Stellaris Console Edition im Test: Ein Nerd als Herrscher

Erstellt am 14. März 2019 von Gamingnerd

Strategiespiele lassen sich naturgemäß am besten mit Maus und Tastatur spielen und schon allein deswegen haben Spiele dieses Genres einen schweren Stand auf Konsolen. Nun versucht es Paradox Interactive mit dem sogenannten Grand Strategy Game Stellaris erneut auf der Konsole. Wie sich das auf dem PC bereits etablierte Spiel auf der Xbox One und PlayStation 4 schlägt, erfahrt ihr in unserem Test.

Start in ein neues Zeitalter

Wer wollte nicht schon immer mal der Herrscher von außerirdischen Lebensformen sein und diese Zivilisation zu Ruhm und Ehre führen. Nein? Niemand? Egal, in Stellaris könnt ihr trotzdem genau das machen. Zuerst müsst ihr euch aber erstmal eine Rasse aussuchen. Menschen, Reptilien, Vögel oder etwas exotischer, ihr könnt auch als Pilz die Herrschaft übernehmen. Eine Rasse könnt ihr entweder aus vorgefertigten Zivilisationen auswählen, eine vom Spiel generieren lassen oder den umfangreichen Editor nutzen und eine eigene Rasse erstellen. Aber es sei gesagt, dass man den Editor als Anfänger erstmal ignorieren sollte, da man noch keinen Überblick darüber hat was die zahlreichen Attribute im späteren Spiel für Auswirkungen haben und welche Strategien diese benötigen.

Wer sich doch traut muss sich Gedanken darüber machen, welche Staatsform die neue Zivilisation haben soll, welcher Ethik sie folgen sollen, das Design der Raumschiffe, natürlich das Aussehen und nicht zu vergessen die allgemeinen Eigenschaften. Pflanzt sich die Gattung schnell fort, kann sie sich gut auf neue Lebensräume einstellen, ist sie begabt, stark und so weiter. Nicht zu vergessen, dass man auch eine Biografie zur selbst erschaffenen Alien-Rasse verfassen kann. Alle Angaben haben dabei direkten Einfluss auf das spätere Spiel. Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.

Aller Anfang ist schwer

Als Neuling wird man anfangs froh sein, dass man langsam durch ein recht gutes Tutorial in die wichtigsten Funktionen des Spiels eingearbeitet wird. So wird einem gelehrt wie man verschiedene Raumschiffe baut, dass man mit dem Forschungsschiff zuerst einmal die eigene Galaxie erforschen sollte, um dann bei den umliegenden Galaxien weiterzumachen. Anschließend weiß man dann auf welchen Planeten welche Ressourcen zu holen und welche bewohnbar sind, die dann mit Kolonieschiffen besiedelt werden können. Was anfangs noch wie ein einfaches Aufbau-Strategiespiel wirkt bei dem man nur mit seinen Ressourcen jonglieren muss, wird spätestens dann komplizierter, wenn fremde Zivilisationen entdeckt werden.

Als Neuling merkt man erst dann, dass neben den Ressourcen auch eine starke Verteidigungslinie, eine umfangreiche und breit gefächerte Forschung nötig ist und der fast wichtigste Aspekt die Diplomatie nicht vernachlässigt werden sollte, über die man sich vermeintlich stärkere Völker vom Hals halten und mit Handel besänftigen oder wenn man auf Konfrontation aus ist, auch gleich den Krieg erklären kann. Im Gegensatz zu den verschiedenen Menüs und textlastigen Einstellungsmöglichkeiten, die einem im Tutorial erklärt werden, wird man über das große Ganze allerdings im Regen stehen gelassen. Welche Entscheidungen haben später welche Auswirkungen und wie spielen die Forschung mit den Ressourcen und der Kriegsführung zusammen?

Stellaris ist mit seinen verschiedenen Aspekten einfach zu umfangreich und man muss sich dieses Wissen mühsam selbst erarbeiten. Zwangsläufig mit einigen Misserfolgen, bei denen man zuerst nicht unbedingt versteht was man überhaupt falsch gemacht hat. So ist mein erstes Volk quasi aus dem nichts von einer fremden Zivilisation übernommen und versklavt worden. Beim zweiten Spiel war ich zwar erfolgreicher und ich konnte sogar Bündnisse eingehen, trotzdem haben meine Ressourcen irgendwann verrückt gespielt, so dass ich dieses zwangsläufig wieder verkleinern und Außenposten wieder aufgeben musste.

