BERLIN. (hpd) Der Himmel ist grau an diesem Morgen. Es regnet leise und die Passanten versuchen, die meisten beschirmt, dem Wetter zu entkommen. Und bleiben dann doch stehen, um den Kindern zuzuhören, die mit Bauchläden und Sammeldosen auf der Neuköllner Karl-Marx-Straße unterwegs sind.
»Ich steh hier auf der Straße, weil ich den Straßenkindern helfen will«, sagt Haris. »Wir helfen damit terre de hommes, die für den Kinderclub ›Turkan Sirpi‹ in Nicaragua Spenden sammeln.«
Stojan will den Vorüberhastenden erklären, wie hart das Leben auf der Straße für Kinder ist: »Wir wollen die Leute dafür interessieren, damit sie uns eine kleine Spende geben.«
Terre des hommes spricht in einer Pressemitteilung davon, dass deutschlandweit gestern rund 3.000 Kinder in 80 Städten genau so wie die Lebenskundeschüler der Richard-Grundschule unterwegs waren, um Spenden zu sammeln. Und um sich für einen Tag in die Rolle von Straßenkindern einzufühlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Kinderschutzorganisation solch einen »Blickwechsel« vornimmt. Am 20. November - dem Jahrestag der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention 1989 - wird seit einigen Jahren mit Erfolg Geld für Projekte gesammelt. Auch die Lebenskundeschülerinnen aus Neukölln sind nicht das erste Mal dabei.
»Ich will, dass die Kinder ein Zuhause haben« erklärt Vera mir, als ich sie frage, weshalb sie im Regen steht und die Menschen anspricht. »Ich will, dass die Kinder ein Kinderzentrum in Nicaragua bekommen.« Und dafür geht nicht nur sie offensiv auf die Passanten zu und spricht sie an. Überwiegend erfolgreich. In einer knappen Viertelstunde wurden schon mehr als 20 Euro eingesammelt. Obwohl das Infomaterial, das die Jungs und Mädchen verteilen, vom Regen inzwischen völlig aufgeweicht ist.
Auf den Stufen des Rathauses Neukölln tanzen ein Mädchen und ein Junge ausgelassen Breakdance. Obwohl die Technik nicht so recht mitmachen will, die Treppe glitschig-nass ist und Passanten - immerhin die meisten mit einem Lächeln - vorübereilen. Am Rande treffe ich Dr. Konstanze Billeb und Jaap Schilt vom HVD Berlin, die vor allem hier sind, weil sie die gute Arbeit der Lehrerin, Susan Navissi, unterstützen wollen, die im Lebenskundeunterricht die Kinder auf diesen Tag vorbereitet hat: »Denn das gehört zu den Werten, die wir den Kindern vermitteln wollen: dass wir uns um andere kümmern« erklärt Dr. Billeb und Schilt ergänzt: »Wir sammeln in diesem Jahr für Straßenkinder in Nicaragua. In dem Zentrum werden Kinder aufgenommen, die dort ihre Sprache lernen können. Oder Malen können oder irgendwelche Dinge zu tun, die kindgerecht sind.«
Kalib sagt es einfacher: »Die Kinder da [in Nicaragua] sollen einfach leben können.«
Nic
[Erstveröffentlichung: hpd]
Fotos der Aktion gibt es hier im Blog.