Ja, liebe Leut’ . . . jetzt geht’s wieder los!
Wie bei so vielen Anderen, startete ich „halb-offiziell“ das Training für die Saison Zweitausendelf. Und da ich in der vergangenen Saison wieder jede Menge „Fehler“ und damit Erfahrungen gemacht habe, möchte ich diese gern weiter geben. Damit Ihr nicht alle in die gleichen Gruben fallen müsst. Erfahrungen sind es streng genommen nur deshalb, weil ich etwas daraus lernen konnte. Es gibt ja auch Zeitgenossen, die immer wieder die gleichen Fehler machen und scheinbar nichts draus lernen…
Also ab zum heutigen Thema: Struktur!
In triathletischen Kreisen ist man ja im Schnitt deutlich gebildeter und wissbegieriger als bei den vergleichsweise konservativen Radfahrern oder Läufern. Trotzdem wird hier wie dort aus meiner Sicht viel Blödsinn einfach kopiert, „weil man das halt so macht“. Zum Beispiel die berühmte „Drei-zu-Eins-Regel“. Also drei Tage Training, einen Ruhetag. Drei Wochen Training, eine Regenerationswoche. Diese Struktur ist nicht per se dumm, bringt sie doch zumindest das Thema Ruhe, Erholung, Regeneration in das übliche stupide Trainingsallerlei. Allerdings sehr starr, unflexibel, nicht auf das Individuum und seine momentanen Bedürfnisse abgestimmt (weshalb nebenbei standardisierte Internet-Trainingspläne Humbug sind!).
Prinzipiell vorweg (ich weiß, dass das jetzt etwas gebetsmühlenartig wiederholt klingt, aber aus der Didaktik meiner Seminare weiß ich, dass „Wiederholung die Mutter allen Könnens“ ist – oder warum trainieren wir immer wieder auf’s Neue?) „Onkel Jörgi’s Trainings-Axiom„:
„Erfolg als Athlet kommt vor allem durch wiederholtes, werthaltiges, zielorientiertes Training.“
Da steckt ‘ne Menge drin:
- Wiederholt: Nur wenn wir unseren Körper wiederholt Trainingsreizen (Stress!) aussetzen, adaptiert er in die gewünschte Richtung – passt sich einem erhöhten Fitness-Level an.
- Werthaltig: Nur ein Training ist sinnvoll im Sinne von Leistungszuwachs, das eben jenen im Fokus hat. Wert hat das Training also nur, wenn es den Körper dazu veranlasst, sich diesem erhöhten Fitness-Level anzupassen (ein unterschwelliger Reiz qualifiziert nach dieser Definition nicht, kann aber trotzdem Spaß machen). Vorsicht: Es muss deshalb nicht unbedingt „weh tun“! Auch eine GA1-Grundlageneinheit kann in diesem Sinne werthaltig sein.
- Zielorientiert: Das Training im Allgemeinen und die Trainingseinheit im Speziellen sollte ein Ziel verfolgen (zumindest für die ambitionierten Leser dieses Blogs). Denn am Anfang des Satzes steht ja das entscheidende Wörtchen Erfolg. Und Erfolg folgt, wenn man diesem Prinzip folgt!
Zurück zur 3-zu-1-Regel: Meine Erfahrung mit mir selbst und Athleten, die ich coache ist fasst immer die gleiche: Drei Wochen konsistentes Training halten die meisten nicht durch. Das mag’ im Profi-Bereich etwas anders liegen, da die Regeneration einfach eine bessere ist, wenn man nicht einem Arbeitsalltag nachgehen muss. Aber für Athlten jenseits der Dreissig mit Job und Familie passen drei Wochen Training am Stück praktisch nie. Es ist einfach nicht sinnvoll (und wird trotzdem von vielen so praktiziert), wenn man sich in einem akuten Zustand von Mattigkeit, Schmerzen und Unlust wiederfindet.
Meine Empfehlung ist vielmehr: Je nach individueller Konstitution und Trainingsjahren scheint es sinnvoller und zielführender, die Trainingsblocks auf ca. zwei Wochen zu reduzieren (12 – 16 Tage sind IMHO optimal) und auch diese je nach Möglichkeit (nicht nur physiologisch, sondern auch innerhalb der Gesamtstruktur „des Lebens“) mit gezielten Regenerationstagen zu würzen. Insbesondere nach einem richtig harten Training erscheint es sinnvoll, einen Tag „Pause“ einzulegen. Dieser kann natürlich ein lockeres Schwimmtraining oder eine leichte Athletik-Einheit beinhalten.
Fazit: Man sollte voller Lust und im Vollbesitz seiner Kräfte die „Killer-Einheit“ angehen, die den gewünschten Trainingsreiz bringt. Für die meisten Athleten gilt: „Die lockeren Trainingseinheiten sind zu hart und die harten sind zu locker!“