Wie bereits mehrfach erwähnt stellt sich die Muttermilch auf jede Situation des Säuglings ein, so natürlich auch auf die Bedürfnisse eines Frühgeborenen. Der Anteil von Eiweiß, Eisen und Natrium ist nach einer Frühgeburt in der Muttermilch erhöht (die Konzentration verändert sich nach Bedarf) und stellt so die optimale Versorgung des Frühchens sicher.
Selbst wenn das Baby deutlich zu früh geboren wurde kann es schon auf der Intensivstation mit Muttermilch ernährt werden. Dies funktioniert je nach Schwangerschaftswoche der Geburt wahrscheinlich nicht auf dem üblichen Wege, sondern nur mit Hilfe einer Magensonde, heißt die Milch muss vorher abgepumpt werden. Die Ernährung über einen sogenannten „Finger-Feeder“ sollte vor allem in regelmäßigen Abständen erfolgen, in etwa alle drei bis vier Stunden, d. h. dass die Mutter auch nachts die Milch abpumpen sollte. Das Baby sollte außerdem so oft wie möglich die Nähe der Mutter spüren können, weshalb es nahezu unabdingbar ist, das Kind auf ihre nackte Brust zu legen. Der Vorteil ist dabei vor allem, dass das Baby mit der Zeit von ganz allein beginnen wird sich Richtung Brustwarzen zu orientieren und damit selbst den Zeitpunkt anzeigt, ab wann es direkt von der Brust trinken möchte. Natürlich hat die körperliche Nähe zwischen Mutter und Baby auch viele andere Vorteile und sowohl die Mutter als auch das Baby werden diese Momente der Wärme und Geborgenheit genießen können (weitere Informationen dazu findet man unter „Känguruhen“ oder auch „Bonding“).
Ab diesem Zeitpunkt wird mit dem Stillen an der Brust der Mutter begonnen, allerdings können bei Frühgeborenen durchaus Situationen auftreten die zu Verunsicherung führen. Da Babys in der Regel erst ab der 40. Woche anzeigen dass sie Hunger haben, heißt durch die Verbreitung von Unruhe oder gar Weinen auf sich aufmerksam machen, können sich Mütter von Frühchen auf diese Anzeichen zu Beginn der Stillzeit nicht verlassen. Es sollte also eine gewisse Regelmäßigkeit, die ja während der Sondenfütterung schon eingeführt wurde, eingehalten werden. Hier ist außerdem zu beachten dass sich Frühgeborene während des Stillens schnell erschöpfen, müde werden, ja sogar aufhören zu trinken sollte die Milch nicht von allein fließen. Solche Probleme beim Stillen von Frühchen sind im Bereich des Normalen, es besteht also kein Grund sich dadurch zusätzlich verunsichern zu lassen.
In einem folgenden Artikel wenden wir uns, den aus dem Stillen resultierenden Vorteilen für Mutter und Säugling zu.