Hier sind 25 Anregungen.
Paare, die länger miteinander leben, sprechen im Schnitt nur zehn Minuten miteinander.
Das galt lange als deprimierende Erkenntnis von mitteilungsfreudigen Ehefrauen, kundigen Paartherapeuten und Verfassern von Ratgeberbüchern zum Thema Kommunikation.
Stimmt gar nicht!
Laut einer GFK-Studie sind es 102 Minuten. Täglich. Also im Durchschnitt. Das heißt, manche reden wirklich nur zehn Minuten und andere kommen vor lauter Quasseln zu kaum noch was anderem. Denn diese 102 Minuten müssen ja irgendwie in die Morgenroutine und den Feierabend untergebracht werden.
Aber 102 Minuten klingt ja schon mal hoffnungsvoll. Wobei ich aber gern wüsste: Worüber wird denn so ausführlich geredet?
- Was der Chef heute wieder für Müll von sich gegeben hat.
- Was die Kindergärtnerin über den gemeinsamen Sprößling zu loben hatte.
- Was die Kassiererin an der Supermarktkasse alles mit ihre Kollegin zu besprechen hatte.
- Was für Vorsichtsmaßnahmen die Schwiegermutter für den bevorstehenden Besuch mitteilen musste.
Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist. Aber seien wir ehrlich: Das meiste, was Paare so reden, dreht sich um den Alltag. Den Job, die Kinder, den Stau, den Frust mit dem Handwerker.
Das ist ja auch gut, denn es hat eine heilende Wirkung. Anstatt Sorgen, Kümmernisse und Ärger zu schlucken oder mit sich allein auszumachen, erzählt man es dem Partner. Dagegen ist also nichts zu sagen.
Was soll man auch sonst erzählen? Denn oft ist ja das, was man täglich so erlebt, nicht so spannend.
Nur, sehr persönlich ist das alles eben nicht. Oft kennt man das schon in Ansätzen, was der Andere berichtet -und vor allem: wie.
Neulich in der Bahn.
Vor ein paar Wochen fuhr ich sechs Stunden mit der Bahn, was in meinem Leben selten vorkommt. Was noch seltener vorkommt, ist, dass ich mich mit einem Fremden im Zug unterhalte. Aber es ist mir tatsächlich passiert.
Im Abteil saß ein jüngerer Mann – also er war schätzungsweise fünfzig Jahre alt – der mich in ein interessantes Gespräch über meine Arbeit und mein Leben verwickelte.
Wie er das machte?
In dem Video verrate ich es Ihnen.
Intelligente Fragen sorgen also dafür, dass ein Gespräch spannend wird.
Weil man nicht das erfährt, was der Andere schon oft erzählt hat.
Sondern das, was er bis dato noch gar nicht wusste.
Doch intelligente Fragen sich auszudenken, ist gar nicht so einfach.
Welche intelligenten Fragen könnten Sie Ihrem Partner stellen?
Ein Nachteil von langjährigen Beziehungen ist ja, dass man glaubt, den Anderen zu 90 Prozent schon zu kennen. Was er mag, was er nicht mag, was er über dies und das denkt.
Die gute Nachricht: Es stimmt höchstwahrscheinlich nicht.
Die noch bessere Nachricht: Die Antwort auf viele Fragen weiß Ihr Partner auch gar nicht.
Weil er noch nie darüber nachgedacht hat.
Weil ihn noch nie jemand mal danach gefragt hat.
Weil er es zwar weiß, aber noch nie jemand erzählt hat.
Deswegen also hier ein Experiment, wie Sie in kurzer Zeit Ihren Partner ein bißchen besser kennenlernen können.
Womit?
Sie ahnen es schon: mit ein paar intelligenten Fragen.
Ich habe Sie in einem Beitrag der New York Times gelesen und fand sie hervorragend geeignet, sich miteinander über etwas auszutauschen, worüber man vielleicht noch nie nachgedacht oder mit dem Partner geredet hat.
Hier also …. intelligente Fragen für Paare.
In einem früheren Blogbetriag habe ich schon einmal 40 Fragen zusammengestellt, die helfen können, sich als Paar wieder näher zu kommen:
Beziehungsprobleme klären: 40 Fragen, um Ihre Beziehung zu verbessern.
Wichtig ist: Suchen Sie sich einen guten Platz, wo Sie eine Weile ungestört sind. Das kann auch ein Spaziergang sein.
