✰ Steve Mosby – Schwarze Blumen

Von Claudiamarina

Ein reales Verbrechen und ein Roman. Über dasselbe Verbrechen.

Vor vielen Jahren wurde auf der Promenade eines englischen Seebades ein kleines Mädchen aufgegriffen, das behauptete, sie sei ihrem Vater weggelaufen. Ihr Vater, ein brutaler Mann, halte auf einer abgelegenen Farm Frauen gefangen und foltere diese zu Tode. Niemand glaubt diesem Mädchen.

Mit diesem Rückblick beginnt Steve Mosbys Thriller. Dies ist der erste Strang.

Neil Dawson möchte nichts lieber, als Schriftsteller zu werden. Genau wie sein Vater, sein großes Vorbild. Doch dann stirbt sein Vater auf mysteriöse Weise und alles deutet auf Selbstmord hin. Für Neil gibt es jedoch zu viele Ungereimtheiten, er begibt sich selbst auf die Suche. Was er besser nicht getan hätte, denn bald erreicht ihn ein Anruf seiner Freundin Ally. Jemand hat sie entführt.

Der zweite Strang, die Gegenwart. Und hier führt alles zum dritten Strang, einem Kriminalroman, der haargenau die Geschichte des kleinen Mädchens auf der Promenade erzählt. Warum hat der Autor diese Geschichte gewählt? Niemand kann ihn mehr fragen, denn er kam ums Leben. Er wurde ermordet.

Die Geschichte, die Steve Mosby in seinem Roman Schwarze Blumen erzählt, ist schon sehr vielschichtig. Um nicht zu sagen, an einigen Stellen sogar leicht verwirrend. Zufälle gibt es hier nicht, alles ist genauestens durchgeplant. Und das ist für mich auch der Kritikpunkt am Roman. Er wirkt stellenweise zu konstruiert. Zu verworren. Steve Mosby verflicht die einzelnen Stränge zwar äußerst geschickt miteinander, doch an einigen Stellen finde ich kleine Unregelmäßigkeiten, keine Fehler im Plot – dazu ist Mosby ein zu geschickter Erzähler – doch es sind Dinge, die mir nicht ganz klar werden, die mir nicht ausreichend genug erzählt werden.

Dadurch, dass so viele Figuren auftreten, es keine eigentlichen Protagonisten gibt – bis auf Neil Dawson, der seine Erlebnisse in der Ich-Form erzählt – wirken die Figuren nicht lebendig auf mich. Sie bleiben an der Oberfläche kleben, können nicht tiefer eindringen, wobei sie das Potential dazu hätten.

Trotz dieser Kritikpunkte ist Schwarze Blumen spannend geschrieben und kurzweilige Unterhaltung, ein Thriller zum zwischendurch-mal-lesen. Wobei ich mir  etwas mehr Tiefgang gewünscht bzw. versprochen hatte.



Broschiert: 400 Seiten, erschienen bei Droemer, Februar 2012. Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer, Originaltitel: Black Flowers
ISBN: 978-3426199275