Dass Stress unsere Sicht der Welt verändert, ist den meisten klar. Wir verhalten uns anders und nehmen uns und andere anders wahr, wenn wir Stressoren ausgesetzt sind. Dies auch vor dem hormonellen Hintergrund, dass aufgrund der Belastung zuerst Adrenalin und danach Kortisol freigesetzt wird. Vor allem Letzteres verändert unsere Wahrnehmung und Informationsverarbeitung massiv, indem es die Durchblutung des Thalamus verringert. Wir brauchen den Thalamus als eine Art Informationswächter, d.h. er sortiert die Flut an Informationen aus und lässt viele Sinnesinformationen erst gar nicht durch. Anders bei Stress – hier wird diese Filterfunktion abgeschwächt, so dass mehr Informationen durchkommen, die uns wiederum eher schwächen als stärken. Oder ganz einfach überfluten.
Unser Kopf versucht uns zu regulieren!
Wenn wir Stress haben, versucht uns unser Kopf dabei zu helfen, den Stress wieder abzubauen. Dabei wird dieser Versuch schon dadurch erschwert, dass nur 20% aller Nervenverbindungen von oben nach unten gehen. Der Rest sind Rückmeldungen vom Körper an unser Gehirn. Deshalb – und das vermittle ich in den Stressmanagement-Workshops und im Einzelcoaching – ist es eher angebracht, unseren Körper wieder in die Ruhe zu bringen, damit er dem Gehirn helfen kann, sich wieder zu orientieren und die benötigten Filterfunktionen wieder zu übernehmen. Und dazu gibt es jede Menge ganz banale Übungen, die uns immer wieder aus dem gestressten Kopfzustand in unseren Körper zurückholen. Und zwar so, dass die Umwelt nichts davon mitbekommt, ich mich also jederzeit auch selbst regulieren kann. Um so dem alltäglichen Stress immer wieder effektiv entgegen zu wirken.
Dieser Ansicht sind auch die Forscher, die dem Stress wissenschaftlich auf die Spur kommen wollen und mittlerweile einsehen, dass beim Stress Mechanismen greifen, die auf einer viel früheren und grundlegenderen biologischen Ebene anzusiedeln sind, als bisher angenommen. Meine Hypothese ist die, dass wenn Sie die Stressreaktionen im Kopf spüren, Sie schon viel früher die Zeichen Ihres Körpers überhöhrt haben, der Sie auf dieses “Zuviel” aufmerksam machen wollte. Aber – auch diese neue Wahrnehmung ist erlernbar. Jederzeit…