test durchzuführen. Idealerweise auf einer vermessenen Tartanbahn. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass einiges an Wille dazu gehört, sich diesen Stress anzutun. Allein, dort draußen, aus dem Training heraus. Es ist nicht viel anders als ein FTP Test im Winter drinnen auf dem Rad. Man muss schon hartnäckig sein, um das durchzuziehen. Die winterlichen Wetterbedingungen haben es mir zum Beispiel auch bis jetzt nicht möglich gemacht, dem Lauftest nachzugehen. Zum Glück gibt es aber auch die Möglichkeit, eine aktuelle 5 oder 10 Kilometerzeit in das System einzugeben. Die Schwierigkeit dabei ist einfach nur, genau so eine Zeit parat zu haben. Sieht man aber davon mal ab, ergibt sich für mich so eine sehr solide Basis, mit der ich meine Frühjahrsform vorbereiten werde. Noch einmal: ob der Wert Power so einfach ermittelt werden kann, kann ich nicht beurteilen. Mehr zu meiner Meinung dazu unter dem Fazit.

Die kritische Powerschwelle wird vom Stryd System benötigt, um den neuen Run Stress Score (RSS) berechnen zu können. - noch so ein neuer Wert. Man muss sich schon auf die Stryd Welt und dem damit verbundenen neuen Input einlassen. Es ist eine kleine Welt für sich, zu der auch der Running Stress Score gehört.

Dieser Wert gibt ähnlich wie der Training Effect (TE) von Garmin Auskunft darüber wie lang und intensiv man trainiert hat. Die tägliche Intensität eines Trainings wird dabei ins Verhältnis zur Power gebracht. Radsportler fühlen sich vielleicht bei diesem Wert direkt zu Hause, denn er wird ähnlich berechnet wie der Training Stress Score (TSS) beim Radsport. Nur dass beim RSS im Laufsport der Koeffizient sehr viel höher. Ihr könnt also die Gleichung nicht einfach übertragen. Der Koeffizient für das Lauftraining berücksichtigt den zusätzlichen körperlichen Stress, den der Körper in der Laufbelastung ausgesetzt und der doch ein ganz anderer als beim Radtraining ist. Wer sich die Formel und den Hintergrund genauer anschauen möchte, ist mit dem Blogbeitrag mit passenden Tabellen zum Running Stress Score des Stryd Teams sehr gut beraten.

In den Trainingsplänen des Stryd Teams wirkt sich das natürlich auch insofern aus, als dass nicht von GA1, GA2 oder EB die Rede ist, sondern der RSS als Basis dafür und auch in der Auswertung genutzt wird.

Stryd Powermeter im Test

Garmin Connect IQ APP & Datenfeld

Bei meinen beiden Forerunner Modellen 630 und 920XT hat man gleich zwei Möglichkeiten, um sich die aktuelle Power anzeigen zu lassen. Zum einen kann man sich ein Datenfeld aus dem Connect IQ Store herunterladen und dieses per Bluetooth mit der mobilen Connect App oder per Rechner und Garmin Express auf die Laufuhren spielen. Dieses Datenfeld kann man sich dann auf der Datenseite im jeweiligen Sportprofil anzeigen lassen, die man für sinnvoll erachtet. Bei mir hat es direkt auf der ersten Seite seinen Platz neben der Distanz und der absolvierten Trainingszeit gefunden.

Nachteile des Datenfeldes:

Alle Metriken, die der Stryd Foot Pod sammelt und die theoretisch dem HRM Gurt von Garmin entsprechen, werden nicht in der Garmin-Anzeige innerhalb der normalen Sportprofile angezeigt. Also zum Beispiel die Bodenkontaktzeit, vertikale Bewegung, Schrittfrequenz,... Zudem werden die ermittelten Stryd Daten nicht vom Forerunner mitgespeichert und erscheinen deshalb auch NICHT auf Garmin Connect. Nichtsdestotrotz sammelt natürlich der Stryd Pod alle Informationen. So erscheint alles selbstverständlich im Stryd PowerCenter.

Während die Integration des Stryd Datenfeldes innerhalb der normalen Darstellung der personalisierten Seiten auf dem Forerunner einzig darin besteht, dass die Power abgebildet wird, bietet die IQ App deutlich mehr. Damit komme ich zur zweiten Möglichkeit, die für mich die formschönere aber nicht individualisierbare Variante ist. Die Fotos, die ich hier zeige, stellen alle die IQ App dar (also nicht das Datenfeld). Das Herunterladen und auf die Uhr spielen funktioniert genau so wie eben für das Datenfeld beschrieben. Diese extra App bietet 3 Datenseiten mit jeweils 4 Datenfeldern und 1 grafische Power-Anzeige. Zwischen diesen Seiten kann man während eines Trainings hin und her springen, um sich genau das anzeigen zu lassen, was man für wichtig erachtet. Dabei kann man zwischen Trainingsdaten und physiologischen Messwerten wählen. Der Balken oben und unten wechselt während des Trainings die Farbe und zeigt die Intensität, also Powerzone an, in der man sich aktuell befindet.

