Wenn wir ganz ehrlich sind, gibt es keinen passenden Zeitpunkt, um Euch das traurig-schöne Buch Sternenkind vorzustellen. Denn Bücher, die von schwerstkranken Kindern handeln, die viel zu früh ihre Flügel aufspannen und zu den Sternen fliegen müssen, sollte es nicht geben dürfen.
Doch das Leben schreibt auch Geschichten, die uns nicht gefallen und die wir nicht wahrhaben wollen. Solche Geschichten bahnen sich unbemerkt an, nehmen unscheinbar ihren unumgänglichen Lauf und werden plötzlich zu einer traurigen Realität, die wir nicht mehr verdrängen können.
Wenn es also eine Zeit gibt, die halbwegs dazu bestimmt ist, Euch die Geschichte von Till vorzustellen, dann ist es die jetzige. Im Kirchenjahr gilt nämlich der Monat November als Zeit der Besinnung und des Gedenkens – und das wollen wir heute mit diesem Beitrag auch tun:
Im Buch “Sternenkind – wie Till seinen Himmel fand” wird aus der Sicht von Grossmutter Brigitte Trümpy Birkeland das kurze, aber intensive Leben ihres tapferen, bescheidenen und trotz aller Schwere stets lebenslustigen Enkels Till, der im Alter von sechs Jahren an Krebs erkrankte und vier Jahre später daran starb, auf ehrlichste und deshalb so eindrückliche und berührende Art und Weise beschrieben.
In ihrem Buch erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Familie, deren Welt von einem Moment zum anderen aus den Fugen gerät und die in dem jahrelangen tosenden Lebenssturm schier untergeht, sich dann aber für das Leben entscheidet: Die mutige und starke Familie entschliesst sich dazu, die Menschen durch offene Kommunikation in ihre Welt miteinzubeziehen. Gemeinsam schaffen sie es, dass Nachbarn, Freunde, Verwandte und Bekannte sich nicht von ihnen abwenden, sondern ihre Berührungsängste ablegen können und dadurch zu treuen und wichtigen Begleitern der ganzen Familie werden.
Bei aller Traurigkeit und Ungerechtigkeit, bei aller Wut und Ohnmacht – Brigitte Trümpy Birkeland gelingt es aufzuzeigen, dass man mit Krankheit, Sterben und Tod so umgehen kann, dass im ganzen Leid trotz allem Lichtblicke entstehen können, die einem den Weg durch Trauer, Schmerz und Abschied weisen und auf diese Art einen so schweren Verlust und einen fast zu Tode erdrückenden Kummer doch überleben kann.
Aber vor allem ist es der Autorin gelungen, aus ihrer Erfahrung heraus etwas zu schaffen, das vielen anderen Menschen hilft: Dank der Offenheit der ganzen Familie und dank ihrem Buch werden die Tabuthemen “schwerkranke Kinder, Sternenkinder, Lebensstürme, aber auch die Trauerverarbeitung bei Eltern, Grosseltern und Geschwistern” endlich in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Ausserdem setzt sich die Autorin sehr dafür ein, dass sich vom selben Schicksal betroffene Grosseltern vernetzen können und dass Sturmfamilien nach Möglichkeit Unterstützung geboten werden kann. Deshalb hat Brigitte Trümpy Birkeland einerseits eine Plattform für Grosseltern gegründet und andererseits den Verein Sternentaler ins Leben gerufen.
Mich persönlich hat Tills Geschichte aufgewühlt wie selten etwas zuvor, gleichzeitig hat sie mir die Augen weiter geöffnet und einiges relativeren lassen. Bei aller Traurigkeit habe ich beim Lesen aber auch immer wieder Freude und Hoffnung und vorallem grössten Respekt verspürt gegenüber der ganzen Familie für die Art und Weise, wie es ihr gemeinsam gelungen ist, Tills Leben bis zum Schluss mit unendlich viel Liebe und Lebensfreude prall zu füllen. Auch hat es mich darin ermutig, offen und ehrlich zu sein und genau so offen auf andere Menschen zuzugehen. Auch – oder erst recht – wenn sich diese inmitten eines Lebenssturms befinden.
Wer von Euch kennt das Buch? Wer hat es schon gelesen? Mögt Ihr dazu etwas erzählen?
Das Buch kann beim Wörthersee-Verlag bestellt oder in der Buchhandlung gekauft werden.
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