Strandgut

Von Wellenklang

Darf ich vorstellen? Neptuns Krone! Hab ich heut am Strand gefunden!
Käme jemand auf die Idee eine Umfrage zu starten, die die Leute fragt, wo denn die glücklichsten Leute wohnen. Insulaner wären ziemlich weit vorn. Wahrscheinlich Kopf an Kopf mit dem Oberallgäu, Herrsching und dem Tölzer Land.
Zum meinem Glück gehören neben viel Wind und Sonne, dem Meer und Paul auch weniger Wind mit Sonne dem Mehr und Fridolin, meinem Fahrrad. Ich bin ein glücklicher Mensch- ein glücklicher Insulaner.
Regelmässig lenke ich den handgefertigten Drahtesel über die Insel. Ich kann mich so richtig darin verlieren neue Wege zu entdecken, die Runde zu vergrössern oder gänzlich neue Inselflecken zu finden. An jeder Ecke öffnet sich ein neuer Horizont, das Meer lockt Dich von überall. Mal säuselt es ganz leise, mal trommeln die Wellen energisch an den Strand. Mit Fridolin die Insel im Wandel der Jahreszeiten zu durchstreifen- ein grosses Glück. Ein Privileg.
Ich bin ein priveligierter, glücklicher Insulaner.
Manch einer meint ja wir leben hinter dem Mond und dann rechts. Ich finde es ganz praktisch vom Elend der Welt nur die Hälfte mitzubekommen. Griechenland ist nur halb so arm, es gibt nur 50% an Kriegen und Alterarmut ist auch nur ein Nischenproblem. Hier auf der Insel ist die Welt noch in Ordnung. Da schälen sich nach einem milden Winter bereits im Februar die Krokusse aus dem Winterpelz, werden jedes Jahr 6 Wochen vor Ostern die Terassen und Restaurantgärten für die Saison präpariert, fallen allwöchentlich am Gründonnerstag die Touristen ein und lassen erstaunte Inselmenschen – Ja ist denn schon wieder Saison?- vor einem randvollen Edekaparkplatz kapitulieren, hier auf der Insel gleicht eine Fahrradrunde der anderen und ist doch so verschieden von allen anderen.
Ich fahr tatsächlich (fast) immer dieselbe Runde und lasse mich von der Faszination Sonne, Meer und Strand einfangen. Jedes Mal ist etwas anders. Ein Baum der den letzten Orkan nicht überstanden hat, Bernstein vom Oststurm und der Strömung auf dem Strand abgelegt, verwitterte Geschichten erzählende Holzstücke und jede Menge Hühnergötter. Auf meiner Route gibt es eine Stelle an der ich bequem Fridolin abstellen kann, ohne ihn aus den Augen lassen zu müssen, und ein Stück am Wasser entlangschlendern kann. Hier kehre ich zu gerne ein und verlängere meine Radeltour um unbestimmte Zeit. Musse für Meditation, Auszeit, Ruhezeit, Zeit zum Atmen, treiben lassen, atmen…. Ganz frei fühle ich mich hier auf den Buhnen, frei und leicht und Herrin über den Wellenklang. Diesen meist sanften Tönen zu lauschen, manchmal infernale Arien und brausendes Trommeln aufsaugen, piano, mezzo, forte- von Sopran bis Bariton aber immer Geschichten vom Meer und der Weite säuselnd. Ein Traum, mein Traum- nein mein Luxus, mein kleines persönliches Glückbringendes Privileg.
Ich bringe von jeder dieser Touren Strandsammelsurium mit. Hühnergötter weil sie Glück bringen, Glasscherben in den unterschiedlichsten Grün- Blau und Türkistönen, Donnerkeile und ein jedes Fundstück mit einer geheimnisvollen Geschichte. Der Donnerkeil- welchem Tintenfisch er wohl einst die Krake machte, die Flaschenscherben- waren sie Bier – oder Brauseflaschen, haben sie lachende Kinder in den Ferien die Selter gespeichert, die Holzstücken verwittert und vom Meer geschliffen. Es ist alles wunderschön sanft geschwungen und  unkantig, wenn es an den Strand geworfen wird. Das Meer mit seiner wiegenden Art betätigt sich als Weichzeichner für spätere Dekoschätze.
Ich bin ein glücklicher Insulaner.
Nehm mir noch einen satten Atemzug aus ddem Meer und wünsch Euch einen schicken restlichen Sonntag.