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DATENAUSWERTUNG - DAS STRYD POWER CENTER

Ich glaube, mit der Datenauswertung offenbart sich ein wirklich großes Potential des Stryd Powermeters. So können wir sehr gut nachvollziehen, ob die vergangenen Trainingswochen oder sogar jede Einheit etwas für einen effizienteren, ökonomischeren Laufstil gebracht hat. Ich sage es wirklich nur ungern. Intervalle, spezifische Technikübungen, Bergansprints und all die kurzen Einheiten die so richtig weh tun, uns fordern oder irgendwie nervig erscheinen (Lauf-ABC - na, fühlt sich jemand erwischt), übernehmen dabei eine Schlüsselrolle. Ich gehe davon aus, dass sich damit auch maßgeblich die Powerleistung verändern wird. Überraschung? Wohl kaum, aber irgendwie kann man das ja nicht oft genug vor Augen geführt bekommen.

Nach dem Training kann man eine kurze Zusammenfassung auf der Laufuhr ablesen. Zudem gibt es die Möglichkeit direkt mit der mobilen Stryd App die gesammelten Daten in das PowerCenter laden lassen. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der Foot Pod von ganz allein Daten sammelt (nur nicht die Strecke und die Herzfrequenz). Man kann also ohne Equipment (Laufuhr und Mobiltelefon) loslaufen.

Das PowerCenter ist grafisch sehr schön übersichtlich aufgebaut (Grafiken auf schwarzem Hintergrund). Die Startseite bietet die Trainingsauswertung und die Details zum folgenden Training.

In den Settings lässt sich das Profil auf die jeweilige Person anpassen, Power-Zonen festlegen und Trainingspläne auswählen. Unter Connect finden sich die Anbieter zu Drittplattformen und das Leaderboard unterstreicht den Community-Gedanken, dem Stryd auch schon mit der Facebook-Gruppe und ihrem Forum nachgehen. Insgesamt ist eine sehr schlanke Plattform, die aber wirklich alle Details der gesammelten Werte übersichtlich und praktisch darstellt.

Eine Anbindung von Garmin Connect, Suunto, TrainingPeaks, Strava und 2Peak ist ebenfalls möglich. Das PowerCenter holt sich dann alle Informationen von den Plattformen dieser Anbieter. Allerdings werden dann auch (zumindest in meinem Fall) die Daten doppelt in das PowerCenter eingespielt. Ein Mal von Garmin Connect rüber geschubst. Ein Mal direkt von Stryd Foot Pod gezogen.

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In Garmin Connect (Grafiken auf weißem Hintergrund) sieht das dann alles ganz bekannt aus, nur dass unter den von Garmin ermittelten Wert die Grafiken der Stryd IQ App auftauchen. Das heißt auch, dass einige Daten doppelt auftauchen, weil Garmin und Stryd gleiche Werte ermitteln (z.B. wie bereits erwähnt Schrittfrequenz, vertikale Bewegung, Bodenkontaktzeitung). Werte mit englischer Überschrift und IQ dahinter stammen vom Stryd Powermeter.

Wer nun eine Plattform wie Runalyze nutzt, um alle Daten zu sammeln, kann sich aus dem PowerCenter eine FIT Datei herunterladen.

Updates für den kleinen Stryd kann man ausschließlich über Bluetooth mit der Stryd App aufspielen. Diese weist einen auf Updates hin, wenn man sie gestartet hat und eins vorliegt.

DESIGN

Design, das kann Stryd. Aber viele Möglichkeiten hat man ja bei einem Foot Pod irgendwie auch nicht. Dennoch finde ich das schlichte, schwarze und matte Wellendesign sehr gelungen, vor allem auch deshalb weil Dockingstation und Foot Pod so schön aufeinander abgestimmt sind. Der kleine Foot Pod, der einem überdimensionalen Wassertropfen ähnlich sieht, ist mit Karbon verstärkt, was ihn nicht nur widerstandsfähig sondern mit seinen 10 Gramm auch zum Fliegengewicht macht.

Stryd Powermeter im Test

ZUBEHÖR

Der Stryd Foot Pod ist wiederaufladbar. Zum Pod erhält man eine wirklich formschöne Dockingstation für induktives Laden (Qi), also Aufladen ohne Kabel. Was ich mir fürs iPhone schon seit Jahren wünsche, hat nun mein Foot Pod... Dass man aber dennoch ein Kabel benötigt, verdrängt man irgendwie. Aber schließlich muss ja die Dockingstation irgendwoher den Strom bekommen. Also gibt es ein Mikro-USB Kabel dazu.

