Stillen in der Öffentlichkeit. Oder: Sechs Monate oben ohne

Von Teilzeitmutter
Mein Leben als Milchkuh Stillmama ist nun endgültig vorbei. Traurig? Nein! Nach neun Monate mit spannenden Brüsten, müffelnden Milchflecken, unschönen Still-BHs und dauernuckelndem Baby, das meine Nippel gerne mal mit einem Beißring verwechselte, weine ich der Stillzeit keine Träne nach.  (Wie das Stillen bisher für mich gelaufen ist, könnt Ihr hier nachlesen.) Auch das öffentliche Blankziehen vermisse ich nicht. Denn Dank des kleinen Dauertrinkers habe ich die ersten sechs Monate nicht nur ständig, sondern auch überall gestillt. 

Bild: pixabay.de

Was mir bei meinem ersten Kind teilweise noch peinlich war (jaja, total bescheuert, ich weiß), war mir bei Baby Nr. 2 schnurzpiepegal. Ohne groß nachzudenken, holte ich überall, wo wir gerade waren, den Milchbusen raus und tat, was eine Stillmama so tut. Hier eine Auflistung der Orte, an denen ich (abgesehen von zu Hause) stillte:
  • Kinderarzt (Wartezimmer, Flur, Behandlungszimmer)
  • Auto (natürlich im parkendem)
  • Kinderturnen
  • Musikschule
  • Spielplatz
  • Babyyoga
  • Mini-Golfplatz
  • Strandkorb
  • Schiff
  • Parkbank
  • Möbelhaus
  • und natürlich sämtliche Cafés und Restaurants

Und die Reaktionen

Keine? Ganz ehrlich: Es hat niemanden wirklich interessiert. Wenn es jemand bemerkt, wurde diskret zur Seite geblickt. Und dabei habe ich keineswegs "diskret" gestillt. Mit Tuch drüber, im Stillschal etc. Das habe ich bei Kind 1 versucht, dabei aufgrund meiner Ungeschicktheit jedoch mehr Aufsehen erregt als ohne den ganzen Klimbim. Da mein Baby ein sehr unruhiger Trinker war und ständig an- und abdockte, gab es teilweise freie Sicht auf den (nicht gerade kleinen) Milchbusen. Und dennoch hat sich keiner daran gestört (es zumindest nicht kundgetan). Dabei war ich auf negative Reaktionen vorbereitet (man hört ja so viel), hatte mir entsprechende Retourkutsche schon zurechtgelegt. Aber nix passierte. Meine ganzen tollen Sprüche konnte ich nie los werden. (Fast schon schade, ich hätte gerne ein paar hitzige Diskussionen geführt und für das Recht auf öffentliches Stillens gekämpft).

Warum schreibe ich das alles?

Obwohl meine Stillzeit nicht nur schön und kuschelig war, finde ich Stillen sehr wichtig. (Über die Vorteile schreibe ich hier nicht, ihr kennt sie alle). Und wenn man als stillenden Mama das erste halbe Jahr nicht  rund um die Uhr zu Hause bleiben will oder kann, ist es wichtig, sich zu trauen, überall zu stillen. Nein, mehr noch als sich zu trauen. Es selbstverständlich zu tun. Dazu möchte ich ermutigen. Habt keine Angst vor möglichen Reaktionen. Sehr wahrscheinlich kommen gar keine. Die Leute merken höchstwahrscheinlich gar nicht, dass Ihr stillt. Die meisten sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. (Man denkt nur immer, alle sehen einen an. Das stimmt aber nicht). Und falls doch eine doofe Reaktion kommt, legt euch vorher ein paar knackige Sprüche zurecht. Also Mamas, geht raus und zeigt's Ihnen!