Saul Karoo ist ein extrem erfolgreicher “scriptdoktor”, der Mann also, der in Hollywood missglückte Filmskripts rettet. Leider bezieht sich sein Talent, den Plot zu retten und selbst in hoffnungslosen Fällen einen roten Faden zu finden nur auf sein berufliches Schaffen, sein Privatleben ist in einem verheerenden Zustand. Seit Jahren schon lebt der kettenrauchende Alkoholiker nicht ganz in Scheidung mit seiner Beinahe-Exfrau Dianah und für seinen Adoptivsohn Billy bringt er nur in der Öffentlichkeit scheinbar echte Vatergefühle auf. Neben seinen zahlreichen anderen “Krankheiten” quält ihn vor allen Dingen eines: er kann sich nicht mehr wie früher in die Trunkenheit flüchten. Egal wie viel er trinkt, das Endergebnis ist nur, dass der sein Blick immer klarer wird. Als “Doc Karoo” schließlich den Auftrag bekommt, das letzte Werk der von ihm vergötterten Regie-Ikone Arthur Houseman umzuschreiben gerät sein Leben endgültig ins Wanken…
“Ein heutiger Dante, denke ich, würde sich einen neuen Höllenkreis ausdenken, und zwar das Kofferkarrussell. Und dort, während es sich dreht, würden die Verurteilten und Verdammten dazu verurteilt und verdammt sein, in alle Ewigkeit auf ihre Koffer zu warten, die nie kommen.”
Mit Abspann ist Steve Tesich ein episches Drama in der glitzernden Kulisse des Haifischbeckens Hollywood gelungen. Tesich selbst war lange als Drehbuchschreiber sehr erfolgreich und wurde sogar mit einem Oscar für das Drehbuch von “Breaking Away” ausgezeichnet bevor er 1996 im Alter von 53 Jahren starb. Neben seinen eigenen Erfahrungen im Business überzeugt Tesich durch sein tiefes Verständnis für seine Charaktere und staubtrockenen Humor. Tesich schafft es, beim Leser Mitgefühl für den eigentlich abgrundtief unsympathischen Protagonisten zu wecken. Sicher, Saul ist mit seiner chronischen Angst vor Intimität kein Charakter, der es einem leicht macht, aber durch seine ironische Sichtweise auf das Leben nimmt er sich selbst auf die Schippe.
“Wenn ich ein Irrer bin, was sehr wohl sein kann, dann bin ich eine Art neuer, verbesserter Irrer, mit einem neuen und verbesserten Irresein, das mir fortwährend erlaubt, mit mir selbst ins reine zu kommen.”
Abspann ist ein bitterböser, zynischer Roman, der den Leser auf eine Achterbahnfahrt durch alle möglichen menschlichen Emotionen mitnimmt und durch Tesichs Humor und seinen ausgefeilten Stil besticht. Wirklich schade, dass es neben “Ein letzter Sommer” keine weiteren Romane von Steve Tesich gibt, ich hätte gerne noch mehr von diesem herausragenden Autor gelesen.