Dru und Graves, die knapp dem Nosferat Sergej entkommen sind, weil sie von Christophe gerettet wurden, werden nun in eine Schule (Schola) für Dhjampire und Werwölfe gebracht. Hier soll Dru angeblich in Sicherheit sein und ausgebildet werden. Während Graves schnell Anschluss findet, wird Dru nicht trainiert, muss langweilige Anfängerkurse besuchen und wird auf Schritt und Tritt bewacht. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht und auch Christophe ist spurlos verschwunden. Da kommt es zu Vampirangriffen auf die Schola und Dru schwebt mal wieder in höchster Gefahr. Außerdem scheint es einen Verräter in der Schola zu geben…
Auch im zweiten Band der „Strange Angels“-Serie muss sich Dru ihren Ängsten stellen. Ihr wird erzählt, dass sie etwas Besonderes ist, das vor den Nosferatu beschützt werden muss, aber keiner bringt ihr etwas bei. Das ist schon sehr seltsam. Zu Beginn zieht sich Dru deshalb auch schmollend in ihr Zimmer zurück, schwänzt den Unterricht und versinkt in ihrer Trauer über den Verlust ihres Dads. Keiner will ihr vor allem etwas erklären. Das macht Dru mit der Zeit stutzig und irgendwann lässt sie sich auch wieder aus ihrer Lethargie aufrütteln und schreitet endlich zur Tat. Ab da geht es dann auch wieder rund und man bekommt ganz schön viel Dru- und Werwolf-Action serviert.
Der Schreibstil hat mich am Anfang wieder etwas abgeschreckt, denn er ist schonungslos und direkt, wie wir ihn aus dem Ersten Band der Reihe kennen gelernt haben. Wenn Dru heult, dann mit Rotz und allem was dazugehört. Auch an Matsch, Schmodder und Kraftausdrücken fehlt es nicht, aber ich hab mich wieder sehr schnell dran gewöhnt. Dru führt uns nach wie vor als Ich-Erzählerin durch die Geschehnisse und man erlebt ihre Wut und ihren Schmerz hautnah. Auch ist die Erzählung realistisch, denn wenn Dru Schmerzen hat, dann kann sie kaum stehen, wird bewusstlos und wirft die Verletzungen nicht so schnell ab, wie es oftmals in Geschichten suggeriert wird. Die zweite Hälfte des Buches ist wirklich emotions-, spannungs- und actiongeladen und es hat mir Spaß gemacht, durch die Seiten zu fliegen.
Die Charaktere sind, mit ein paar Neuerungen, die gleichen, wie in „Verflucht“. Dru ist traumatisiert von den Erlebnissen und dem Verlust ihres Dads, berappelt sich dann aber wieder und die wahre Dru kommt nach einiger Zeit zum Vorschein. Graves entwickelt sich in der Schola zu einem wahren Alpha-Männchen und er würde für Dru sterben. Der schüchterne Goth-Junge ist fast gänzlich verschwunden und macht einem gutaussehenden Anführer Platz. Christophe ist geheimnisvoll, wie eh und jeh. Er verschwindet einfach, taucht urplötzlich wieder auf und bittet Dru, ihm zu vertrauen. Anscheinend ist sie ihm nicht egal, aber wieso, lässt er noch nicht so ganz durchblicken. Auch ist Dru sich nicht sicher, ob sie etwas für ihn empfindet, da ihr mittlerweile auch Graves Veränderungen zum Positiven auffallen. Es gibt auch ein paar neue Nebencharaktere wie den Lehrer Dylan, aus dem ich nicht ganz schlau wurde, oder die beiden Werwölfen Dips und Shanks.
Die Umschlaggestaltung finde ich nicht ganz so gelungen, wie die des ersten Bandes. Trotzdem ist sie schön, aber weniger auffällig und in gedeckteren Blautönen gehalten. Der Mädchen-Kopf passt nicht unbedingt.
Fazit: Nach einem etwas langweiligeren Beginn, entpuppt sich „Strange Angels: Verraten“ von Lili St. Crow wieder als actiongeladene und kurzweilige Fantasy-Unterhaltung, die mal wieder mit einem fiesen Cliffhanger endet. Jeder, der den ersten Teil gerne gelesen hat, sollte auch unbedingt zum zweiten Band greifen!
Strange Angels: Verraten
von Lili St. Crow Gebundene Ausgabe: 384 Seiten Verlag: PAN (6. Januar 2012) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3426283468 ISBN-13: 978-3426283462 Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre Originaltitel: Strange Angels: Betrayal
Rezension vom 03.06.2012 Vielen Dank an den