Steven Spielberg, 2004: „Terminal“

Der Sicherheitsdienst des John F. Kennedy Flughafens in New York beobachtet diesen urigen Mann namens Viktor Navorski auf den Überwachungsmonitoren, als schauen sie gerade eine Reality TV Show. Es wäre eine ziemlich gute und interessante Idee: ein Mann muss auf einem Flughafen leben, arbeiten, sich versorgen, Freunde und Liebe finden. In Steven Spielbergs 2004er Terminal geschieht genau das. Natürlich spielt hier Tom Hanks die Hauptrolle und wir erkennen, dass es alles andere als Reality TV ist. Aber immerhin basiert es auf einer wahren Geschichte.

Terminal ist teilweise inspiriert durch das Leben von Mehran Karimi Nasseri, einem iranischen Flüchtling, der vom August 1988 bis Juli 2006 in der Abflug-Lounge des Terminal 1 am Charles de Gaulle Flughafen in Paris leben musste.

Spielberg gibt Hanks noch einige Nebendarsteller an die Hand, es bleibt aber größtenteils eine One Man Show. Da wäre Stanley Tucci (Die Schöne und das Biest) als fieser Leiter der Zollbehörde, Catherine Zeta-Jones (Side Effects) als Flugbegleiterin in den Fängen eines unfreundlichen Piloten und Diego Luna (Rogue One: A Star Wars Story) und Zoe Saldana (Star Trek) als verliebtes Pärchen, das allerdings kaum etwas voneinander weiß.

Aber im Mittelpunkt steht dann eben Navorski, der aus dem fiktiven osteuropäischen Staat Krakosien kommt. Als er am JFK landet, findet sich sein Land zeitgleich in einem Bürgerkrieg wieder. Auf einmal erkennen die USA Krakosien diplomatisch nicht mehr an und Viktors Pass wird hierdurch für ungültig erklärt. Man lässt ihn weder zurück in die vom Bürgerkrieg befallene Heimat, noch lässt es die Bürokratie zu, dass er ohne gültige Ausweispapiere in die USA einreist.

Steven Spielberg, 2004: „Terminal“

Terminal

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Weiß nicht wohin. Viktor Navorski (Tom Hanks) ist heimatlos.

Terminal ist eine charmante und zeitlose Komödie, wenn man sich darauf einlassen kann, dass man hier einen – oder gar DEN – amerikanischen Vorzeige-Schauspieler bekommt, der sich einen fiktiven osteuropäischen Akzent aneignet um uns von seiner ausländischen Herkunft zu überzeugen. In Zeiten der Political Correctness und White Washing-Debatten bei ziemlich jedem Film, hätte Spielberg mit dieser Story und demselben Casting vermutlich heutzutage einen Twitter-Shitstorm heraufbeschworen.

Dann aber muss man sich auch fragen, ob es einen Shitstorm gegen Tom Hanks geben kann. Dieser liebenswerte Schauspieler, der ganz gleich in welchem Alter, nur zu lächeln braucht und man weiß, alles wird gut.

Andersherum verfallen wir dann aber auch mit ihm zusammen in endlose Panik, wenn er im Fernsehen mit ansehen muss, was in seiner Heimat vor sich geht. Wenn er sieht, wie die Menschen dort hungern müssen, wie Krieg herrscht, das totale Chaos. Er sitzt fest. Er kann es sich zwar gemütlich machen, muss aber immer den Ausnahmezustand in Krakosien im Hinterkopf behalten.

Stanley Tucci stellt sich Tom Hanks ebenbürtig entgegen. Er bekommt natürlich nicht ansatzweise so viel Screen Time wie der Hauptdarsteller des Films, aber immer wenn Tucci zu sehen ist, wissen wir sofort, dass er Navorski nichts Gutes will. Entweder er will ihn festhalten oder loswerden, so ganz scheint er da selbst nicht mit sich eins zu sein. Er sieht in Navorski nur einen Problemfall. Er bürokratisiert den Mann und baut keinerlei menschliches Verständnis für ihn auf.

Zum Glück bleibt die kleine Romanze mit Catherine Zeta-Jones nur eine Randerscheinung, denn genau diese Momente machen die Leichtigkeit von Terminal etwas kaputt. Dafür zeigen sich die übrigen Nebendarsteller in bester Form, wenn sie dem JFK Leben einhauchen, so dass es nicht nur irgendeine Location für diesen Film bleibt, sondern ein Ort, der durch die Menschen, die dort arbeiten, selbst einen Charakter verliehen bekommt.

Steven Spielberg, 2004: „Terminal“

Terminal

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Zoe Saldana grüßt Diego Luna mit dem Vulkanier-Gruß.

Und wenn Steven Spielberg etwas geahnt zu haben scheint, dann dass es Zoe Saldana einmal zu Star Trek verschlagen würde. So erzählt sie dem Kuppler Navorski, dass sie gerne auf Conventions geht, womit dieser überhaupt nichts anzufangen weiß. Erst der spätere Star Wars-Darsteller Diego Luna muss ihm erklären, dass sie ein Trekkie sei, die dann später sogar noch ihren Vulkanier-Gruß machen darf – 5 Jahre bevor sie von J. J. Abrams zur Spock-Liebe Uhura im Star Trek-Reboot wird, kreiert Spielberg diese Star Trek/Star Wars-Liebesgeschichte (natürlich purer Zufall).

Terminal ist ein Fun Movie in ruhiger, charmanter Art und Weise. Spielberg wirft einen Blick auf einen internationalen Flughafen, der allerlei Nationalitäten zu bieten hat. Lassen wir die kleine Liebesgeschichte außen vor, ist dieser Film ein Bild von Freundschaften. Und Spielberg weiß sehr genau, dass Taten von großem freundschaftlichen Wert nur allzu gut zu Freudentränen führen können.

So zeigt sich Spielberg hier einmal mehr als Filmemacher, der in seichten Komödien genügend Emotionen finden kann, um uns so richtig schön in seine Filmwelt hineinzuziehen.


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