Streit um Kinderzufriedenheit

18Apr/131

Streit um Kinderzufriedenheit

Vor kurzem hat die UNICEF eine Studie zur Situation der Kinder in Deutschland vorgelegt. Demnach schneiden deutsche Kinder zwar beim subjektiven Empfinden gut ab, sie rauchen seltener als früher, werden seltener schon als Jugendliche schwanger und kiffen weniger. Trotzdem sind sie seltener zufrieden als die Kinder in anderen Nationen, im Ranking sind sie sogar deutlich abgerutscht. "Leistungsstark, aber unglücklich?", fragt die UNICEF und mitunter lässt sie das Fragezeichen auch gleich weg.

Politiker, Medien und Wissenschaftler haben sich daraufhin einen Wettstreit um die besten Ideen geliefert. Doch die These stimmt von den unglücklichen Jugendlichen lässt sich statistisch gar nicht halten, wie die Süddeutsche Zeitung schon am vergangenen Freitag berichtete. Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich, deshalb kann ich ihn hier nicht verlinken.

Um es kurz zu machen: Die These ist in zweierlei Hinsicht mehr als fraglich. Zum einen sind sechs von sieben Jugendlichen zufrieden. Die UNICEF setzt zwar hinter ihr "Leistungsstark, aber unglücklich?" ein Fragezeichen, nimmt aber dabei bewusst in Kauf, dass das schnell übersehen wird.

Streit um Kinderzufriedenheit

Anteil von Jugendlichen, die glücklich sind im Mittelfeld der UNICEF-Studie. Quelle:UNICEF

Das zweite Problem ist kein sprachliches, sondern ein statistisches. Im mittleren Bereich liegen die Nationen eng zusammen - so eng, dass die Aussagekraft der genauen Position gering ist. Hätte von 50Befragten nur einer mehr Zufriedenheit bekundet, läge Deutschland im oberen Bereich.

Im UNICEF-Bericht greift man deshalb zu einem grafischen Trick: Man schneidet die Achse ab. Statt bei 0 beginn sie bei 70. Ich habe hier die Länder aus dem Mittelfeld mal dargestellt, ohne die Achse abzuschneiden.

Ich will damit nicht behauptet, dass alles in Ordnung sei. Für Kinder und Jugendliche wird das Leben in Deutschland immer schwieriger, je weniger es gibt. Schon heute sind sie Exoten und stehen damit unter ständiger Beobachtung und stören zunehmen in einer alternden Gesellschaft. Doch das rechtfertigt keine falschen Interpretationen von Statistiken.

Ein großes Lob dagegen an den verantwortlichen Journalisten der SZ. Ich kritisiere ja gerne Berichte in Medien, doch hier haben zumindest einige Journalisten bessere Arbeit geleistet als mancher Wissenschaftler.


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