Unser Körper ist aufgebaut aus vier Elementen, die bestehen, solange wir leben. Im Moment des Todes beginnen die Elemente nicht mehr zu harmonieren und dann erfahren wir den Tod. Das Auflösen der Elemente ist etwas, das ich in diesem Leben noch nicht erfahren habe, ich kann es deshalb nur erklären an Hand der Texte, die geschrieben wurden von erleuchteten Wesen.
Zeichen der Auflösung
Eines der Zeichen ist, dass man sehr gute Freunde nicht mehr erkennt und nicht klar sieht, nicht gut hört, nicht gut riechen kann und Geschmäcker nicht mehr unterscheiden kann, selbst das beste Essen schmeckt nicht. Dies sind auch Zeichen, die bei Senilität zutreffen, aus dem Grund, dass die Elemente im hohen Alter auch nicht mehr so gut funktionieren.
Zuerst löst sich das Erdelement im Wasserelement auf. In dem Moment hat der Sterbende das Gefühl, zu fallen. Viele wünschen, dass man sie hochbettet auf hohen Pölstern und bitten einem, hochgezogen zu werden. Auch der Teint des Sterbenden wird gelblich, fahl.
Wenn das Wasserelement sich im Feuerelement auflöst, dann wird der Körper ausgetrocknet, der Mund ist trocken. Man sagt, dass der Sterbende das Gefühl hat, vom Meer oder einem Fluß weggespült zu werden.
Und wenn das Feuerelement sich im Windelement auflöst, hat der Sterbende das Gefühl, dass sich die ganze Hitze im Herzen zurückzieht. Er fühlt sich von einem Feuerberg verzehrt.
Wenn das Windelement sich im Bewusstsein auflöst, atmet der Sterbende vielleicht dreimal stark aus und kann nur kurz und wenig einatmen. In dem Moment fühlt er sich wie wenn er in einem Wirbelsturm geraten wäre.
Wenn dann, nach diesem langen vielen Ausatmen nicht mehr eingeatmet wird, sagen wir normalerweise, der Mensch ist tot.
Auflösung äußere Elemente
Dieses Auflösen der Elemente ineinander ist ein Nicht-mehr-funktionieren der Elemente, aber selbst nach dem letzten Ausatmen des Sterbenden ist er noch nicht tot, es ist nur die äußere Atmung unterbrochen. Das Bewusstsein muss noch durch andere Erfahrungen gehen.
Es heißt, dass danach der Sterbende erfährt, dass der sogenannte väterliche Samen von der Höhe der Stirn hinunterfällt ins Herzzentrum. In diesem Moment erfährt der Sterbende eine Art Lichtvision, einen Vollmond auf einem klaren Nachthimmel. Und in diesem Moment ist der Geist ruhiger geworden und es heißt, dass 33 Faktoren des Geistes, die mit Hass behaftet sind, zur Ruhe gekommen sind. Als nächstes steigt vom Nabelzentrum die rote Energiezelle der Mutter und geht ins Herz ein. in diesem Moment hat der Sterbende die Erfahrung des Sonnenlichtes, das sich am Himmel zeigt am frühen Morgen. Da heißt es, sind 40 Geistesfaktoren, die mit Begierde behaftet sind, beendet.
In dem Moment, wo die rote und die weiße Zelle im Herzen vereint sind, hat das Bewusstsein die Erfahrung eines finsteren Nachthimmels, ohne Mondlicht und es heißt, dass sieben Geistesfaktoren, die in Verbindung mit Unwissenheit stehen, aufgehört haben zu bestehen. Gewöhnliche Leute werden in diesem Moment bewusstlos. Wie lange die Ohnmacht anhält, hängt von der einzelnen Person ab. In diesem Moment steht das Bewusstsein der Natur seines eigenen Geistes gegenüber. Es heißt aber auch, wenn man imstande ist und Reife mitbringt, dass es bereits möglich ist, im Prozeß wo die weiße Vaterzelle aus der Stirn hinunterfällt ins Herz, die Verwirklichung auf der Ebene des Nirmanakaya zu erlangen. Es heißt auch, dass, wenn man imstande ist, das rote Licht, die rote Energiezelle, während sie nach oben steigt ins Herz zu halten und in diesem Zustand zu verbleiben, man die Erleuchtung auf der Ebene des Sambhogakaya erlangen kann.
Auflösung innerer Elemente
Wenn die beiden Energiezellen im Herzen zusammenkommen und in diesen Zustand der Finsternis fallen und man imstande ist, diesen Zustand zu halten, dann kann man die Erleuchtung auf der Ebene des Dharmakaya erfahren. Wenn das Bewusstsein herausgedrückt wird durch die zwei Energiezellen und der eigenen Natur des Geistes gegenübersteht und wenn man diesen Zustand integrieren kann und halten, kann man die essentielle, absolute Erleuchtungsebene erlangen.
Große, verwirklichte Persönlichkeiten sind imstande, sie im Tod drei bis vier Tage lange zu halten, indem sie sich solange in Meditation halten. Ihr habt vielleicht schon davon gehört. Aber es heißt auch, dass es nicht leicht ist, sondern es muss wirklich jemand sein, der große Verwirklichung erlangt hat. Aber Leute wie ich, die keine Erfahrung der Leere haben, gehen durch die einzelnen Stadien durch. und in jedem Stadium besteht man aus unglaublich viel Angst. Es ist wie wenn wir in ein unbekanntes Land gehen, wo wir nicht wissen, wo wir hinkommen.
Mahamudra und Sterben
Und ich meine, deshalb ist die Mahamudrapraxis so wichtig, wo man alles, was geschieht, alle Gegebenheiten als Phänomene, die aus dem eigenen Geist entstehen, sieht. Wenn man dann im Moment des Todes steht, kann man dann das Auflösen der Elemente integrieren in diesen Zustand, indem wir erkennen, dass es nicht Phänomene sind, die von außen auf uns zukommen, sondern aus unserem Geist heraus entstehen.
Die, die eine gute Praxis und Verwirklichung und Mahamudraerfahrung haben, für die ist es dann einzigartig. Sonst, wenn diese Phänomene der Elementauflösung auftauchen, dann wissen wir, dass der Moment gekommen ist, wo wir unser Bewusstsein übertragen sollen mit der Phowapraxis.
Diese Lehre wurde von Khenchen Könchog Gyaltsen gegeben.