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Da der Stryd Powermeter an den Schuh befestigt werden muss, erhält man im Set zwei schwarze Clips dazu. Anfangs war ich immer etwas zögerlich beim Laufen. Ich hatte tatsächlich Angst, das Teil zu verlieren. Ein Ersatzclip hätte mir da auch nicht weitergeholfen. Aber der Clip rastet oben und unten wirklich sehr fest und sicher ein.

Eine Anleitung gibt es nicht, aber es gibt nichts, was man nicht auf der Internetseite von Stryd nachlesen kann. Vom Set-up bis hin zu detaillierten Blog Beiträgen, einem Forum und einer Facebook-Gruppe für spezifische Fragen zu Metriken und zum Austausch von Neuigkeiten bietet Stryd eigentlich alles, was sämtliche Fragen beantworten kann.

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AKKU

Ich würde euch jetzt liebend gern sagen, wie viele Kilometer ich mit dem Stryd Foot Pod und einer Akkuladung unterwegs war. Aber ich kann es nur schätzen, weil ich keine Statistik darüber geführt habe. Sprich, ich habe ihn einfach an meinen jeweils ausgewählten Laufschuh für ein Training befestigt, ohne überhaupt über den Akku nachzudenken. Nach gut einem Monat, was rund 250 Kilometer sind, blinkte das kleine schwarze Etwas irgendwie verdächtig schnell. Beim Training, im Flur und in der Sporttasche. Als mich diese orangene Zappelei dann doch irgendwie nervös machte, ging ich auf Spurensuche. In meiner mobilen Stryd App bin ich wild klickend irgendwann auf der Batterieanzeige gelandet, die mir nur noch wenige Prozent anzeigte. Was ich euch mit dieser Geschichte sagen möchte? Der Akku hält so lang, trotz ständigem Datentransfer und der Aufzeichnung der Einheiten, dass man vergisst, über den Akku nachzudenken.

Sobald man den Powermeter bewegt, springt er aus seinem Energiesparmodus an und zeichnet Daten auf. Verbindet man ihn mit der Laufuhr oder dem Mobiltelefon blinkt er kurz auf. Die Lampe leuchtet auch, wenn man ihn auf die Ladestation legt. Ist er voll aufgeladen, schaltet sich das Lämpchen automatisch aus.

Stryd Powermeter im Test

FAZIT

Laufen mit Power ist momentan noch eine Frage von Glauben und dem Vokabular. Nimmt man den Wert erst einmal so an, kann es ein anderes, spannendes Trainingsprinzip sein, das ich mir ganz sicher noch näher anschauen werde. Entsprechende Literatur über Laufen mit Watt (Jim Vance: Wattmessung für Läufer)* musste ich mir deshalb direkt zulegen. Gleiches gilt für das Radtraining und die Wattmessung (Joe Friel: Praxishandbuch Wattmessung)*.

Nach Jahren Training mit Laktatmessung und VO2max Berechnung bei Leistungsdiagnostiken oder auch Einheiten nach Pace-Steuerung ist das nun eine Möglichkeit des Trainings, die ohne all das funktioniert. Wie gut, muss sich erst noch herausstellen. Für mich funktionierte es aber erstaunlich gut, wenn ich mal wieder Asthma habe und mein Puls verrückt spielt und die Pace keine Hilfe ist. Gleiches gilt beim Höhentraining. Dort trainiere ich immer im GA2- oder EB-Bereich, obwohl ich nur eine Pace von 6-7min/km laufe. Meine erbrachte Leistung konnte nie gemessen, nur gefühlt zum Ausdruck gebracht werden.

Was kann nun aber der Stryd? In erster Linie kann er mir ein schlechtes Gewissen einreden und vermittelt mir ganz unschuldig, dass mein Laufstil Schrott ist. Je mehr Daten ich von mir und meinem Training sammle, desto mehr Blicke ich der Realität ins Auge und fühle mich manchmal, als hätte ich die vergangenen Trainingsjahre verschlafen. Zum Glück bin ich großartig im Verdrängen und lasse mir die Leichtigkeit von meinen lockeren Einheiten, die ich zum Spaß absolviere, nicht nehmen. Ich sehe aber ein, wenn Bestzeiten fallen sollen, muss man an der Laufökonomie arbeiten und sich wie bei vielen Dingen im Leben auf den Hosenboden setzen.

