|| Kochen nach Farben die Dritte ||
Kinners, es ist so weit. Tanja und Katja machen Ernst. Wir kennen da kein Pardon und verstehen da auch keinen Spaß. Dafür sind wir ja auch Land auf, Land ab gefürchtet und bekannt, dass wir zum Lachen in den Keller gehen und noch nie, aber wirklich nie einen Clown als erste Mahlzeit des Tages hatten. Nein, nein. Wir machen Ernst. Wir machen Grau.
Was auf den ersten Blick nur nach schlechtem Deutsch und einer Grammatikschwäche klingt, offenbart sich dem Kenner allerdings als Sensation. Und müsste eigentlich einen Lacher wert sein, weil ihr wisst, was mit unserem Ernstmachen gemeint ist. Natürlich müsst ihr alleine lachen, denn Tanja und Katja wissen ja nicht, wie man lacht – niemals zusammen, nie, nie, nie über andere und auch nicht über sich selbst. Tja, dann müsst ihr halt alleine lachen, wenn ihr euch daran erinnert, dass wir bei unserem gemeinsamen Blogger-Projekt „Kochen nach Farben“ vom ersten Tag an Angst hatten vor einer ganz bestimmten Farbe.
Ja, die Rede ist von Grau. Und nein, ich werde mir einen gähnend langweiligen Monolog darüber sparen, warum Grau genau genommen keine Farbe ist. Stattdessen erinnere ich daran, dass Tanja und ich uns regelrecht vor Tag X gefürchtet haben, an dem wir alle Farben (die guten und schönen) durch haben und dann ganz unausweichlich die Farbe Grau an der Reihe ist.
Ich meine, Grau ist toll! Die Hälfte meines Kleiderschranks ist grau. Also der Inhalt, nicht einfach die eine Schrankhälfte und die andere nicht, das macht ja keinen Sinn… jetzt denkt doch mal naahaaaach! So, wo war ich? Genau: Grau ist super. In Sachen Mode bin ich absoluter Grau-Fan. Auch liebe ich grauen Nagellack und unser graues Sofa. Aber in Sachen Essen ist Grau doch echt ein Loser, oder? Was ist denn bitte grau? Klar, ein Essen, das ich 2 Wochen auf der Heizung vergessen habe. Aber graues, appetitliches Essen – gibt es das überhaupt? Wohl eher nicht. Daher werden natürlich erstmal alle anderen Farben gekocht und verbloggt. Logisch. Go for the bequeme Lösung. Always.
Neeee, eben nicht. Tanja und Katja wollten es hinter sich bringen (klingt irgendwie verboten… nunja). Also ist es heute so weit. Tatatatataaaa… Trommelwirbel und Tusch: Wir kochen grau. #challengeaccepted. Und ich muss sagen, dass ich verliebt bin in Tanjas graue „Lösung“ des Problems. Ich liebe Leberwurst ja ooooohne Ende. Leber natürlich nicht. Das macht ja Sinn, nicht wahr? Egal, so ist es halt. Leberwurst, oder wie man hier in meiner geliebten Wahlheimat sagt „Lewwerworscht“ ist für mich das Größte. Ich bin Fan! Dementsprechend bin ich so was von begeistert von Tanjas wunderbarer Leberwurst. Ein Traum in Grau! Und ich hätte nicht gedacht, dass das möglich wäre!
Tanja und ich haben rumgewitzelt (ach nee, wir lachen ja nicht), also wir haben ernsthaft und lösungsorientiert besprochen, dass ich ja Graubrot machen könnte. Das ist natürlich gar nicht witzig, oder? Ich meine GRAU-Brot… wer schmeißt sich denn über so was weg? Also wir nicht. Und weil es eben auch nicht witzig war, habe ich es nicht gemacht. Das ist gelogen. Ich habe es nicht gemacht, weil ich nicht gerne backe. Ihr wisst das.
Also musste etwas anderes Graues her. Idealerweise frisch zubereitet und nicht in der Sofaritze gefunden und mit Haaren drauf. Glaubt mir, es war eine Herausforderung, etwas zu finden. Schlecht angebratenes Hackfleisch habe ich nicht als beste Lösung empfunden, war aber unter den Top 3. Ein unpaniertes Schnitzel hätte man auch machen können. Aber nein – ich lasse mich nicht lumpen und präsentiere euch etwas Graues, das frisch zubereitet und appetitlich ist. Ich habe nichts weglassen müssen, denn Auberginen-Dip ist, was er ist: ne graue, recht farblose Pampe!
Und ich liebe Auberginen-Dip oder auch Baba Ganoush, wie es im arabischen Raum heißt. Ich habe echt ein Faible für internationale Küche, speziell aus dem Orient. Baba Ganoush ist so ein großartiger Dip. Passt hervorragend zu Fladenbrot und kommt richtig gut als Sauce in Wraps mit Salat, Feta und Falafel. Oder einfach mit Gemüsesticks dippen. Oder mit, Achtung jetzt kommt es: Graubrot! Es hat sich doch auf die Fotos geschlichen, das Luder. Ist aber nicht der Hauptakteur. Nein, das ist heute das wunderbar farblose, beige-gräuliche Baba Ganoush. Mit Sicherheit keine klassische Schönheit, nein, eher so der blasse Typ. Nicht strahlend schön und intensiv wie etwa ein Ketchup oder interessant wie eine Guacamole – eher unauffällig, tarnfarben und leise statt laut: das ist mein Baba Ganoush.
