Stets zu Ihren Diensten, mein Herr

So langsam nimmt das Prinzchen die Sache mit dem blauen Blut ein wenig zu ernst. Als ich letzte Nacht im Halbschlaf mitkriegte, wie “Meiner” nach dem Nuggi suchte, glaubte ich noch, es würde bald wieder Ruhe einkehren im Schlafgemach. Aber da hatte ich mich ganz gewaltig geirrt. Wenig später verlangte nämlich Ihro Majestät ein Fläschchen. Weil “Meiner” inzwischen wieder im Land der Träume unterwegs war, machte ich mich auf in die Küche, um das Fläschchen zu füllen. Aber das Prinzchen wollte nicht dieses Fläschchen, sondern “anneri Flässe”. Und dies verlangte er mit einer solchen Vehemenz, dass ich nicht wagte , ihm zu widersprechen. Ich wollte ja nicht, dass die ganze Familie wach wird.

Währenddem ich die Milch in eine andere Flasche umfüllte, machte sich meine Blase bemerkbar. Was dem Prizchen gar nicht passte. “Nei Mami! Decki! Au flaffe!”, befahl er. Womit er sagen wollte, dass ich mich jetzt gleich wieder hinlegen sollte. Was ich aber nicht tat, auch wenn das Prinzchen zu glauben scheint, ich sei ihm zu blindem Gehorsam verpflichtet.

Als ich wieder ins Zimmer zurückkam, war die Milchflasche leer, das Prinzchen aber wollte mehr. “Saff bella!”, forderte er und streckte mir das leere Fläschchen entgegen. Nun bin ich ja mich gerade berühmt für meine Prinzipienreiterei, aber Saft mit Bella – also eigentlich Saft mit Cola – gibt’s bei uns nicht mitten in der Nacht. Eigentlich auch nicht am Tag, aber das Prinzchen hat noch nicht begriffen, dass wir nur so tun, als ob wir Cola in sein Fläschchen füllen würden. Nun mag man sich ja fragen, weshalb eine Familie wie wir überhaupt Cola light im Hause haben, aber darüber möchte ich lieber nicht reden, denn das ist mir ein wenig peinlich. Jeder hat halt so seine kleinen Laster. Aber zurück zu Saft und Bella: Als das Prinzchen merkte, dass es mir ernst war mit meinem Nein, begann er wild mit den Händchen zu fuchteln. So wild, dass “Meiner”, der inzwischen auch wieder wach geworden war, und ich fürchteten, das Kind werde demnächst abheben und davonfliegen. Dazu schrie er in den höchsten Tönen nach “Saff bella!”. Irgendwann hatte er mich soweit, dass ich in die Küche ging, um ihm ganz wenig “Saff” und ganz viel “Waffe” ins Fläschchen zu füllen. Von da an herrschte wieder himmlische Ruhe, auch wenn wir das Prinzchen einmal mehr um das ersehnte Bella betrogen hatten.

Manchmal hat man eben als Mutter nur die Wahl zwischen kreuzverkehrt und total daneben. Und ich muss euch doch sehr bitten, dass ihr mir jetzt keine Handlungsalternativen vorschlagt. Es reicht, wenn ich mir das Gemotze meines inneren Kritikers anhören muss.

Stets zu Ihren Diensten, mein Herr



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