Story: Die Prophezeiung (1)

Von Kendra

1. Kapitel
~Veränderung~
Dunkelheit und Schwärze umgab sie. Kein einziger Sonnenstrahl erhellte das Verlies, indem sie eingesperrt war und ihr Dasein fristen musste. Jegliche Hoffnung auf Freiheit war ihr bereits geraubt worden, nichts konnte sie von ihrem grausigem Schicksal befreien.
Früher hatte sie Wut, Schmerz und unheimliche Trauer empfunden, doch nach den Jahren ist nur noch eine Leere in ihr übriggeblieben, die sie mit einem dumpfen Gefühl hinnahm.
Denn hier unten hatte sowieso nichts mehr eine Bedeutung, oder gar einen Sinn. Wenn es denn einen bei ihr gab, dann war es: Leben um sich zu verstecken.
Müde und schlapp setzte sie sich in ihrem Bett auf, ohne zu wissen, was sie mit sich und ihrem größten Feind, der Zeit, anfangen sollte.
Seufzend erhob sie sich trotzdem und schritt missmutig in ihrem Zuhause auf und ab. Obwohl sie sich nicht gerade über die Einrichtung und den Komfort beschweren konnte, hasste sie diesen Ort und die dort empfunden Einsamkeit, die ihr wie Kälte direkt ins Herz fuhr.
Auch der seltene Besuch ihres Vaters, konnte nicht verhindern, dass sie allmählich verstummte. Was nützte ihr die Konversation, wenn sie niemals mitreden konnte? Viel zu wenig wusste sie von der Welt da draußen und von den Ereignissen, die sich dort abspielten. Es war als wäre sie ein stiller Zuhörer, der sich nur einzig und alleine vom Gesagten ein Bild machen konnte. Deswegen bevorzugte sie es mittlerweile lieber nichts mehr zu hören. Wenn sie schon nichts sehen konnte, dann nützte ihr das andere Sinnesorgan auch nichts.Eintönigkeit beherrschte sie, und machte sie schlichtweg krank. Ihr Vater versuchte sie immer zu beruhigen, wenn sie wieder einmal kränkelte und schwach im Bett lag, doch sie wusste dass sie wenn sie länger hier blieb elendiglich krepieren würde. Keine so schlechte Alternative, dachte sie mürrisch.
Eine kleine Stimme versuchte sie jedoch davon abzuhalten solche dunkle Gedanken auch in die Tat umzusetzen. Was kein Problem darstellen würde, sollte sie es tatsächlich jemals in Betracht ziehen.
Aber noch konnte sie es aus ihrem Kopf verbannen, denn trotz allem war sie nun einmal die Tochter eines Pfarrers. Dies hinterließ Spuren, auch wenn sie ihren Vater nicht oft sah und auch keinen näheren Bezug zu ihm aufbauen konnte. Trotzdem hatte er ihr oft aus der Bibel vorgelesen und ihr seine Predigten vorgelesen, die sie jedoch nur mit halbem Ohr gelauscht hatte, da sie nicht gerade seine Ansichten teilte. Doch eins wusste sie ganz genau, Selbstmord war eine Sünde, und sie wollte es nicht riskieren, im Höllenfeuer zu enden......noch nicht....denn viel besser kam ihr das Leben auf Erden auch nicht vor.
Doch natürlich würde sie dies niemals laut auszusprechen wagen, denn viel zu sehr fürchtete sie seine Reaktion.
Vater Cornelius war in machen Dingen ziemlich streng, und wenn es um religiöse Dinge ging, tendiert es sogar zum Fanatischen. Deshalb schwieg sie und ließ ihn lieber reden, was er langsam aber sicher auch aufgab, da er merkte dass sie nicht seine Überzeugungen teilte und sie somit vertane Zeit darstellte. Für Hope war das nicht weiter tragisch, denn seine Besuche hatte nicht gerade eine erquickende Wirkung auf ihr Psyche, im Gegenteil waren sie von einer Gezwungenheit , die sie nur in der Annahme bestätigte, dass er sein Erscheinen nur als lästige Pflicht ansah.
Gerne hätte sie ihn davon enthoben, doch sie wagte es nicht, diesen Vorschlag zu machen, denn dann wäre sie wirklich für immer alleine.
Als ob sie ihn herbeigerufen hätte, betrat ihr Vater den Keller, den sie hörte seine Schritte und konnte aufgrund dessen, seine Laune und Verfassung beurteilen. Heute erschienen sie ihr ziemlich hektisch und aufgeregt, daher schloss sie, dass irgendetwas seinen Unmut auf sich gezogen hatte.
„Gesegnet seist du mein Kind“, hörte sie ihn sagen und sah wie er sie hinter den offenen Laschen, der vernagelten Holzbretter angespannt musterte.
„Du auch, Vater“ , antwortete sie Pflichtbewusst und versuchte sich einen Reim aus seinem Gesichtsausdruck zu machen.
„Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich mein Kind“, presste er schnell und abgehackt hervor, als ob ihm das Sprechen schwer fallen würde und er die Worte erst einem schützenden und hartnäckigen Kokon entnehmen müsste.
Gespannt und ruhig, wartete Hope auf weitere Erklärungen, doch als diese ausfielen und er sie lediglich mit zusammengekniffen Augen betrachtete, hakte sie nach.
„Bitte Vater, sag was dich beunruhigt!“
„Bruder Fabian hat den festen Entschluss geäußert.....und auch die anderen Ordensbrüder waren seiner Meinung, dass....also ich sollte eigentlich nicht hier sein.....es tut mir leid!“, waren seine hastig genuschelten und nicht nachzuvollziehenden Worte, die Hope in einen inneren Aufruhr versetzen. Bevor sie die Möglichkeit hatte, ihn um eine genauere und erklärende Antwort zu bitten, drehte sich ihr Vater bereits um und war aus ihrem eingeschränktem Sichtfeld verschwunden.
Gedankenverloren blickte sie ins Leere und fragte sich was ihren Vater so sehr beunruhigte....
- *Fortsetzung folgt*-