“Machsch Fride?” – “Fride!”
Wir erinnern uns, wie es war, als wir selber noch klein waren: Da stritten wir häufig und heftigst mit Bruder und Schwester, Schulkamerad, Freundin, oder aber auch mit Vater und Mutter, um allen kurz darauf – meist reumütig, manchmal bockig – die Hand entgegenzustrecken und vor uns her zu murmeln: «Machsch Fride?» Wie gross war dann die Erleichterung, wenn das Vis-à-vis einschlug und genauso erleichtert «Fride!» grummelte. Auch wenn man ihn ständig suchte: Streit war belastend und machte traurig.
Umso mehr gehören der Moment der Versöhnung und die damit verbundene Erleichterung zu den schönsten Kindheitserinnerungen, die wir haben. Heute sind es unsere Kinder, die sich genauso streiten und genauso versöhnen.
Wir Erwachsenen tun das nicht mehr. Jedenfalls nicht so. Nicht, dass wir Erwachsenen uns nicht mehr stritten, doch wir legen meistens andere Versöhnungsrituale an den Tag und laufen einander nicht mehr mit vorgestreckter Hand hinterher, um uns wieder zu verstehen.
Ausser am Sonntag in der Kirche. In uns gekehrt und nicht selten etwas grummelig stehen wir in den Bänken, doch wenn der Pfarrer den Friedensgruss ausspricht, so lassen wir uns noch so gerne in dieses institutionalisierte Versöhnungsritual ein, das wir aus unserer Kindheit kennen, und bezeugen per Händedruck den Frieden mit Gross und Klein, die sich in unserer Reichweite befinden.
Denn wir wissen, wie wohltuend und entlastend sich diese kleine grosse Geste jedes Mal auswirken kann. Wir müssten glaubs alle wieder viel öfter die Hand ausstrecken und «Machsch Fride?» sagen. Wie Kinder, die sich zwar ständig streiten, aber noch viel mehr versöhnen wollen!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Wie versöhnt Ihr Euch, wie Eure Kinder?