Kein anderes Datum ruft in der deutschen Geschichte so starke Emotionen hervor wie der 9. November. An diesem Tag veranstalteten die Nazis 1938 die Reichspogromnacht, endete 1923 der Hitlerputsch in München, begann 1918 die Novemberrevolution und fiel 1989 die Berliner Mauer.
Am Vorabend dieses Tages wurden in diesem Jahr eine Gedenktafel und eine Stele am ehemaligen Jüdischen Altersheim in der Schönhauser Allee 22 enthüllt. Der gelbe Klinkerbau, in den Jahren der DDR ein Polizeirevier, hat eine wechselvolle Geschichte, über die am Freitag auch ausführlich informiert wurde.
Den hohen Stellenwert, den die posthume Ehrung der früheren Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt genießt, dokumentiert nicht zuletzt auch die Teilnehmerliste. Von der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau, über den Bundestagspräsidenten a.D. Wolfgang Thierse bis hin zum Berliner Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten Tim Renner, dem Pankower Bezirksstadtrat für Kultur Torsten Kühne und dem Leiter des Pankower Museums Bernt Roder war eine auch politisch breit aufgestellte Gästeschar vor Ort.
Konnten in dem Haus seit 1892 jüdische, in der Regel auch mittellose Frauen und Männer ihren wohlverdienten Lebensabend verbringen, endete dieses Kapitel abrupt am 17. August 1942, als im Rahmen der „großen Alterstransporte“ über 150 Menschen von dort deportiert.
Besonders berührend war die Anwesenheit zweier Überlebender - Angelika Svendsen und Walter Frankenstein. Angelika Svendsen formulierte mit Bezug auf die wachsende Zahl an in Berlin verlegten Stolpersteinen mit einem bemerkenswerten Satz: „Deutsche können nicht oft genug über ihre Vergangenheit stolpern.“