Die Lernkurve ist zwar da, aber ich würde sie nicht als steil beurteilen. Dafür bekommt man zu wenige Erklärungen und Hinweise, was denn nun wirklich falsch läuft. Zwar werden im unteren Bereich regelmäßig Ereignisse eingeblendet, aber auch diese und ihre Auswirkungen zu verstehen braucht es schlicht und ergreifend Erfahrung. Ein empfehlenswerter Anlaufpunkt um sich Tipps zu holen und den Einstieg zu erleichtern, ist das Stellaris Wiki. Problem ist nur, dass dieser logischerweise größtenteils von PC-Usern gefüttert wird und die sind bereits bei Version 2.2 befinden, wogegen die Konsolen-Version auf Version 1.7 der PC-Fassung basiert. Die Unterschiede sind mitunter gravierend bis hin zu völlig anders aussehenden Interfaces. Aber auch der Bereich für Konsolen-Spieler wächst stetig und so findet man mittlerweile auch einen für die Konsolen zugeschnittenen Beginners Guide.

Es gibt aber noch weitere Unterschiede zu der PC-Fassung. So ist die maximale Anzahl an Sternen bzw. Planeten auf 600 begrenzt, wogegen sich PC-Spieler auf bis zu 1000 Sternen austoben dürfen. Wobei ich sagen muss, dass auch 600 Sterne nur wenig Wünsche offen lassen und eine ausreichend große Spielwelt bieten. Außerdem ist die Unterstützung von Mods derzeit noch nicht mit an Bord, wobei man davon ausgehen kann, dass zumindest Xbox One Spieler früher oder später in den Genuss der Mod-Vielfalt kommen werden. So ist der Mod-Manager seit längerem auch bei Cities: Skylines verfügbar, das ebenfalls von Paradox stammt und mittlerweile stark im Umfang gewachsen ist.

Erneut mit Tantalus Media

Bereits bei der Konsolen-Portierung von Cities: Skylines hatte Paradox Interactive mit dem australischen Entwickler zusammengearbeitet und einen wirklich guten Job abgeliefert. Ähnlich gut ist auch die Umsetzung von Stellaris gelungen, wobei man da natürlich den Fokus auf die Steuerung legen muss. Maus und Tastatur ist natürlich wie gemacht für diese Art von Spiel, da die Menüs und Einblendungen sehr Text- und Buttonlastig sind und damit schnell erreicht werden können. Die Steuerung mit einem Controller kann also nie so gut sein wie die mit Maus und Tastatur. Allerdings war ich bei Cities: Skylines schon überrascht, wie gut die Steuerung an das neue Eingabegerät angepasst wurde.

Mindestens genauso gut und intuitiv wurde die Steuerung von Stellaris auf den Controller adaptiert. Die verschiedenen Menüs, die an den vier Bildschirmrändern positioniert sind, können per Steuerkreuz angewählt werden. Auf dem Xbox One-Controller taucht man mit A tiefer in die Menüs ein und geht mit B wieder zurück. Gewohnte Tasten, die man auch von anderen Spielen kennt und bereits gelernt hat. Egal wo man gerade ist, der Weg zum nächsten gewünschten Menü ist relativ kurz und schnell erreicht. Etwas träge ist nur, wenn man sich mit Cursor über die Sternenkarte bewegt.

Grafisch und auch soundtechnisch würde ich Stellaris als zweckmäßig bezeichnen. Besonders optisch darf man bei einem Spiel dieser Art nichts weltbewegendes erwarten. Der Fokus liegt nicht unbedingt auf einer besonders schönen Grafik, sondern auf einem leicht zu erfassenden Interface, welches alle nötigen Informationen und Einstellungsmöglichkeiten schnell und leicht an den Nutzer weitergibt. Dies ist bei Stellaris eindeutig der Fall. Auch wenn die Sternenkarte irgendwann auf dem ersten Blick völlig überladen wirkt, hat doch alles seinen Platz und man kann die zahlreichen Informationen zuordnen. Auch finde ich es schön gelöst, dass man sehr nah und stufenlos ans Geschehen ranzoomen kann, und beispielsweise bei bewaffneten Auseinandersetzungen jede abgeschossene Rakete auf ihrem Weg zum gegnerischen Raumschiff verfolgen kann.

Fazit

Nach Cities: Skylines kann man behaupten, dass Paradox auch die zweite Portierung eines ihrer Spiele auf die Konsole geglückt ist. Die Steuerung ist Intuitiv und man erreicht alle nötigen Menüs relativ schnell, wobei der Komfort von Maus und Tastatur natürlich nicht erreicht werden kann. Gewünscht hätte ich mir besonders für Einsteiger ein Tutorial, welches Zusammenhänge besser erklärt, damit man nicht gleich mit der ersten Zivilisation ins verderben läuft. Immerhin ist eine Lernkurve vorhanden und zur Not gibt es umfangreiche Hilfsmittel im Stellaris Wiki. Gamer die auch gerne mal auf dem Sofa ein umfangreiches Strategie-Spiel spielen wollen, können ohne Risiko bei Stellaris zugreifen.