Steven Spielberg, 1998: „Der Soldat James Ryan“

Manches bleibt besser in Erinnerung als es dann beim erneuten Ansehen tatsächlich ist. So erinnert man sich vielleicht dauerhaft an die Schlacht, die Steven Spielberg zu Beginn seines Der Soldat James Ryan am Omaha Strand in der französischen Normandie entfacht. Es ist eine halbstündige Sequenz, in der wir uns inmitten der chaotischen 1944er Invasion der Normandie im 2. Weltkrieg wiederfinden. Es fliegen Körper umher, es quillen Gedärme hervor, es herrscht pure Verzweiflung.

Es folgt allerdings eine in die Länge gezogene Suche nach dem Fallschirmjäger Private First Class James Francis Ryan (Matt Damon) durch Captain John H. Miller (Tom Hanks) und seinem Team bestehend aus den Darstellern Tom Sizemore, Edward Burns, Barry Pepper, Giovanni Ribisi, Vin Diesel, Jeremy Davis und Adam Goldberg.

Mit der Kamera von Janusz Kaminski entfaltet sich zumindest in der ersten halben Stunde ein brutal-martialisches Kriegsszenario. Links und rechts werden Soldaten mit Kugeln durchlöchert, die sie und wir nicht kommen sehen. Verwundete liegen im Dreck und schreien vor Schmerzen. Die Geräuschkulisse ist zermürbend. Wir würden nur zu gerne selbst dieser Schlacht entfliehen.

Steven Spielberg, 1998: „Der Soldat James Ryan“

Der Soldat James Ryan

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Tom Hanks übernimmt die Hauptrolle in Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“.

Inmitten dieser unüberschaubaren Abschlachtung spielt Tom Hanks nicht seine typische Everybody’s Darling-Figur, sondern zeigt sich zwar als netter, aber durchaus auch harter und mit einem extremen Überlebenswillen ausgestatteter Captain, der seine Männer immer dann zur Rechenschaft zieht, wenn sie Dummheiten anstellen, die sie alle das Leben kosten könnte. Und hier zählt jedes noch so kleine Fehlverhalten.

Das schauspielerische Talent von Hanks lässt uns aber auch spüren, wie dieser Mann all seine Probleme und Ängste in sich hineinfrisst. Ein solches Umfeld lässt niemanden – mag er noch so hart erscheinen – kalt. Und so bekommen wir in seltenen, aber starken Momenten Tom Hanks in seiner Rolle zu sehen, wie er durch den Druck, der auf ihm lastet, schlicht emotional zusammenbricht.

So gut sich Captain Miller also als problemlösender Kriegsveteran herausstellt, so sehr muss er sich auch eingestehen, dass dieser menschenverachtende Krieg an niemanden gänzlich vorbeiziehen kann.

Steven Spielberg, 1998: „Der Soldat James Ryan“

Der Soldat James Ryan

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Matt Damon als der Fallschirmjäger James Ryan.

Abseits von der Eröffnung und dem Spiel von Hanks verliert Der Soldat James Ryan allerdings nur allzu oft an Fahrt. Immer wenn wir aus dem Kriegsgeschehen in die Gruppendynamik geholt werden, fühlt man sich wie auf dem Feld zurückgelassen.

Tom Hanks mag den Film tragen, die übrigen Figuren – mögen sie von noch so starken Darstellern gespielt werden – bekommen nicht die notwendige Tiefe, als dass wir uns um das gesamte Team scheren würden. Nicht einmal Matt Damons James Ryan erwirkt bei uns das Gefühl, wirklich gerettet werden zu müssen. Spielberg ist voll und ganz auf seinen Freund Hanks fokussiert.

Wo also Der Soldat James Ryan immer wieder als starker Kriegsfilm gewürdigt wird, geht es hierbei doch vor allem um eben besagte erste halbe Stunde. Von der übrigen Handlung bleibt nicht viel hängen.

Das mag Fluch und Segen zu gleich sein. Denn auf der einen Seite verknüpft man Spielbergs Film so mit einer cineastisch starken halben Stunde, behält hierdurch aber vermutlich den gesamten Film als Meisterwerk in Erinnerung, was sich beim erneuten Ansehen durchaus als Fehlannahme herausstellen kann.


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