Stromkunden brauchen ein neues Profil

Smart-Meter, Bild: Thorsten Zoerner

Smart-Meter, Bild: Thorsten Zoerner

Gastbeitrag von Thorsten Zoerner, von blog.stromhaltig.de

Gerade die privaten Haushalte waren aus Sicht der Stromlieferanten lange Zeit lediglich Messstellen, die jährlich einen Verbrauch meldeten. Die Umsetzung der Energiewende wird in den kommenden Jahren jedoch dazu führen, dass hier ein Umdenken einsetzen wird, welches das Verhältnis zwischen Lieferanten und Kunden grundlegend verändern wird. Nicht nur die Stromproduktion ändert sich, sondern auch die Abnahme ist einem Wandel unterzogen.

Haben Sie einen Smart-Meter zu Hause? Warum?

Ja, wer seinen eigenen Stromverbrauch kennt, der kann sein Verhalten besser darauf abstimmen. Stromverbraucher können identifiziert werden und ohne Komfortverlust können bestimmte Verbräuche prognostiziert werden. Ein Beispiel ist der Kühlschrank. Dieser wird auch bei einer hohen Effizienzklasse, je nach Raumtemperatur mehr oder weniger Strom verbrauchen. Kennt man die Raumtemperatur kann man ohne Probleme das regelmäßige Einschalten des Kompressors auf die Sekunde genau vorhersagen. Eine Prognose, die dank der Feinheit eines Smart-Meter sogar die Einschalten des Kühlschranklichtes, und damit das Öffnen der Tür, berücksichtigt. Ähnliche Zusammenhänge lassen sich für viele Verbraucher aus den Daten erkennen. Zusammengefasst entsteht ein typisches Bild des Stromverbrauches eines Haushaltes.

In einer Zeit vor Smart-Metern ist der Verband der Deutschen Elektrizitätswerke (heute BDEW) hergegangen und hat sogenannte Lastprofile entwickelt. Kleinbetriebe, Landwirtschaft und auch Privathaushalte werden nach diesen Profilen abgerechnet. Eine Verbrauchsprognose ist jedoch auf Basis dieser Verbrauchswerte nicht möglich. So werden alle Haushaltszähler dem gleichen Stromverbrauchsbild zugeordnet und mit dem Jahresverbrauch multipliziert. Das Ergebnis ist ein typischer Verbrauch für jede 15 Minuten des jeweiligen Tages. Nicht berücksichtigt wird dabei die Verbrauchsgewohnheiten (Beispiel: Großfamilie, Schichtarbeiter, …) oder Umwelteinflüsse wie die Raumtemperatur. Dennoch waren diese Profile ausreichend, um über die Vielzahl der Verbraucher eine hinreichende Qualität zu haben, wenn man auf der Produktionsseite die Kapazitäten planen kann.

Bedingt durch die Energiewende und dem damit verbundenen Einsatz von mehr Solar und Windenergie entsteht mehr Dynamik auf der Produktionsseite. Bildlich kann man dies mit dem einem Radrennen vergleichen. Die Rennfahrer sind die einzelnen Verbraucher, die Begleitfahrzeuge sind die Produzenten. Ziel ist es beim gesamten Radrennen auf der Höhe des gleichen Fahrers zu bleiben. Kennt man das Leistungsprofil des Fahrers, so fällt es leicht bei Steigungen die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen. Dynamik auf beiden Seiten bedeutet in diesem Bild, dass man kein motorisiertes Begleitfahrzeug hat, sondern einen anderen Fahrer mit individuellem Profil. Beim Stromnetz fahren allerdings beide Fahrer auch noch unterschiedliche Strecken und sollen immer die gleiche Entfernung zum gleichen Zeitpunkt zurückgelegt haben.

Smart-Meter und deren Verbreitung bringen den größten Nutzen dem Stromnetz und dessen Stabilität, denn sie erlauben eine bessere Verbrauchsprognose vorzunehmen, da die Profile viel feingranularer ermittelt werden können als es traditionell der Fall war. Mit der Wirkung, dass der Aufbau von Überkapazitäten vermieden werden kann und Speicherkapazitäten dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden können. Auch ist es möglich, die Produktion näher an den Verbrauch zu bekommen, um so ein Netzsegment zu schaffen mit wesentlich geringeren Unsicherheiten.

Bekommen die privaten Stromkunden in Zukunft ein Profil, so ist dies vielleicht der wichtigste Beitrag, den jeder Einzelne zum Gelingen der Energiewende machen kann. Viel mehr, als dies mit EEG-Umlage monetär der Fall sein könnte. Die Verbreitung von Lieferanten unabhängigen Smart-Metern ist dabei der Anfang, gefolgt von verständlichen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Letztendlich sind es aber auch Mechanismen des Energiemarktes, die man genauer betrachten muss. Der Besitz von besseren Prognosen bei einem Marktteilnehmer als bei einem anderen Marktteilnehmer, fördert die Spekulation.

Der Trend, dass die privaten Haushalte zum Gesprächspartner von Versorger werden, der durch die Verbreitung von privaten PV-Anlagen bereits begonnen hat, wird sich bei positiver Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen. Das Wissen über den Wert des eigenen Lastprofils könnte dabei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.

Über den Autor

Vor 2 Jahren hat Thorsten Zoerner damit begonnen seinen eigenen Blog zum Thema Mehr Nachhaltigkeit beim Stomverbrauch unter http://blog.stromhaltig.de/ zu schreiben. Zielgruppe sind meist die privaten Haushalte und deren Bedeutung im Energiemarkt. Aktuell ist er auf der Suche nach Ansprechpartnern bei Stromanbietern, um die erstellten Analyseverfahren zu verproben.


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