Stryd gibt sowohl Aufschluss darüber, wie viel Power wir bei jedem Lauftraining umsetzen und wie effizient unser Laufstil ist. Je mehr Power wir mit jedem Schritt umsetzen, desto schneller bewegen wir uns vorwärts und erreichen das Ziel. Lauftechnik, Muskelspannung und Ausdauer sind die Schlüsselelemente für effizientes Laufen und Geschwindigkeit. Je effizienter unser Laufstil ist, desto weniger Sauerstoff benötigt unser Körper bei gleicher Power. Das hilft uns, schneller und länger zu laufen und das Risiko von Verletzungen zu minimieren. Gerade der letzte Punkt liegt sicher jedem eingefleischten Läufer sehr am Herzen. Stryd kann wie einige andere Gadgets eine Hilfestellung genau dafür sein.

Stryd geht davon aus, dass man etwa eine halbe Minute auf einer 5km-Zeit herausholen kann, wenn man rund 10% ökonomischer läuft ohne mehr Energie aufzubringen. Kurzum: wir müssen einfach nur einen sauberen Laufstil hinbekommen und schon fliegen wir eine halbe Minute eher durch das Ziel. Keine höhere Herzfrequenz. Nicht mehr Erschöpfung. Einfach nur effizienter Laufen. All die Daten und der Power-Wert können dabei helfen. Das heißt, Stryd gibt auch konkrete Empfehlungen wie die Sprung- und Schnellkraft zum Beispiel mit plyometrischen Übungen trainiert werden kann. Wer sich noch mehr zum Thema Verbesserung des Laufstils mit dem Stryd Powermeter einlesen möchte, dem empfehle ich passendes White Paper des Stryd Teams oder oben genanntes Stryd Blog, wo sie regelmäßig Details und diverse White Paper teilen.

Die Fülle an Informationen, die einem mit seinem Trainingscomputer aka Sportuhr in Kombination mit dem Stryd zur Verfügung gestellt werden, können überwältigend sein. Zumal die Angabe der Power-Datensätze noch eine relative neue Möglichkeit sind, um Lauftrainings zu analysieren und selbiges damit entsprechend zu steuern. Ob Freizeitsportler immer mehr Daten benötigen, um ihr Training erfolgreich zu absolvieren und vielleicht sogar an Wettkämpfen teilzunehmen, sei dahingestellt. Es wird immer mit mehr aber auch immer mit weniger gehen. In jedem Fall kann ich mir für mich vorstellen, dass Training mit den Stryd Metriken für mich auch in Zukunft ein essentieller Bestandteil meines Trainings sein könnte. Die Herzfrequenz als Variable kann ein praktikabler Wert für die Trainingssteuerung und -auswertung sein. Allerdings kann sie großen Schwankungen unterliegen. Gleiches gilt für die Pace, die nicht immer ein aussagekräftiger Indikator für ein effizientes Training ist (Stichwort: Gegenwind). Weshalb ich nun doch noch immer für Schlüsseleinheiten den HRM Gurt von Garmin einsetze? Irgendwie möchte ich mich nicht so richtig von der VO2max verabschieden, die ich ja mit Hilfe eines Forerunners und dem Gurt ermitteln kann. Auch nur ein Wert, der bestimmt nicht den Laborwerten entspricht. Aber als Richtwert gibt er mir einen sehr schönen Überblick darüber, in welcher Leistungsphase ich mich aktuell befinde und ob ich vielleicht ein wenig mehr an meinen Grundlagen arbeiten sollte. Nicht anders ist es mit der Power.

Habt ihr euch auch schon mit dem Thema Wattmessung auseinandergesetzt? Vielleicht sogar schon für den Laufsport? Wäre für euch eine derart detaillierte Analyse eures Training und eine so veränderte Trainingssteuerung spannend und seht ihr potential für euch persönlich darin? Stryd Powermeter im Test

Der Stryd Foot Pod wurde mir vom Unternehmen Stryd zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Dafür und für den interessanten Austausch bedanke ich mich.

P.S. Der Stryd Powermeter hat mich zuverlässig in den vergangenen Wochen sowohl bei meinen Outdoor- als auch Indoor-Lauftrainings begleitet. Gleiches gilt für meinen BikeInsde Tri Suit, den ich nun endlich dann die Tage bei der Triathlon Convention Europe zum Indoor-Tri ausführen kann. Immer wieder gern eingesetzt ist der Forerunner 630 und die Asics Super J.

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Weitere, detaillierte Testberichte über Trainingszubehör unter anderem auch von weiteren Sonnenbrillen findet ihr in der Kategorie Sportkollektionen.

Alle hier gezeigten Bilder wurden von meinem Fotografen Olli erstellt. Die Rechte an diesen Bildern liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung dieser Bilder ist nur in Absprache mit uns möglich.

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