Lassen Sie den Hund zu Hause und vor allem: SCHALTEN SIE IHR HANDY AUS!
Stellen Sie jeweils eine Frage und beantworten Sie sie wechselseitig.
Hören Sie einfach interessiert zu. Bitte keine Ratschläge, Bewertungen und Kommentare.
Allenfalls interessiertes Nachfragen, das zur Vertiefung führen, ist erlaubt.
Hier die Fragen:
- Angenommen, Du könntest irgendeinen Menschen auf der Welt zum Abendessen einladen – wen würdest Du wählen? Und warum?
- Wärst Du gerne berühmt? Und wenn ja, wofür?
- Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?
- Wann hast Du das letzte Mal vor Dich hin gesungen? Oder jemand etwas vorgesungen?
- Hast Du eine geheime Vermutung, wie Du mal sterben wirst?
- Welche drei Dinge haben Du und Dein Partner gemeinsam?
- Wofür im Leben bist Du am meisten dankbar?
- Wenn Du ändern könntest, wie Du aufgewachsen bist – was würdest Du gern ändern?
- Angenommen, Du würdest morgen aufwachen mit irgendeiner neuen Eigenschaft oder Fähigkeit – was würdest Du Dir wünschen?
- Angenommen, in einer Kristallkugel könntest Du die Wahrheit herausfinden über Dich, über Dein Leben, Deine Zukunft oder irgendetwas anderes – was wolltest Du wissen?
- Gibt es etwas, wovon Du schon ein Leben lang träumst zu tun? Warum hast Du es noch nicht getan?
- Was ist die größte Errungenschaft in Deinem Leben?
- Was ist Dir in einer Freundschaft am wichtigsten?
- Was ist Deine kostbarste Erinnerung?
- Was ist Deine schlimmste Erinnerung?
- Angenommen, Du erfährst, dass Du in einem Jahr sterben wirst. Würdest Du etwas in Deinem Leben ändern? Warum?
- Welche Rolle spielen Liebe und Leidenschaft in Deinem Leben?
- Zähle fünf Dinge auf, die Du an Deinem Partner positiv findest.
- Wie nah und warm war es früher in Deiner Familie? Glaubst Du, dass Deine Kindheit glücklicher war als die der meisten Menschen?
- Wie erlebst Du die Beziehung zu Deiner Mutter?
- Vervollständige den Satz: „Ich wollte, ich hätte jemanden, mit dem ich Folgendes teilen könnte …“
- Wann hast Du das letzte Mal in Gegenwart eines anderen geweint? Wann allein?
- Über welche Sache darf man keine Witze machen?
- Angenommen, Du würdest heute Abend sterben ohne noch mit jemand kommunizieren zu können? Was würdest Du am meisten bereuen, jemandem nicht mehr gesagt zu haben? Warum hast Du es bis jetzt nicht getan?
- Angenommen, Dein Haus brennt aber all Deine Lieben sind gerettet. Du kannst noch eine einzige Sache aus dem Haus retten. Was wäre das – und warum?
Manche Fragen berühren das Thema unserer Sterblichkeit.
Wenn Ihnen die zu heftig sind, überspringen Sie sie einfach. Andererseits: das Bewusstmachen der eigenen Endlichkeit macht eben auch vieles klarer. Es rüttelt die Prioritäten zurecht. Wir merken, was wir alles aufschieben. In der irrigen Annahme, wir hätten ja noch ewig Zeit.
Statistisch gesehen vielleicht. Aber das Leben kümmert sich nicht um Statistik.
Das Leben ist immer nur – jetzt!
Den Originalartikel aus der New York Times finden Sie hier …
Ich habe nicht alle 36 Fragen genommen, sondern nur 25 davon. Und natürlich eignen sich diese Fragen nicht nur für Partner. Sondern für jeden Menschen, der Ihnen wichtig ist und den Sie näher kennenlernen möchten. Also Sie selbst, Freunde, Eltern, Kinder, Kollegen …
PS: Da Sie ja beim Fragenstellen das Handy oder Tablet ausschalten sollen, habe ich Ihnen die 25 Fragen hier in einem PDF zusammengestellt. Einfach herunterladen und ausdrucken.
Wie finden Sie die Fragen?
Und was haben Sie von Ihrem Partner Neues erfahren?
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Bild: © Annemieke van der Kul – Flickr.com
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