Man könnte es auf dem Teller glatt übersehen. So ist das mit den grauen Mäusen unter den Dips. Aber das wäre ein Fehler! Denn Auberginen-Dip schmeckt mega köstlich. Herrlich nach gerösteten Auberginen, geschmeidig glatt püriert und delikat abgeschmeckt mit Zitronensaft, Sesampaste, Salz und Paprika. Eine gehörige Knoblauchnote hat er auch – aber die passt so wunderbar zum Dip, das stört nicht. Ich liebe diesen blässlich-grauen Dip total, weil er für mich nach fernen Ländern und Exotik schmeckt. Und weil ich den immer in meinem Riesen-Falafel-Sandwich hatte, was ich mir gerne nachts nach diversen Kölsch in diversen Kölner Kaschemmen auf meinem Heimweg geholt hab, damals, als ich noch jung und schön war und in der Domstadt zuhause war und dort gerne im Morgengrauen noch ein Gute-Nacht-Sandwich verdrückt habe – weshalb das mit der Schönheit dann auch schnell vorbei war, aber ach, das ist ne ganz andere Geschichte…
Zurück zu unserem grauen Star aus Arabien. Lecker, oder? Und was ein Riesenwitz war (auch wenn ich darüber natürlich erst im Keller lachen konnte): Da hab ich doch beim Fotoshooting meine Lieblings-Hausschuhe an, meine grauen (!!) Glitzer-Schläppchen im Oriental Style. Na, wenn das mal nicht konsequent ist. Und dann stecken die Füße auch noch in angegrauten schwarzen Socken mit grauen Krümeln und die Beine in einer grauen Jeans. Wahnsinn. Das war einfach ein Foto wert. Zuerst wollte ich behaupten, dass das Absicht war und ich immer mein Outfit aufs Essen abstimme. Aber das glaubt einem ja auch keiner, also lass ich es einfach.
Ihr Lieben, wer jetzt immer noch dabei ist und nicht schon mit dem Kopf nach vorne auf die Tastatur gekippt ist bei so viel grauer Einöde, blasser Story und monotonem Geschwafel, der bekommt jetzt und hier zur Belohnung das Rezept für mein Baba Ganoush:
Rezept
2 mittelgroße Auberginen
2 große Knoblauchzehen
3 – 5 EL Zitronensaft
4 – 6 EL Tahini (Sesampaste – gibts z.B. im Edeka in der Feinkostabteilung)
1 TL Paprikapulver rosenscharf
1 – 2 EL Salz
frische Petersilie zum Garnieren
Olivenöl zum Garnieren
Dazu Fladenbrot oder Gemüsesticks oder auch jedes andere Brot reichen.
Zubereitung
- Die Auberginen waschen und abtrocknen, überall mit einer Gabel einstechen.
- Die Auberginen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und in den heißen Ofen (220° C) unter den Grill auf die zweite Schiene von oben schieben. 15 Minuten rösten, dabei 2 bis 3 mal drehen, damit sie gleichmäßig anrösten.
- Dann den Ofen auf 180° C Umluft stellen und das Blech auf die mittlere Schiene schieben und die Auberginen weitere 25 Minuten rösten.
- Die Auberginen sollten weich sein. Dann aus dem Ofen nehmen und unter einer größeren Schüssel abkühlen lassen. Das hilft beim Entdampfen.
- Wenn man die Auberginen anfassen kann, werden sie mit einem Messer geschält. Die Schale sollte sich nun super leicht lösen lassen.
- Das Innere etwas zerkleinern mit einem Messer und in eine hohe Schüssel geben. Nun den in grobe Stücke gehackten Knoblauch in die Schüssel geben und 2 Löffel Tahini sowie das Paprikapulver. Alles mit dem Pürierstab glatt pürieren.
- Nun den Dip abschmecken mit dem Zitronensaft. Dafür erstmal 2 Löffel dazugeben, 1 EL Salz und abschmecken. Nach Geschmack mehr Zitronensaft, mehr Salz und mehr Tahini hinzufügen. Für mich war er perfekt mit 5 EL Zitronensaft, 2 EL Salz und 4 EL Tahini.
- Den Dip in eine Schüssel oder auf einen Teller geben, mit ein paar Tropfen Olivenöl, mit frischer Petersilie und etwas Paprikapulver garniert servieren.
Und wer hätte es gedacht, dass wir völlig umsonst Angst hatten vor der Farbe Grau (klingt nach einer neuen Phobie, die man sich heutzutage zulegen sollte, um mitreden zu können, ihr wisst schon…). Nein, Grau ist beautiful. Und lecker. Wer kann schon einer grauen Leberwurst aus dem House No. 15 widerstehen? Ich kann es nicht. Und Baba Ganoush ist doch auch ein echter Star unter den Dips, oder nicht?
Ich wünsche euch noch einen wundervollen Tag! Alles Liebe ♥ Eure unlustigste Bloggerin der Wäähääält