So schlecht kann es aber nicht gewesen sein, dachte ich dann, als ich eine Mail mit einem Musikstück aus dem Studio bekam, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, dazu einen Text zu schreiben.
Klar kann ich!
Erinnert Ihr Euch? So endete der letzte Teil dieser Geschichte. Wie es weitergeht, erfahrt Ihr jetzt.
Da saß ich also mit einer Musikdatei, gerade mal 90 Sekunden lang, und überlegte, was ich damit anfangen könnte. Ob ich das überhaupt hinkriegen könnte. Mir gefiel das Stück, das er komponiert hatte. Ich hörte es mir immer und immer wieder an. Und dann kam mir eine Gesangslinie in den Sinn, die darauf passte. Diese Melodie summte ich unentwegt. Und nach und nach sprudelten die Worte aus meinem Kopf heraus. Ich wusste, welche Geschichte ich mit diesem Lied erzählen wollte. Also fing ich an zu schreiben.
An der Umsetzung scheiterte ich jedoch immer wieder. Denn mein Englisch ist alles andere als gut. Genau genommen ist es sogar very bad. Ich bat also jemanden um Hilfe, der sich damit besser auskannte. Er las den Text Korrektur, denn ich wollte ja keinen Müll präsentieren.
Trotzdem war ich ganz schön nervös, denn es war mir sehr wichtig, dass es dem Komponisten auch wirklich gefällt. Ich wollte unbedingt diesen Song aufnehmen. Meinen Song. Unseren Song.
Und als dann überraschenderweise positives Feedback von ihm kam, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind.
So stand ich ein paar Wochen später wieder bei ihm im Studio. Ich sang das Lied ein, den kleinen Teil, der bisher schon stand. Ich platzte bald vor Aufregung. Ich singe mein eigenes Lied und es gefiel ihm scheinbar. Zumindest von der Grundidee. Es haperte jedoch noch stark an meiner Technik.
Von nun an trafen wir uns ein Mal in der Woche im Studio und arbeiteten an unserem Song. Mit jedem Mal nahm er ein bisschen mehr Form an. Wir redeten kaum über etwas anderes, als über die Musik. Das war unsere gemeinsame Ebene. Alles, was darüber hinaus ging, war jedoch eher verkrampft. Dieser Mann war so unfassbar zurückhaltend. Und ich bin auch nicht gerade ein Plappermaul, was man nicht meinen mag, wenn man hier regelmäßig meine literarischen Ergüsse liest. Die Stimmung war also manchmal etwas komisch, wenn man nicht wusste, worüber man reden soll. Also arbeiteten wir einfach an dem Stück weiter.
Ich bat schließlich meine Gesangslehrerin um Hilfe, die mir noch ein paar wichtige Tipps gab, damit es besser klingt. Singen hat viel mit Psychologie zu tun. Etwa so:
Ich treffe den hohen Ton nicht, weil ich denke, dass ich es nicht kann. Also muss ich mir vorstellen, eine Leiter hinaufzusteigen, auf der ich aber irgendwann nicht weiter komme, weil über mir eine Tür ist. Anstatt aufzugeben, muss ich diese Tür einfach öffnen und weitergehen.
In einem gewissen Rahmen funktionierte das tatsächlich. Ich würde freier im Kopf und so konnten wir dem Song letztendlich den Feinschliff verpassen. Diesem Song, der schließlich zu unserem wurde.
Irgendwann, nach einem langen Studio-Tag, waren wir beide hungrig und wir entschieden uns dazu, noch nach McDonald’s zu fahren. Wir verließen damit also unsere Komfortzone – die Musik – und begaben uns aufs Neuland. Während wir unsere Burger aßen, brach das Eis zwischen uns und wir fingen an, uns richtig miteinander zu unterhalten. Ich glaube, wir saßen noch fast zwei Stunden dort und redeten über alles mögliche.
Schließlich verabschiedeten wir uns, mit dem Versprechen, dass ich ihn als Dankeschön mal auf ein Bier einlade.
Ein Versprechen, dass ich auf diese Art nicht einlösen konnte.
To be continued…