Sticheleien gegen Dieter Bohlen

Sticheleien gegen Dieter Bohlen

Es ist der Überrachungserfolg des Jahres unter den Castingshows. Wer geglaubt hat, Deutschland sei Formaten wie Deutschland sucht den Superstar, Das Supertalent, X Factor, Unser Star für Oslo und dergleichen überdrüssig, den hat The Voice Of Germany eines Besseren belehrt. Ein Quotenrekord jagt den nächsten. Auch über die Blind Auditions hinaus erreichen Pro7 und Sat.1, die die Show abwechselnd zeigen, in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bis zu 30 Prozent Marktanteil. Ein gigantischer Erfolg für die Privatsender.

Und warum? Weil The Voice Of Germany anders ist. Es kommt ohne die üblichen Peinlichkeiten und Bloßstellungen aus, wie man sie von DSDS oder Das Supertalent kennt. Auch Zickereien und Schicksalsstories haben hier keinen Platz. Und das, obwohl sich doch gerade das Konzept der Battleshows, von denen gestern die vorletzte auf Pro7 lief, dafür anbieten würde. Die Kandidaten steigen in einen Boxring – nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich. Das Rundensignal ertönt und los geht’s. Ein direktes Gesangsduell, aber auch ein Duett, in dem die Sänger gemeinsam gut klingen müssen und dennoch jeder für sich kämpft, entscheidet über Sieg oder Niederlage.

Dem Titel gemäß zählt nur die Stimme. Naja, nicht ganz. Bei einigen Auftritten schleicht sich das aus anderen Castingshows bekannte Wörtchen «Gesamtpaket» ein, wie zum Beispiel beim Duell zwischen Ken, Ex-Overground-Sänger, und Benny, die Wonderful Life von Hurts interpretieren. Insgesamt eine eher mittelmäßige Leistung, weshalb wohl auch «der interessantere Typ» (O-Ton The BossHoss), nämlich Benny, von seinem Coach Rea Gervey in die nächste Runde geschickt wird. Überhaupt will bei so manchen Darbietungen an diesem Abend der Funke nicht so recht überspringen, wie etwa beim Zwillingsduell zwischen Joe und Mickey.

Beide haben eineiige Brüder, das war es dann aber auch an Gemeinsamkeiten. Der eine eher introvertiert, der andere eine kleine Rampensau – sie singen New Shoes von Paolo Nutini. «Der Song passte nicht», befindet Jurymitglied Nena danach mit Recht. Wieder kommt der Kandidat mit der besseren Bühnenperformance weiter. Hier zeigt sich, dass die Songauswahl der Coaches ganz entscheidend ist. Manchmal passt ein Titel zu einem Kandidaten von vornherein besser, weil er rockiger, souliger oder ruhiger ist oder einfach besser zur eigenen Stimmfarbe passt.

Die Spreu wird von der Spreu getrennt

Deshalb musste man bei den Battles zwischen Vini und Dominic (Dance With Somebody von Mando Diao) sowie zwischen C.Jay und Charly (Kids von Robbie Williams und Kylie Minogue) kein Prophet sein, um zu wissen, wer am Ende weiterkommt. Dominic und C.Jay haben die Songs jeweils wesentlich besser im Griff als ihre Konkurrenten. Wenn sich aber alle Kandidaten mit der Titelauswahl zufrieden zeigen, dann liefern sie in aller Regel auch eine mitreißende Performance ab. Derer gibt es dieses Mal gleich drei. Benham und Fanel zeigen mit Eric Claptons Tears In Heaven Gefühl und sorgen für Gänsehaut. Das Duell entscheidet Benham für sich.

Laura und Max performen Radioactive von Kings Of Leon und Xavier Naidoos Prophezeiung fällt düster aus. Er mutmaßt, Powerfrau Laura werde den schüchternen Sänger mit Rehblick wie ein Auto überrollen. Und wahrlich hätte sie ihren Mitstreiter während des Auftritts fast aufgefressen. Dennoch ließ dieser sich nicht kleinkriegen. «Ich hab’ ja wirklich gedacht, du reißt ihm hier heute den Allerwertesten auf», urteilt Coach Naidoo. Doch Max überzeugt ihn mehr und kommt eine Runde weiter.

Den Vogel abgeschossen hat Naidoo aber mit seiner letzten Gruppierung, in der gleich drei Talente gegeneinander antreten müssen. Was Mic, Patricia und Dilan aus dem Klassiker Man’s World machen, hätte auf jeder großen Bühne die Massen begeistert. Stimmgewaltig, harmonisch und eigentlich viel zu gut, um sie zu trennen. «Andere Talentshows würden auf diese drei eine ganze Staffel aufbauen», glaubt Naidoo. Doch bei The Voice Of Germany trennt man selbst hier noch die Spreu von der Spreu, was für das hohe Niveau der Teilnehmer spricht. Dem wird aus Sicht des Coaches Mic am meisten gerecht.

Fan-Interaktion in Echtzeit

Auch auf Twitter kann man sich einen Seitenhieb auf andere Castingshows nach diesem Auftritt nicht verkneifen. «Scheiße war das grad eine geile Performance auf @ProSieben», schreibt @AGPictures. Und prompt folgt die Antwort des Senders: «Das kennt der Mann aus Tötensen nur aus dem TV.» In dieser Interaktion mit Zuschauern und Fans besteht ein weiterer Erfolgsfaktor von The Voice Of Germany, den keiner bisher so intensiv nutzte. So bietet Pro7 auf seiner Webseite nicht nur einen Livestream zur Show an, sondern kommentiert diese auch in Echtzeit auf Twitter und bei Facebook. Und die Coaches und Kandidaten selbst mischen fleißig mit.

Über The Voice Of Germany Connect kann sich jeder Fan mit anderen vernetzen und die Auftritte wie bei einer virtuellen Couchparty diskutieren. Angeregt wird das durch Fragen, die direkt neben dem Livestream erscheinen und auf jeweils aktuelle Duelle Bezug nehmen: Welches Battle hat dir besser gefallen, Dominic vs. Vini oder Charlie vs. C.Jay? Fanel und Behnam sind mit Nenas Auswahl total zufrieden, und du? Gesangsstudentin Natascha oder Energiebündel Shari – wer holt sich den Sieg?

So halten die Macher die Zuschauer auch dann bei der Stange, wenn die musikalische Qualität, für die The Voice Of Germany schnell berühmt wurde, doch einmal schwächelt. Diese Strategie macht sich bezahlt. Nach nur einem Monat – am 24. November begann die Show – hat das Castingformat mehr als 187.000 Facebook-Fans und knapp 25.500 Follower, die den Hashtag #Voice jeden Donnerstag und Freitag zum Trend bei Twitter Deutschland machen. Damit sind die Zuschauer schon mal auf dem richtigen Aktivitätsniveau für die anstehenden Liveshows, bei denen sie über das Weiterkommen der Talente entscheiden. Bevor es aber am 5. Januar 2012 damit los geht, muss noch ein letztes Mal durch die Jury ausgesiebt werden.

In unserer Fotostrecke sehen Sie, wer bisher weitergekommen ist.

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«The Voice» – Sticheleien gegen Dieter Bohlen

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Tags: Deutschland sucht den Superstar, Dieter Bohlen, Nena, The BossHoss, The Voice of Germany, Xavier Naidoo

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