Denn es ist ja nicht so, als verändere man sich in den Grundfesten, nur weil man an das andere Ende der Welt gereist ist. Auch hier bleibt neben all der nach außen gerichteten Lebenslust mein Bedürfnis nach regelmäßiger Stille bestehen. Erst in den nach innen gewandten Momenten kann ich das Erlebte sinken lassen. Erst dann wirken Gespräche nach, ebbt der Lärm ab. Ich muss meine Sinne auskühlen lassen.
Ich schreibe auf dem Bett sitzend und die Wörter im Kopf und auf dem Blatt geben einander Echo. Ich schreibe so, wie es in den Bäumen rauscht, seicht, gleichförmig, unbedeutend, bis sich etwas kristalliert – ein klarer Gedanke, eine Idee. Und auch nicht immer.
... bis da plötzlich Worte aus mir auftauchen, die hinter die Dinge dringen, die einen Ausdruck für eben diesen Moment finden. atemleinen zwischen den pedalen ... lose in der chile-schwirren hitze ... der abend schwillt aus den anden ... die skyline löst sich an den enden auf ...
Seit Wochen war die Muse von mir abgewandt. Alles Lyrische verhangen, überstülpt von der Konzentration auf meine Reise. Ich hatte keine Zeit, das Erlebte in mir aufzudröseln und als meine Schöpfung wieder zusammenzufügen.
Die Worte, die Ideen kommen eben erst, wenn sich innerlich alles entspannt und leert. Und sie kommen, wenn überhaupt, nur im Alleinsein.
Schon morgen früh werde ich wieder ganz da sein für die Welt. Mich unterhalten, mich erkundigen. Etwas unbeholfen Spanisch reden. Beistimmen, lachen, fragen. Eben ganz nach außen gewandt. Und die Kraft dazu schöpfe ich aus meinen Sternstunden im Alleinsein.