Steven Soderbergh zeigt mit LOGAN LUCKY einen verspielt-genialen Heist-Movie

Mit Side Effects wollte Steven Soderbergh eigentlich seine Regie-Arbeiten fürs Kino beenden, zumindest ließ er das in einer Reihe von eher halbherzigen Ruhestands-Bekundungen verlauten. Mit Liberace folgte ein Fernsehfilm, dann inszenierte er mehrere Episoden von The Knick, jetzt ist er mit Logan Lucky doch wieder im Kino gelandet. Sehr zum Vergnügen der Zuschauer. Denn niemand kann Soderbergh das Wasser reichen, wenn es um die Konstruktion eines geschickt-eingefädelten Raubüberfalls geht.

Das hat der Regisseur am besten in seiner Ocean’s-Filmreihe gezeigt. Nicht umsonst findet sich in Logan Lucky eine kleine Anspielung auf sein Trilogie-Werk, wenn die Hauptbeteiligten an einem Überfall auf den Charlotte Motor Speedway die Ocean’s Light genannt werden. Eigentlich völlig zu Unrecht, denn Soderbergh hat sicherlich keine Light Version seiner Truppe um Clooney, Pitt und Damon inszeniert. Seine Hauptdarsteller Channing Tatum, Adam Driver und Daniel Craig geben ein unsäglich unterhaltsames Trio ab.

Jimmy Logan (Tatum) musste aufgrund eines Unfalls eine vielversprechende Football-Karriere hinter sich lassen und ist inzwischen ein stinknormaler Arbeiter auf einer Baustelle am Charlotte Motor Speedway. Da er bei seiner Anstellung allerdings seine Verletzung verschwiegen hat, wird er nun gefeuert. Aber er nimmt sein Wissen über das im Untergrund liegende Druckluft-Röhrensystem mit, durch das die Bargeld-Einnahmen des Rennstrecken-Betriebs geschickt werden.

Logan Lucky

Jimmy Logan (Channing Tatum, rechts) und Clyde Logan (Adam Driver, links)

Gemeinsam mit seinem einarmigen Bruder Clyde (Driver) rekrutiert er den inhaftierten Sprengstoff-Experten Joe Bang (Craig), dessen beschränkte Brüder Sam (Brian Gleeson, Sohn von Brendan Gleeson und Bruder von Domhnall Gleeson) und Fish (Jack Quaid, Sohn von Dennis Quaid und Meg Ryan) sowie ihre eigene Schwester Mellie Logan (Riley Keough, die Enkeltochter von Elvis Presley).

Ähnlich wie in den Ocean’s-Filmen dürfen wir hier den Logans und Bangs folgen, wie sie ihren großen Raubzug bis ins kleinste Detail planen. Dabei weiß Regisseur Soderbergh ganz genau, was er uns wie und wann erzählen muss und darf, um eine interessante Geschichte daraus zu machen.

Am schönsten ist dabei allerdings die Detailliebe von Drehbuchautorin Rebecca Blunt – wenn sie denn wirklich das Drehbuch geschrieben hat. Es existieren Vermutungen, dass eigentlich Soderberghs Ehefrau Jules Asner hinter dem Skript steckt oder aber der Regisseur selbst, der sich immer wieder hinter diversen Pseudonymen versteckt hat (für seine Kameraarbeiten oder den Filmschnitt, was er beides auch in Logan Lucky wieder unter falschen Namen selbst erledigt hat).

Wer auch immer hinter dem Drehbuch steckt, er oder sie war intelligent und gewitzt genug, sogar die große Game of Thrones-Diskussion um die Bücher, die Serie und das Schreib-Aufschiebeverhalten von George R. R. Martin in die Geschichte zu bringen – mitten ins Gefängnis, wo man den Insassen erst einmal erklären muss, was in der Fantasy-Welt des Autors vor sich geht, das die Serie sich von den Büchern entfernt hat und dass Martin noch ein bisschen braucht um seine Story weiter zu erzählen. Ein Witz, dem andere Filme eine kurze Erwähnung zukommen lassen würden, den Soderbergh allerdings in gemütlicher Länge zelebriert.

Joe Bang (Daniel Craig)

Diese Liebe zum Detail spielt aber nicht nur bei der Komik der Geschichte eine Rolle, sondern wird am Ende auch für das Gesamt-Storytelling von Belang. Soderbergh konstruiert, führt durch und lässt uns dann einen Blick in seine wirklichen Karten werfen. Darin ist der Regisseur ein Meister: an irgendeinem Punkt in seinen Filmen spult er gerne zurück und zeigt uns die Dinge, wie sie wirklich sind und entlädt hierdurch eine ganz besondere Intelligenz und einen talentierten Filmemacher-Witz über uns.

Channing Tatum und Adam Driver sind ein unglaublich charismatisches Duo (die Redneck-Versionen von George Clooney und Brad Pitt), aber Daniel Craig außerhalb seines James Bond-Anzugs zu sehen, ist eine wahre Freude. Er verleiht Joe Bang eine oberflächliche Dummheit, spielt sich in Sachen Sprengstoff aber zum puren Genie auf, der die Logans sogar zu einer Schulstunde mitten im Raubüberfall verdonnert.

Vor allem lässt uns Craig schon nach wenigen Sekunden vergessen, dass wir ihn jemals als James Bond zu Gesicht bekommen haben. Nicht umsonst heißt es bei Steven Soderbergh “introducing Daniel Craig”, als handle es sich um einen Newcomer-Schauspieler. Vermutlich ist es derselbe Daniel Craig, der in Star Wars – Das Erwachen der Macht unerkannt unter dem Helm eines Sturmtrupplers gespielt hat – dieser unbeschwerte Schauspieler, der neben dem ernsten, in sich gekehrten und grummeligen Geheimagenten ein wahres Herz aus Spaß und Witz besitzt, das man hier zu sehen bekommt.

Ganz nebenbei erscheinen auch noch Seth MacFarlane, Katie Holmes, Hilary Swank, Katherine Waterston und Sebastian Stan in dem Film, bei dem Soderbergh einen hervorragenden Mix aus Comedy-Elementen und Heist-Thrill geschaffen hat. Er lässt sogar das Publikum daran zweifeln, wie dumm oder genial seine Hauptfiguren eigentlich sind und immer wenn wir denken, wir wüssten wohin sich die Handlung entwickeln wird, nimmt Logan Lucky einen anderen Weg und versteht es uns doch noch einmal zu überraschen.


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