Strom ohne Atom – Wie wir den Ausstieg schaffen

Von Hartstein

Liebe Leser,

am 09.06.11 kam im Ersten der sehr interessante Bericht Strom ohne Atom – Wie wir den Ausstieg schaffen. Dieser Beitrag ist in der Mediathek verfügbar.

Diese Reportage zeigt eindrucksvoll, wie uns die Politiker und Energiekonzerne das Märchen der Versorgungslücke auftischen wollen. Deutschland benötigt nur rund 60 % der produzierten Stroms. Dabei wurde der Wert zum Zeitpunkt des höchsten Verbrauchs im Dezember/Januar ermittelt. Mit den nun sieben abgeschalteten AKWs wird immer noch so viel Strom produziert, dass der nicht benötigte Anteil exportiert werden kann. Wohlgemerkt, immer von der Höchstlast ausgegangen. In den restlichen Monaten ist dementsprechend noch mehr Strom verfügbar, der exportiert wird.

Es muss zu keinem Zeitpunkt Strom importiert werden.

Es sind mal wieder die wirtschaftlichen Interessen der Energiekonzerne. Es geht schlicht darum, ob die Konzerne 40 % oder vielleicht nur 10 % Strom exportieren können. Von einer Versorgungslücke kann keine Rede sein.

In diesem Bericht wird der Atomausstieg 2015 veranschaulicht. Dabei ist der Ausstieg 2015 wissenschaftlich fundiert und von Personen erstellt, die bereits für die Bundesregierung gearbeitet haben. So liegt dieses Ausstiegsszenario der Bundesregierung vor, aber leider nur unter dem Teppich!

Jetzt hat also die Bundesregierung den Ausstieg vom Ausstieg zurückgenommen und den ursprünglichen Ausstieg wieder festgeschrieben. Der Bundesrat muss diesem noch zustimmen. Hier haben allerdings CDU und FDP keine Mehrheit und sind auf Stimmen der SPD und den Grünen angewiesen.

Und an diesem Punkt glaube ich nicht richtig zu hören. Da wollen die Grünen allen ernstes diesen Atomausstieg zustimmen, weil dieser Ausstieg besser als kein Ausstieg wäre. Das finde ich aber für eine Partei, die Umwelt und Atomausstieg schon immer auf den Fahnen stehen hatten, eine sehr bescheidene Sichtweise. Warum nicht mutiger sein und über einen früheren Atomausstieg verhandeln? Sind die Grünen etwa auch nur Sklaven der Energiekonzerne?

Und die Fakten im Film sind keineswegs neu. Diese Zahlen sind den Parteien längst bekannt.

Die Grünen wären gut beraten die Vorgehensweise nochmal zu überdenken. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die momentanen 24 % der Wählerstimmen leichtfertig verspielt werden. Diese Stimmen sind zu großen Teilen aus dem Thema Atomausstieg entstanden.

Leider kam der Bericht erst um 23.30 Uhr. In der Prime Time wäre der Bericht sicherlich besser aufgehoben gewesen. So bleibt der Bericht für ein Großteil der Bevölkerung im Dunkeln.

„So viel Energie steckte noch nie in der Diskussion um die Zukunft. Die Frage ist nicht mehr, ob wir die Atomkraftwerke abschalten können, sondern wie und wie schnell. 2022, 2020? Oder gar 2015, wie Gutachten renommierter Experten nahelegen.

Prof. Olav Hohmeyer vom Zentrum für nachhaltige Energiesysteme in Flensburg ist sicher, dass bereits ab Anfang 2015 Deutschland zu jedem Zeitpunkt ohne Atomstrom versorgt werden kann, auch ohne Zukäufe aus dem Ausland. Es gebe keine regionalen Versorgungsengpässe und auch zu Zeiten der Jahreshöchstlast – meist einem Abend im Dezember – ist Strom für jeden Verbraucher in Deutschland gewährleistet. Die Kosten? Das Abschalten aller Atomkraftwerke in Deutschland wird den Durchschnittshaushalt allenfalls um einige Euro im Monat belasten.

Für einen Zeitraum werden wir Kohle- und Gaskraftwerke vermehrt nutzen müssen, mit erhöhtem CO2-Ausstoß für einige Jahre. Danach wird die Klimabilanz aber wesentlich besser aussehen, als die Politik sie bisher geplant hat. Deutschland könnte spätestens 2050 seinen Strom komplett regenerativ herstellen. Mit politischer und gesellschaftlicher Bereitschaft ist dieses Ziel aber schon wesentlich früher zu erreichen„.

Liebe Grüße,

Dirk