"Steve Jobs" [USA 2015]


"Steve Jobs" ist keine werbewirksame Heiligenmasturbation geworden – den Mythos vom visionären Erfinder, von der revolutionären und adretten Upper-Class-Weltmarke bestätigend. Der Film nimmt sich die ästhetische wie narrative Freiheit, wenn Michael Fassbender ein ichbezogenes Ungeheuer anlegt, das, in sozialer Abkapselung, einem technologisch fremdbestimmten Perfektionismus  aufsitzt, über Leichen, insbesondere aber über Gefühle zu treten. Die dem Thema entsprechenden, teils ungegenständlich durchscheinenden, teils hermetisch verriegelten Bilder Danny Boyles porträtieren einen Menschen, einen manischen Schaffer, der in seiner hervorsprudelnden Rastlosigkeit eine Kerbe ins Universum schlagen will. Vergleichbar wie "The Social Network" weist "Steve Jobs" etwas Theaterhaftes, etwas Rauminszenatorisches auf, das Geschäft hinter der Verpackung, die (zwischenmenschlichen) Informationen hinter den Bits und Bytes, zu entmystifizieren – die prosperierenden Aaron-Sorkin-Debattendialoge, plärrende, energetische Gewitter, bewegen sich dabei hochmotorisch mit den Gesten der schrill-schnellen Schauspieler von Zimmer zu Zimmer, Türen auf- und zustoßend, eine tänzerische Gleichklangchoreografie, die wuchtig überfährt. Steve Jobs, und das ist sein trauriges Vermächtnis, die Quintessenz Sorkins, nahm viel, aber verstand wenig. Auch in der einzigen zusammenhängenden Szene, die bei offenem Tageslicht spielt, muss er sich überwinden, seiner Tochter (Perla Haney-Jardine) ein Lächeln zuzuwerfen. Ehe Jobs im Scheinwerferlicht, seinem Licht, transzendiert wird – im popkulturellen Mythos, der sich zwischen 500 und 1000 Songs in der Tasche durchsetzte. 
7 | 10

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