Streit um Balkonien

da09 07 Streit um Balkonien

Obwohl ich ja mein ganzes Leben als Deutsche in Deutschland verbracht habe, wundere ich mich immer wieder neu über den deutschen Drang zur perfekten Gründlichkeit und Gleichmacherei.

So hat mir gestern eine Freundin berichtet, dass sie von der Wohnungsgesellschaft der von ihr bewohnten Mietskaserne mit allerlei anwaltlichen und offiziellen Pipapo zum letzten Mal abgemahnt wurde, das an ihrem Balkon von einer Firma fachmännisch angebrachte Katzenschutznetz zu entfernen.

Da ja selbst ein degenerierter Angorakater einmal in seinem Leben den Ruf der Freiheit zu vernehmen mag, werden solche Netze gerne an die Balkonbrüstungen angebracht. 
Denn es ist ja keinem groß geholfen ist, wenn das Tier aus dem 7. Stock auf das nächste Autodach springt.

Und meine Freundin ist nicht die einzige in dem Haus, die sich ärgert. Auch andere Mitbewohner (etwa 30 an der Zahl) wurden mit ähnlichen Schreiben angehalten, ihre Balkone ordentlich zu halten, so dass das Haus von außen einen einheitlichensauberen Eindruck macht. 
Das bedeutet nicht nur, dass die Pflanzen auf ein Mindestwuchsmaß reduziert sein müssen, so dass sie nicht über das Geländer spitzen, sondern auch, dass die bunten Balkonverkleidungen entfernt werden sollen.

Tatsächlich ist ein solches Ansinnen gar nicht legal. Laut Gerichtsurteil ist es den Mietern nämlich erlaubt, Katzennetze, Windschutzplanen oder Balkonverkleidungen anzubringen, solange die Fassade nicht beschädigt wird.
Das bedeutet, solange man keine riesen Löcher aus der Wand haut, neue Mauern hochzieht, die Weinranken nicht den Putz zerstören oder der Balkon ansonsten unwiederbringlich verdreckt oder zerstört wird, darf man sich hier gemütlich einrichten.

Abgesehen davon, dass solche Maßnahmen sinnvoll sind und den Wohnwert steigern, halte ich diese farbenfrohen Verkleidungen für das Schönste an solch oft tristen Fassaden.

Etwas Gutes hat diese Intervention der Wohnungsgesellschaft allerdings:

Die Bewohner dieses Hauses sind sich erstmals einig und werden ihre 
Sichtschutze, Verkleidungen und Katzenfänger nicht abbauen.

Foto: Keine Gleichmacherei, aber schön: Hundertwasserhaus in Darmstadt


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