Steven Spielberg, 2011: „Gefährten“

Nach zahlreichen Filmen in denen es Regisseur Steven Spielberg in den Zweiten Weltkrieg verschlagen hat, darf er mit Gefährten den nicht minder grausamen Ersten Weltkrieg besuchen. Hier erzählt er die Geschichte eines Jungen und seines Pferdes, deren emotionaler Höhepunkt das Wiedertreffen nach Odyssee-gleicher Trennungs-Reise über die Schlachtfelder des Krieges ist.

Spielberg setzt kurze Zeit vor dem Ausbruch des Krieges an und spinnt seine Geschichte dann in das grausame Ereignis hinein. Im Mittelpunkt steht das Halbblut-Pferd Joey, das von dem britischen Teenager Albert (Jeremy Irvine in seinem Schauspiel-Debüt) großgezogen wird. Als der Krieg ausbricht, werden die beiden voneinander getrennt und für Joey beginnt eine Reise quer durch Europa, wo er die unterschiedlichsten Menschen kennenlernt und wie sie vom Krieg beeinflusst werden.

Gefährten ist nach einem Drehbuch von Lee Hall und Richard Curtis entstanden, die den Roman “War Horse” des britischen Autors Michael Morpurgo aus 1982 adaptiert haben. Neben Irvine spielen Emily Watson, David Thewlis, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Eddie Marsan, Toby Kebbell und David Kross.

Es ist ein Spielberg-typischer Filmbeginn, der hier besonders schön in Szene gesetzt wird. Die Momente bleiben still. Wir dürfen beobachten, wie der junge Albert bei der Geburt des Fohlens Joey dabei ist. Kein “Oh” oder “Wow” unterbricht dieses Spektakel, das von Jeremy Irvine in seiner allerersten Rolle mit dieser Spielberg-Faszination dargestellt wird. Er kommuniziert mit dem Pferd via Gesten, seine Körpersprache (und natürlich ein Apfel) helfen dabei, Albert und Joey zu besten Freunden zu machen.

Steven Spielberg, 2011: „Gefährten“

Gefährten

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Albert (Jeremy Irvine) mit seinem Joey.

Darin lassen sich allerhand Spielberg-Motive finden. Der Junge oder junge Mann, der in einer Welt voller Erwachsenen festsitzt, in diesem Fall gar aufgrund des Krieges vorschnell erwachsen werden muss. Dabei steht ihm ein nicht-menschliches Wesen zur Seite: Ob in A. I. Künstliche Intelligenz ein kleiner Robo-Teddybär, in E. T. ein außerirdischer Besucher oder später in The BFG ein großer, freundlicher Riese – die jungen Helden in den Filmen von Spielberg gehen niemals wirklich alleine durchs Leben – und so hat Albert hier das Pferd Joey, zumindest bis die beiden voneinander getrennt werden.

Bis hierher muss Albert seinem pferdischen Freund aber erst einmal beibringen, wie er das Feld zu pflügen hat, dass den Eltern des Jungen gehört. Wenn aus Joey kein ordentliches Nutztier wird, droht Albert ihn vorschnell zu verlieren. Auf dem heimischen Hof geht auch noch eine lustige Gans um, die für die größte Comedy – oder nennen wir es Erleichterung – im Film sorgt.

Hier auf dem Hof geschieht eigentlich noch nicht allzu viel, aber Spielberg versteht, dass es erst einer gewissen Grundlage bedarf, bevor wir Junge und Tier als Freunde wahrnehmen. Dementsprechend wird hier Vertrauen zwischen diesen beiden aufgebaut, dieses Miteinander-Gefühl, dass diese beiden Existenzen zusammengehören und sich durch nichts trennen lassen – außer einem Weltkrieg.

Von hieran folgen wir Joey, wie er in den Besitz von Captain James Nicholls (Tom Hiddleston) gerät, der unter dem Kommando von Major Jamie Stewart (Benedict Cumberbatch) dient. Mit dem britischen Soldaten muss Joey ein deutsches Lager in Frankreich stürmen. Das Vorhaben scheitert und Joey findet sich in den Händen der Deutschen wieder, wo er an Günther Schröder (David Kross) gerät. Aber auch hier kann das Pferd nicht lange bleiben und schon bald ist es an einer Mühle im Besitz der kleinen Emilie (Soraya Richter) und ihrem Großvater.

Und so geht es immer weiter. Joey flüchtet von Ort zu Ort und nimmt uns mit auf eine Reise quer durch den Ersten Weltkrieg. Hier sehen wir eine Menge Angst und Schrecken, aber Joey selbst landet immer bei Menschen, die der Welt und ihm wohlgesonnen sind. Der Krieg wird sicherlich als bitterböse und martialisch dargestellt, aber Spielberg zeigt uns auch, dass es auf allen Seiten Menschen gab, die mehr Menschlichkeit als Grausamkeit leben wollten.

Steven Spielberg, 2011: „Gefährten“

Gefährten

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Joey mit der kleinen Emilie (Soraya Richter)

Am Ende kommt dann die tränenreiche Theatralik zum Tragen, die ebenfalls von Spielberg immer und immer wieder in seinen Filmen untergebracht wird. Hier reiht sich sein Storytelling an die visuelle Großartigkeit von Kameramann Janusz Kaminski, der nicht zu Unrecht je einen Kamera-Oscar für die Kriegsfilme Der Soldat James Ryan und Schindlers Liste gewonnen hat.

Von ihm bekommen wir eine wundervolle Kamerafahrt, wenn er Joey durch das Chaos des Kriegs galoppieren lässt. Dann verfängt sich das Pferd im Stacheldraht und es folgt die wohl traurigste Pferdeszene seit Artax in Die unendliche Geschichte im Sumpf versunken ist. Aber Spielberg hat noch ein Ass im Ärmel: die beiden sich im Krieg befindenden Fronten schließen einen kurzen Waffenstillstand um Joey zu befreien und wieder zeigt uns Gefährten, dass Menschlichkeit vor Kriegsspiel kommt – oder kommen sollte.  

Am Ende von Gefährten werden sich Joey und Albert wiedersehen – aber selbst hier zögert der Film heraus, was es nur heraus zu zögern gibt. Wir können derweil die Gefühle und Emotionen miterleben, von denen die Menschen in diesem Film ergriffen werden. Und irgendwie spüren wir auch – oder wollen spüren können – was Joey sich in jedem Moment denkt. Da ist Steven Spielberg ganz der Märchenerzähler im Disney-Sinne, der seine Tiere fast menschlich erscheinen lässt.


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