Um Mitternacht begann am Mittwoch der bis Sonntag ausgerufene Streik der portugiesischen Ryanair-Flugbegleiter, die in der Gewerkschaft SNPVAC organisiert sind. Die Low Cost-Airline rechnet nach eigenen Angaben mit einigen Verspätungen und Flugplanänderungen, aber nicht mit erheblichen Störungen. Grund dafür sind die von der Regierung verordneten „Mindestleistungen" - ähnlich wie kürzlich beim Streik der Tankwagenfahrer.
Ryanair-Flugbegleiter zu Mindestleistungen verpflichtet
Die von der Regierung für die Streikdauer festgelegten Mindestleistungen umfassen die Insel-Flugverbindungen von Ryanair zu den Azoren und Madeira sowie die europäischen Städte Berlin, Köln, London und Paris. Durchgeführt werden müssen daher zum Beispiel die täglichen Flüge zwischen Lissabon und Paris, Berlin, London sowie Ponta Delgada (Azoren), aber auch die zwischen Porto und Köln plus jeweils eine Flugverbindung zwischen der Hauptstadt Lissabon und Lajes auf der Azoren-Insel Terceira am Freitag und Sonntag.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft SNPVAC kritisierte diese Regelung und die Begründung durch die Regierung "vehement" ab. Es handele sich um "einen weiteren Versuch der Regierung, das Streikrecht der Portugiesen und insbesondere der Ryanair-Besatzungen zu unterminieren". Sie werde "die Verteidigung der wirtschaftlichen Interessen eines privaten ausländischen Unternehmens zum Nachteil der Rechte der portugiesischen Arbeitnehmer nicht akzeptieren".
Ryanair-Flugbegleiter fordern, portugiesisches Arbeitsrecht anzuwenden
Grund für den Streik des Ryanair-Kabinenpersonals in Portugal ist laut Arbeitnehmervertretung, dass Ryanair weiterhin "die von der portugiesischen Gesetzgebung auferlegten Regeln nicht einhält, insbesondere in Bezug auf die Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die Anzahl der Urlaubstage und die Integration von Kabinenpersonal, das über die Agenturen Crewlink und Workforce eingestellt wurden".
Das Unternehmen selbst teilte in Bezug auf die Streikfolgen mit: "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Störungen für unsere Kunden und ihre Familien so gering wie möglich zu halten", versicherte ihrerseits die irische Fluggesellschaft auf Anfrage einer Nachrichtenagentur. Passagiere, die keine E‑Mail oder andere Nachricht erhalten hätten, könnten damit rechnen, dass ihre Flüge nach und von Portugal im Rest der Woche normal stattfänden", so die irische Billig-Airline.
Bis zum Nachmittag war zumindest auf der Webseite des Algarve-Flughafens Faro nicht zu erkennen, dass es am Mittwoch streikbedingte Flugstreichungen oder wesentliche Abflugsverspätungen bei Ryanair gegeben hat. Lediglich ein Mittagsflug nach London-Stansted startete in Faro um eine Stunde verzögert, so die Internetseite der irischen Billigfluglinie.
Ryanair-Flugbegleiter von Piloten in Irland und Großbritannien begleitet
Am Donnerstag und Freitag wollen zudem die irischen und britischen Ryanair-Piloten die Arbeit niederlegen. Sie wollen damit ihrer Forderung nach höheren Gehältern und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck verleihen. Die Airline ging gegen die Ankündigung juristisch vor. Kommt es zu den Arbeitsausständen, könnten zahlreiche Flüge in Europa ausfallen oder nur mit großer Verspätung starten, warnte Ryanair. Am Mittwochnachmittag untersagte laut Medienberichten ein Gericht in Dublin den geplanten zweitägigen Streik der in Irland stationierten Ryanair-Piloten per einstweiliger Verfügung. Eine Gerichtsentscheidung für Großbritannien stand zu diesem Zeitpunkt noch aus.
Unterdessen kündigte in Portugal die Gefahrgutfahrer-Gewerkschaft einen erneuten Streik an, der im Herbst 14 Tage lang dauern könnte. Bei diesem „chirurgischen" Ausstand, wie sie es nennen, wollen die Fahrer in der Zeit vom 7. bis 22. September Überstunden verweigern, die über die achtstündige Tagesarbeit hinausgehen, und auch keine Wochenend- und Feiertagsarbeit leisten.
Mindestleistungen wie für Ryanair-Flugbegleiter wollen Tankwagenfahrer umgehen
Da die Fahrer ihre gesetzlichen Verpflichtungen erfüllen würden, habe die Regierung somit keine Möglichkeit, Mindestdienstleistungen zu verordnen, meinte Gewerkschaftsführer Francisco São Bento. Der Beschluss für den neuen Streik folgt dem Votum der Vollversammlung am vergangenen Sonntag für den Fall eines einigungslosen Verhandlungstermins am Dienstag. Zu dieser Situation war es gestern gekommen.
Nach dem Scheitern bedauerte Infrastrukturminister Pedro Nuno Santos, dass eine der Parteien - gemeint war die Gewerkschaft - "Ergebnisse definieren will, bevor die Mediation beginnt". Die Arbeitgeber warfen ihrerseits der Gewerkschaft vor, "das Endergebnis schon vor Beginn des Verhandlungsprozesses der Gegenseite auferlegen zu wollen" und den Mediationsprozess eigentlich abzulehnen.
Begrenzter "chirurgischer Streik" für September angekündigt
Die Gewerkschaft versicherte, dass sie offen für die Mediation bleibe, unabhängig von der Person des Mediators, solange sichergestellt sei, dass das Gesetz in der Zwischenzeit eingehalten werde. "Wir hoffen, dass die Regierung Initiativen zum Schutz der Arbeitnehmer ergreifen wird", sagte Bento. Dass der Streik diesmal nicht für unbestimmte Zeit ausgerufen werde, sei als Zeichen guten Willens zu verstehen. Der stellvertretende Gewerkschafts-Vorsitzende Pardal Henriques sagte, er hoffe, dass der Streik nicht notwendig werde: "Ich hoffe, dass ANTRAM bis dahin zustimmen wird, mit uns zu sprechen, sich mit uns an den Tisch zu setzen".
Die Tankwagenfahrer fordern erhöhtes Grundgehalt, verringerte Überstunden und eine Zulage in Höhe von 175 Euro.