Stranger Things

Erstellt am 16. Juli 2019 von Philipp

Originaltitel: Stranger Things
USA | seit 2016 | 42-62 Min. | FSK: ?
Science-Fiction, Thriller, Horror, Coming-of-Age
Matt Duffer, Ross Duffer
Matt Duffer, Ross Duffer u.a.
Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: -

Worum geht's?

1983. In der Kleinstadt Hawkins verschwindet ein Junge namens Will durch eine paranormale Gestalt. Wills drei beste Freunde, seine Mutter sowie sein großer Bruder begeben sich verzweifelt auf die Suche, unterstützt vom örtlichen Polizeichef. Kurz nach Wills Verschwinden erscheint in der Stadt ein unbekanntes Mädchen im etwa selben Alter, das telekinetische Fähigkeiten aufweist.

Wie ist die Serie?

Gefühlt begann mit „ Drive " (2011) ein Retro-Hype um Synthesizer-Soundtracks und 70/80er-Jahre-Feeling, der in „Kung Fury" (2015) gipfelte und seither eigentlich kalter Kaffee ist, doch „Stranger Things" entfacht den Hype neu und überträgt ihn auf das TV-Medium. Dass die Duffer Brothers mit ihrer Netflix-Serie Riesenerfolge feiern, liegt vor allem an ihrer formvollendeten Nostalgie-Strategie.

„Stranger Things" ist eine einzige große Hommage an die US-Popkultur von etwa 1975 bis 1985. Insbesondere die Werke von Stephen King und Steven Spielberg spielen dabei eine tragende Rolle. Die Handlung von „Stranger Things" schöpft reichlich aus den King-Buchverfilmungen „ Carrie", „Der Feuerteufel", „ Es" oder „Stand By Me" - beziehungsweise deren Vorlage, wie auch aus „Unheimliche Begegnung der dritten Art", „E.T. - Der Außerirdische" oder „ Poltergeist". Zumindest visuell finden sich viele weitere Verweise, etwa auf „Die Goonies", „ Alien" oder „ Nightmare - Mörderische Träume ". Passend dazu quillt der Soundtrack über vor Hits von Bon Jovi bis The Clash.

Allerdings sind die Referenzen selten eindeutig auszumachen, sondern verschwimmen ineinander. Für das Publikum entsteht ein nicht näher bestimmtes Gefühl der Vertrautheit. Mit dem nostalgischen Effekt schaffen die Duffer Brothers eine emotionale Bindung zu ihrer Monsterjagd. Im Grunde werfen sie alle bewährten Zutaten aus ihrer Lieblingsära in einen Topf und rühren einmal um. Ganz wird diese Beschreibung ihnen aber nicht gerecht, denn die Figuren und Drehbücher in „Stranger Things" sind wirklich sorgsam ausgearbeitet.

Umwerfend gute Nachwuchsstars, David Harbour als Polizeichef und eine maximal besorgte Winona Ryder führen die hochsympathische Besetzung an. Der Serie gelingt eine perfekte Ausbalancierung und Verbindung unterschiedlicher, gleichstarker Handlungsstränge. So bietet die Geschichte viele Facetten, ohne kompliziert zu werden. Wenn der Horroraspekt gerade nicht dominiert, lehnt sich „Stranger Things" auch an klassische Teeniefilme an. Tatsächlich sind die stärksten Momente der Serie jene, in denen es um zwischenmenschliche Beziehungen und nicht um Übernatürliches geht.

Die aus angenehm wenigen Episoden bestehenden Staffeln funktionieren (bewusst) wie ein langer Film und kommen weitestgehend ohne experimentelle Ausschweifungen und Füllmaterial aus. Unterm Strich haben die Duffer Brothers an alles gedacht, um ihre Serie goutieren zu lassen. Bei einer so massiven Bedienung der Nostalgie-Keule stellt sich nur noch die Frage nach der Eigenleistung und Originalität. Heruntergebrochen auf die einzelnen Zutaten bietet „Stranger Things" nur Altbekanntes aus dem Kino. Der springende Punkt ist die charmante, hochwertige Präsentation, mit beeindruckend authentischem 80er-Jahre-Look und intelligenten, liebenswerten Charakteren.

Update Staffel 3

Nach einer etwas längeren Wartepause liefert Staffel 3 schlichtweg mehr von dem, was die Fans zuvor liebgewonnen hatten, kleine Variationen von Bekanntem. Diesmal bilden die beginnende Pubertät der Nerd-Gang sowie der Kalte Krieg der Reagan-Ära den erzählerischen Rahmen. Kino-Klischees werden munter zelebriert, zahlreiche Filmklassiker zitiert, speziell aus dem Horrorbereich. Sieben Episode lang bewegt sich alles auf einem konstanten, soliden Niveau mit gewohnt starker Kameraarbeit und hervorragenden visuellen Effekten. Eisverkäuferin Robin integriert sich erfolgreich als sympathische neue Hauptfigur, gespielt von Maya Thurman-Hawke, Tochter von Uma und Ethan.

Dann kommt die finale Episode 8. Sie lässt nicht nur die drei Haupthandlungsstränge befriedigend zusammenlaufen, sondern trifft das Publikum mit einer ungeahnten emotionalen Wucht. Allein für dieses Finale lohnt sich die ansonsten etwas redundante Staffel 3. Für die unvermeidliche Staffel 4 braucht es aber grundlegende Neuerungen, wenn die Macher sich nicht im Kreis drehen wollen.

Ähnliche Serien

Freaks and Geeks
Misfits

User-Wertung

Wie findest du diese Serie?
( 7 Votes, ø 8,71 von 10)

" weitere Serienkritiken