Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) informiert in einer Meldung vom 21. Juli 2010 darüber, dass nun offenbar auch die Essener Stiftung Zollverein Fotografen abmahnt, die Fotos des Weltkulturerbes (!) Zollverein veröffentlichen.
Damit folgt die Stiftung dem zweifelhaften Vorgehen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die Anfang des Jahres mit Fotografie-Beschränkungen vor dem OVG Berlin/Brandenburg gescheitert ist. Auch in diesem Fall wird die Panoramfreiheit für ein bauliches Ensemble von internationaler Bedeutung, dessen Unterhaltung sich ausschließlich aus Steuergeldern finanziert, eingeschränkt. Vermutlich wird erst ein noch ausstehendes höchstrichterliches Urteil zu dieser Thematik Klarheit schaffen (siehe auch Blog-Artikel vom 13. April 2010).
Die Pressemitteilung des DJV im Wortlaut:
Der Deutsche Journalisten‑Verband hat als nicht hinnehmbar kritisiert, dass die Stiftung Zollverein Fotografen abmahnt, die Bilder der Zeche Zollverein auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Den Hinweis auf eine angebliche Kostenpflichtigkeit einer Veröffentlichung von Bildern der Zeche, einem der bedeutendsten Industriedenkmäler der Welt, hält der DJV für geradezu grotesk. Es sei paradox, dass man einerseits das Bild einer weltoffenen europäischen Kulturhauptstadt-Region abgeben wolle, andererseits die Panoramafreiheit missachte.
„Es kann nicht sein, dass Fotografen, die in die europäische Kulturhauptstadt‑Region reisten, etwa, wie am vergangenen Wochenende für das Still-Leben auf der A40, oder wie am kommenden Wochenende zur Loveparade in Duisburg, Angst haben müssen, auch die Zeche Zollverein zu fotografieren, da sonst Abmahnungen auf sie zukommen könnten“, betonte die stellvertretende DJV‑Bundesvorsitzende Ulrike Kaiser. „Für uns ist klar: Es gilt auch im Fall der Stiftung Zollverein die Panoramafreiheit für Fotografen. Die Stiftung Zollverein kann diese nicht missachten”, so Kaiser. Zudem sei das die schlechteste Öffentlichkeitsarbeit für den Standort Ruhrgebiet, die man sich vorstellen kann.
Kaiser wies darauf hin, dass die Zeche Zollverein mit Millionenbeträgen aus öffentlichen Mitteln finanziert worden sei. „Wie im Fall des Schlosses Sanssouci müssen Fotografen auch auf dem Gelände frei fotografieren dürfen. Das Haus- und Eigentumsrecht kann bei solchen aus öffentlichen Mitteln finanzierten und für die Öffentlichkeit gedachten Gebäuden und Flächen nicht geltend gemacht werden!”
Quelle: Pro Panoramafreiheit
In den Tagen nach Bekanntgabe der DJV-Meldung haben Mitarbeiter verschiedener Ruhrgebietsblogs nachgehakt, ob die Stiftung Zollverein tatsächlich Abmahungen verschickt hat und worauf sich die Beschränkungen für Fotografen beziehen. Hierbei hat sich das Bild etwas differenziert. Jens Matheuszik fasst die Aussagen in einem umfangreichen Beitrag im Pottblog zusammen.