Rezension Jens Steiner - Mein Leben als Hoffnungsträger
Klappentext:Philipp hat gerade eine Lehre zum Mechatroniker abgebrochen und ist aus seiner WG rausgeflogen, weil die Mitbewohner seinen Putzfimmel nicht mehr tolerieren wollten. Als er sich an einer Tramhaltestelle die Zeit mit dem Auflesen von Stanniolpapieren vertreibt, wird Uwe auf ihn aufmerksam. Uwe ist Leiter des städtischen Recyclinghofs und sieht in Philipp sofort seinen neuen Hoffnungsträger. Auf dem Hof arbeiten auch Arturo und João, zwei Portugiesen, die aus dem Kreislauf der Waren ihren eigenen, nicht ganz legalen Nutzen ziehen, für den sie bald auch Philipp gewinnen wollen - bis ihnen ein Großprojekt aus dem Ruder läuft und die aufgeräumte Welt des Recyclinghofes gehörig ins Wanken gerät.
Mit seinem vierten Roman ist Jens Steiner ein hintersinnig komisches Kammerspiel für vier Figuren gelungen, in dem die Generation "Weiß noch nicht" mit den Konsequenzen einer Warenwirtschaft konfrontiert wird, die Wachstum verspricht, während sich der Mensch im Überfluss selbst erstickt.
Was macht einen Hoffnungsträger aus? Logisch, in ihn werden große Hoffnungen gesetzt. Und Philipp befindet sich schon seit seiner Jugend in der Rolle des Hoffnungsträgers, erst bei seinen Eltern, nun bei seinem Chef Uwe auf dem Recyclinghof. Doch wie so oft sitzt Philipp zwischen den Stühlen, auch auf dem Recyclinghof. Denn wo Uwe ihn als Nachfolger seines Postens sieht, möchten Philipps Arbeitskollegen ihn gerne mit in deren nicht ganz legales Unternehmen mit einspannen.
Jens Steiner liefert mit Mein Leben als Hoffnungsträger einigen Stoff zum Nachdenken. Da wäre zum einen das Thema des mangelnden Antriebs, der sich viele junge Menschen und auch meiner Generation gegenüber sehen. Philipp ist ein gutes Beispiel dafür, der sich oft überfordert fühlt von den Hoffnungen und Plänen, die an ihn gestellt werden. Auch auch die anderen Protagonisten im Roman bestechen mit ihren Eigenheiten, allen voran die beiden Portugiesen Arturo und Joao, die mir persönlich am Besten gefallen haben. In den Figuren findet man sich wieder, auf die eine oder andere Art und Weise.
Die Themenvielfalt, die Steiner hier hineinpackt, wurde ausgewogen umgesetzt. Andere Romane hätten überfrachtet wirken können, Steiner schafft ein gutes Gleichgewicht und schwadroniert nicht zu viel rum, lässt aber genügend Kritik durchklingen, um seine Leser einzufangen. Der eingängige Erzählstil, der aus Philipps Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird, sorgt für einen guten Lesefluss und macht dieses Buch trotz seiner tiefsinnigen Thematik zu einer kurzweiligen Lektüre.
Fazit:Mein Leben als Hoffnungsträger spricht viele wichtige Themen an, regt zum Nachdenken an, überfordert aber seine Leser nicht und liefert eine interessante Geschichte, die länger nachwirkt.
Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.Gebunden: 18,00 Euro
Verlag: Arche
ISBN: 978-3-7160-2764-6
Seitenzahl: 190