Regensburg (obx-medizindirekt - internet-zeitung) - Verengte Herzkranzgefäße: Jedes Jahr stellen die Ärzte in Deutschland nahezu 400.000 Menschen diese Diagnose. Die Betroffenen stehen dann meist vor der Entscheidung, die Engstellen in den Herzkranzgefäßen entweder mit einer Bypass-Operation oder mit sogenannten Stents beseitigen zu lassen. Was tun?
Auf den ersten Blick ist der Einsatz von Stents die eleganteste, einfachste und unproblematischste Lösung des Problems: Ein kleiner Schnitt in der Leiste genügt. Durch ein Blutgefäß wird ein Katheter quer durch den Körper bis ins Herz geführt. Die Patienten sind bei Bewusstsein, wenn der Kardiologe unter Röntgenkontrolle Kontrastmittel in die Herzgefäße spritzt. Ist der Engpass sichtbar, wird der so genannte Stent eingeführt. Das Drahtkorsett soll die Ader dauerhaft offen halten.
Die Zahl der Eingriffe zum Setzen von Stents hat sich in den letzten 16 Jahren fast verzehnfacht. Pro Jahr werden nahezu 300.000 der gefäßerweiternden Metallnetz-Röhrchen eingesetzt. Dem stehen rund 56.000 Bypass-Operationen gegenüber. Damit liegt Deutschland beim Einsatz von Stents mit weitem Abstand an der Spitze. Selbst in den USA kommt der Stent nur halb so oft zum Einsatz.
Der Regensburger Internist Dr. Markus Buresch hat mit diesem schonenden Verfahren besonders viel Erfahrung und im Laufe seiner beruflichen Laufbahn bereits 3000 solcher Eingriffe durchgeführt. Seine Meinung über die mittel- und langfristigen Erfolge der Stent-Therapie: "Bei Patienten mit einem akuten Herzinfarkt aufgrund eines Gefäßverschlusses ist die sofortige Wiedereröffnung des Gefäßes ein Segen, denn damit kann eine große Narbenbildung verhindert werden. Aber auch Patienten mit chronischen Herzbeschwerden (sog. stabiler Belastungsangina) kann durch eine Ballondehnung und Stent-Implantation an einer oder mehreren Engstellen geholfen werden.
Für viele Experten und auch für Dr. Buresch ist die Weitung der Herzkranzgefäße mittels Ballon und Stent deshalb ganz klar die Methode der Zukunft. Vor allem seit die Medikamente beschichteten Stents sich immer mehr durchsetzen. Früher mussten bis zu 30 Prozent der Patienten innerhalb der ersten sechs Monate zur Nachbehandlung wieder ins Herzkatheter-Labor. Mittlerweile ist die Rate der notwendigen Nachbehandlungen auf unter fast 5 Prozent gesunken, sagt Dr. Buresch.
Noch immer endet heute jeder dritte Herzinfarkt tödlich. Deshalb ist eine effektive Therapie entscheidend. Doch wann ist der Bypass sinnvoll und wann der Stent? Die Frage nach der richtigen Therapie ist auch ein Expertenstreit unter Medizinern. Denn Stents werden von Kardiologen gesetzt, Bypässe dagegen von den Herzchirurgen. Daher ist es wichtig, die Entscheidung gemeinsam mit dem Patienten im Team mit interventionellen Kardiologen und Herzchirurgen zu besprechen.
Neben Alter und Begleiterkrankungen stehen dann vor allem das Ausmaß an Stenosen und Verkalkungen im Vordergrund der Entscheidung. Hat man umschriebene kurzstreckige Engstellen an ein oder zwei Herkranzgefäßen, ist in der Regel der Stent die bessere Wahl. Bei langstreckig schwergradigen Verkalkungen an allen drei Herzkranzgefäßen ist oft die Bypass-Operation die langfristig bessere Lösung, sagt Dr. Buresch.
Über den Erfolg sowohl eines Stent-Einsatzes wie auch einer Bypass-Operation entscheidet letztendlich aber auch die Erfahrung des Arztes. Buresch etwa setzt in seinem Katheter-Labor pro Jahr etwa 120 der gefäßerweiternden Metallröhrchen ein.