Bis Ende 2013 flössen 38,9 Milliarden Euro weniger in die Staatskassen „als bisher eingeplant", habe der Steuerschätzerkreis Finanzminister Wolfgang Schäuble nach dreitägigen Verhandlungen in einem Wohlfühlhotel mitteilen müssen. "Wir liegen erst 2013 wieder da, wo wir 2008 waren, aber nicht höher", wusste der Finanzminister genau, ehe er schon im Dezember 2011 so viele Steuern einnahm wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.
Aber immerhin hatte ihm das Schätzergremium ja auch für 2012 12,3 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen versprochen. 2013 steige der Ausfall dann sogar auf 13,7 Milliarden Euro, teilten die Qualitätsmedien seinerzeit im üblichen Chorgesang mit.
Alles hier bei der Schätzerei ist natürlich exakte Wissenschaft. Das zeigt nicht nur die alle Jahre wieder huldvolle, ja, ehrerbietige Aufnahme, die jede vom Schätzerkreis in die Runde geworfene Milliardenzahl bei Spiegel, Stern, dpa und dem Rest der vierten Gewalt findet. Sondern vor allem die Trefferquote, die die 35 Abgesandte aus den Finanzministerien von Bund und Ländern, der Bundesbank, von Forschungsinstituten, der Kommunen, des Sachverständigenratrs und des Statistisches Bundesamtes Jahr für Jahr erzielen.
Sie liegt irgendwo unterhalb von dem, was ein Dreijähriger mit verbundenen Augen mit einem auf ein Bingobrett geworfenen Dartpfeil schaffen würde.
Das aber stabil: Wie die „Zeit“ und der Rest der Qualitätsmedien jetzt im üblichen Chorgesang mitteilten, rechnen die Experten zwölf Monate nach ihrer Minus-Vorhersage nun damit, dass aus dem eben noch vorhergesagten Steuerminus von 12,3 Milliarden für 2012 ein Plus von 4,6 Milliarden Euro wie. Auch das geschätzte Steuerloch von 13,7 Milliarden für 2013 hat sich inzwischen in Mehreinnahmen von fünf Milliarden Euro verwandelt. Und für 2014, 2015 und 2016 betrüge das Steuerplus zusammengerechnet sogar noch einmal bei 19,7 Milliarden Euro. Betrüge. Wenn die Steuerschätzung zutrifft. Es wäre das erste Mal.
Alles wie immer: Steuerschätzer flunkern wieder