Es kommt hin und wieder vor, dass ich mich aus meinem Büro hervorwage und dann vorne in unserem Verkaufsraum auf Kunden treffe. Dann bin ich natürlich immer neugierig, was gerade gestrickt wird. Da die Antwort zur Zeit meistens Schals sind, erspare ich mir momentan diese Frage und so habe ich vor ein paar Tagen mal eine Stammkundin gefragt, warum Sie denn überhaupt strickt.
Aus Langeweile? Spaß? Oder weil’s momentan wieder im Trend ist?
Ihre Antwort war eindeutig:
Zwar ist es heute eigentlich nicht mehr notwendig sich seine Socken & Co. selber zu stricken, aber Stricken ist für mich einfach entspannend. Besonders wenn ich Nachmittags gestresst von der Arbeit komme, ist mein erster Gang in die Küche zum Wasserkocher und anschließend mit einen schönen Tasse Tee auf die Couch zu meinen geliebten Ufo’s – Ja ich habe immer mehre Projekte auf den Nadeln, wer nicht *g* – und dann wird erst einmal genadelt. Anschließend kann ich mich dann in Ruhe um meine weiteren hausfraulichen Arbeiten kümmern bis mein Mann Abends von der Arbeit kommt. Abends vorm Fernseher – besonders wenn mal wieder Fußball kommt – sind meine Nadeln wieder stets bei mir!
Dadurch wurde ich natürlich neugierig, wie andere darüber denken und bin schnell wieder an meinen PC um die weiten des Googles ähm Internet zu durchsuchen.
Schwubsdideliwubs – Google offenbarte mir ungefähr 9.990.000 Ergebnisse. Bereits die ersten beiden Seiten, beide auf Englisch, haben mir bereits super gefallen und mir viel auf, dass Stricken sehr häufig auch zu Therapiezwecken eingesetzt bzw. angewandt wird.
Das erste Suchergebnis verwies mich in ein Forum, in dem ich folgenden zwar aus 2008 stammenden aber meines Erachtens tollen Beitrag eines Forenmitglieds entdeckt habe. Hier meine Übersetzung:
Früher habe ich an einem intensiven ambulanten Programm, ähnlich einer Gruppentherapie teilgenommen.
Dort gab es eine Frau, depressiv und Alkoholikerin … die während der Gruppenphase immer zu strickte und es sah sehr entspannend aus. Sie scherzte, dass zum Zeitpunkt ihrer vollständigen Genesung, jeder in der Gruppe Halstücher von ihr tragen würden.
Ich lehrte mich mit einem jener Klutz Bücher für Kinder und Jugendliche selber das Stricken. Ich habe jedes Projekt in dem Buch nachgearbeitet und ich fühlte mich dumm, weil sie kindlich waren. Aber es Half mir, mich etwas von meiner Depression abzulenken. Mein Mann bemerkte eine große Veränderung in mir, und er war froh, dass ich mich damit beschäftigte, anstatt mich völlig zu stressen.
Jetzt bin ich mehr Erfahren im Stricken, und ich genieße die in sich wiederholenden Handbewegungen und gehe völlig in dem weichen Garn verloren. Wenn ich traurig bin oder das Gefühl habe,mich nicht konzentrieren zu können, fange ich einfach an zu stricken. Auch wenn es etwas einfacher ist, das Endergebnis gibt mir immer ein Gefühl der Erfüllung.
Quelle: http://www.depressionforums.org/… posted by chels_barb [Link vom 08.11.11]
Würde man mich nun nach meiner Meinung fragen, warum Stricken und Häkeln wieder so beliebt ist, würde ich definitiv sagen, dass Stricken & Häkeln nicht nur reiner Zeitvertrieb sind.
Jetzt würde es mich aber natürlich reizen auch von Euch Eure Gründe, warum Ihr strickt und/ oder häkelt, zu erfahren. Ist es einfach weil es Spaß macht selber kreativ zu sein oder ist es definitiv mehr als nur ein reiner Zeitvertrieb? Handarbeit der ausgleichende Gegenpol zu unserer hoch technisierten Mediengesellschaft?