Stress um Platzhaus

Aus Protest gegen die Kündigung haben die Betreiber das Platzhaus mit schwarzer Folie eingewickelt. Hartmut Seefeld

Im Jahre 2011 wurde Ilona Sachs der Ehrenpreis des Bezirks Pankow überreicht. Honoriert wurde damit vor allem ihr unermüdliches und langjähriges ehrenamtliches Engagement an der Spitze des Fördervereins Helmholtzplatz, der auch das Platzhaus auf dem Helmholtzplatz betreibt. Es ist der Dank der Bezirkspolitik für den besonderen Einsatz um das Gemeinwohl, denn der Verein vermittelte auch immer wieder, wenn es Stress zwischen Platznutzern und Nachbarn gab. Häufig sind es sogenannte „Trinker“, von denen sich Anwohner belästigt fühlen. Alle paar Jahre, meist wenn neue Leute in die umliegenden Häuser ziehen, gebe es solche Konflikte, meinte Ilona Sachs einmal in einem Interview mit der Berliner Woche. Der Verein würde dann versuchen, gemeinsam mit Bezirksamt und Polizei, die Wogen zu glätten.

Hartmut Seefeld

Drei Jahre später mag das Bezirksamt von derartigem Engagement nichts mehr wissen. Ohne jegliche Vorankündigung kündigte der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) den seit zwölf Jahren bestehenden Betreibervertrag für das Platzhaus zum Ende des Jahres. Kirchner möchte gern mit Fördergeldern der EU und des Landes Berlin eine „städtebauliche Kriminalprävention“ auf dem seit vielen Jahren von diversen Nutzergruppen in Anspruch genommenen Platz in die Wege leiten und da scheint der auf Ausgleich mit der langjährigen Trinkerszene – der Prenzlauer Berger Soziologe Dr. Stefan Schneider spricht in diesem Zusammenhang lieber von „Menschen mit Lebensmittelpunkt auf der Straße“ – bedachte Verein eher plötzlich selbst als Problemfall denn als Problemlöser wahrgenommen zu werden. Nach heftigen Protesten hat Kirchner dann vor wenigen Tagen seine eigenwillige Kündigung ausgesetzt, den Vertrag zunächst um ein halbes Jahr bis Sommer 2015 verlängert und von einer „Kommunikationsstörung“ gesprochen. In einem „Ratschlag Helmholtzplatz“ soll nunmehr ab Januar 2015 über neue Konzepte debattiert werden.