Stillen - das natürlichste der Welt?!


Die Frage wie das Baby denn gefüttert werden soll stellt sich wohl jede werdende Mutter. Leider ist das Ernährungsthema wie ich fand nicht so ohne, da es viel zu viele Experten gibt, die eher verunsichern, als dass sie helfen würden.
Mein Schnuppi-Puppi ist nun fast sieben Monate alt und wird nach wie vor überwiegend gestillt. Das Stillen klappt wunderbar und ist mittlerweile das natürlichste der Welt geworden.
Der Weg dahin war aber sehr chaotisch und kostete Durchhaltevermögen. Was wir so alles erlebt haben, davon möchte ich euch heute berichten.
Wir wussten, dass unser Kleiner gestillt werden soll, zusätzlich sollte eine Milchpumpe her, damit der Papa auch mal Fläschchen geben kann - eigentlich ein ganz einfacher Plan. Doch es kam anders.
Unser Start nach der Geburt war sehr holprig, da Mama und Baby sich erst einen Tag nach der Geburt  "begegneten" und Baby  noch vier weitere Tage auf der Intensivstation lag.
Schnuppi-Puppi wurde sofort nach der Entbindung in ein anderes Krankenhaus verlegt, ich durfte erst etwa 20 Std später hinterher. Anstelle des Stillens, gab es für mich erst einmal eine Medela Milchpumpe, für den Zwerg von den lieben Hexen der Intensivstation  BEBA Pre HA+.
Das waren nicht die besten Vorraussetzungen für das Stillen. Trotzdem stand für mich fest, dass wir es zumindest versuchen wollen.
Man zeigte mir noch wie man mit Hilfe einer Kanüle und einer Spritze zufüttern kann, gab mir gut gemeinte Tipps zum Stillen und dann kam die Verlegung.
Sofort nach der Verlegung in das andere Krankenhaus sind mein Freund und ich zum Kleinen und die absolut mit der Situation überforderte Mama versuchte sich am Stillen - man hat ja schonmal irgendwo gesehen wie es in etwa funktioniert :)
Natürlich war es zuerst eine Katastrophe und selbstverständlich wollte das Würmchen mehr. Anstelle uns zu unterstützen, kamen von den Schwestern Sprüche wie: "Der Kleine hat Hunger, er muss jetzt eine Flasche bekommen". Den absoluten Höhepunkt erreichte die Situation, als nachts (ich weiß nicht mehr ob es die erste oder die zweite Nacht im Krankenhaus war) eine diensthabende Ärztin auf uns zu kam und uns darauf ansprach, dass wir uns weigern unser Kind zuzufüttern, dass das verantwortungslos sei und sie dieses vermerken würde. Das Kind müsse die Flasche bekommen, es dürfe nicht abnehmen und offenbar würde das Stillen eh nicht ausreichen, damit müsse man sich abfinden.
Unser Kleiner war kein Frühchen und auch sonst fehlte ihm nichts, sein Aufenthalt auf der  Frühchenintensivstation war eine Sicherheitsmaßnahme aufgrund seiner "Anpassungsschwierigkeiten". Es gab bloß keine Ausweichstation, das haben die Angestellten dieser Station leider nicht in den Kopf bekommen und taten so, als sei das Baby wie die anderen dort auch sechs Wochen zu früh gekommen und müsse aufgepäppelt werden - ein Alptraum sag ich euch.
Jedesmal wenn wir nicht zur Stelle waren bekam der Kleine eine Flasche in den Hals.
Zustände wie man sie von Frauen erzählt bekommt, die vor 40 Jahren entbunden haben.
Am Entlassungstag gab es kein Rezept für eine Milchpumpe, da so etwas sonntags nicht rausgegeben wird.
Da konnte man wohl nix machen ... also sind wir am Montag zu unserem "ehemaligen" Krankenhaus und haben uns erst einmal mit einer Stillberaterin zusammengesetzt.
Diese empfahl uns, damit das mit dem Stillen noch gut klappt, eine Medela Milchpumpe (was sonst :)) und einen speziellen Sauger den wir beim zufüttern und verabreichen der abgepumpten Milch nehmen sollten. Der Medela Special Needs Sauger sollte helfen Saugverwirrungen vorzubeugen, da das Kind an ihm wohl wie an der Brust saugen soll. (Über die Pumpe und den Sauger schreibe ich später etwas)
Total verunsichert und doch voller Hoffnung auf ein happy end bestellte ich den Sauger (für knappe 30€ (mit Ersatzsaugern) in der Apotheke und einen Tag später eine elektrische Medela 2Phasen Milchpumpe für günstige 199€.
Der Kleine wurde gestillt und bekam zusätzlich BEBA HA PRE.
Immer wenn er "Kunstmilch" bekam, pumpte ich ab. Mit der abgepumpten Milch wurde zugefüttert.
Ich hatte das Gefühl entweder abzupumpen oder zu stillen und das 24h am Tag.
Unsere Hebamme war etwa 55 Jahre alt und hatte ihre Ansichten. Sie war der Auffassung, dass der kleine Mann auf gar keinen Fall so lange trinken dürfe wie er wolle. Höchstens 15 Minuten je Brust und ansonsten sollte er den Schnuller nehmen. Zu blöd nur, dass er mit dem Schnuller nichts anfangen konnte und es zum Glück immer noch nicht kann.
Dann gab es noch die weisen, unterstützenden Sprüche im Umfeld wie:"Vielleicht hast du ja nicht genug Milch", "Man sieht doch, dass du überfordert bist", "Du kannst den Kleinen doch nicht so oft anlegen".
Alles in allem war ich zwischendurch so aggro, dass ich am liebsten jedem der den Mund aufmachte eine Ohrfeige verpasst hätte. Heute bereue ich meine damals gereizte Art etwas, immerhin meinten die Meisten es nur gut.
Ich entschied mich, als der Kleine etwa drei - vier Wochen alt war, die Ersatzmilch weg zu lassen und den Kleinen so oft und so lange trinken zu lassen wie er es wollte. Es war eine harte Zeit, nicht nur für mich, sondern bestimmt auch für meinen Schatz. Aber, es hat funktioniert. Der Kleine trank auch noch Wochen später manchmal eine halbe Stunde oder gar länger, vielleicht nicht weil er Hunger hatte, sondern weil er sein Nuckelbedürfnis stillen wollte. Es war aber ok, da ich mich für diesen Weg entschieden habe.
Wir haben durchgehalten, sind unseren Weg gegangen und es ist alles prima geworden. Mich ärgert im Nachhinein nur, dass ich mich so von meinem Umfeld habe beeinflussen lassen. Aber, als frischgebackene Mama weiß man es halt nicht besser.
Mein Tipp an alle Mamis: Handelt so, dass es euch und eurem Zwerg gut geht. Das richtige Gespür für das Richtige und das Falsch könnt nur ihr haben, wenn es um euer Baby geht, egal was andere euch so an klugen Ratschlägen mit auf den Weg geben wollen.
Alles in allem hoffe ich, dass die meisten Mamis positivere Erfahrungen gemacht haben :D

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