Im Kurier wird Helmut Schüller sinngemäß so wiedergegeben: “Es gebe viele lebendige Kirchengemeinden – doch die leben und sterben mit dem Pfarrer.” Mit dieser klerikalen Engführung öffnet Schüller die Pfarrer-Initiative für das Priesterbild der Piusbruderschaft. Schüllers Priesterbild ignoriert die Aussagen des II. Vatikanums über die Laien – eigenartig, dass sich da die Laien-Initiative nicht zu Wort meldet.
Schüllers offensichtlichste Irrtümer zur Kirchenreform der Erzdiözese Wien, gehören richtig gestellt:
1) Schüller sagt: Die Gemeinde lebt und stirbt mit dem Pfarrer. Aber die Gemeinde lebt und stirbt nicht mit dem Pfarrer, sondern mit der Eucharistie (und dem geweihten Priester). Ob die Organisationseinheit Pfarre, Gemeinde, Dekanat oder wie auch immer heißt, ändert nichts an der Eucharistie, aus der die Kirche wächst.
2) Schüller möchte die volkskirchliche Identität von Ort und Pfarre. Aber Kirche ist nicht Ortskirche in dem Sinn, dass jeder Ort das Recht auf eine Pfarre hat. Nicht jedes Kaff kann eine Diözese sein, nicht jeder Ort eine Pfarre. Die kirchliche Organisation muss nicht mit den staatlichen Organisationseinheiten übereinstimmen. Es wäre wirklich gut und heilsam für unser Land, wenn diese lächerlichen ortspatriotischen Feindschaften (“Also in den Nachbarort gehe ich sicher nicht in die Kirche”) mit Hilfe der Kirche überwunden werden.
3) Schüller denkt, dass das kirchliche Leben nur durch Pfarrer gesichert ist. Aber er übersieht erstens die Bedeutung der Hauskirche und der kleinen christlichen Gemeinschaften, die keinen Pfarrer brauchen, aber eine Sonntagseucharistie. Zweitens gibt es schon jetzt lebendige Pfarrgruppen, die von Frauen, Laien, Priestern unterschiedlichst geleitet werden, und doch in der Pfarre eine Einheit bilden. Die Pfarre hingegen gehört von Priestern geleitet.
4) Schüller betrachtet die Beziehung zum Pfarrer als entscheidend, aber es ist die Beziehung zu Christus. Ich bin nicht wegen der Pfarrer Katholik, sondern trotz der Pfarrer. Das ist für mich ein Glaubensakt, dass durch einen sündigen Menschen die Gnade Gottes wirken kann. Ob diese von Schüller favorisierte Pfarrerdominanz nicht mitschuld an der Beziehungskrise zwischen Christus und den Katholiken ist?
Schüller, der es vorgezogen hat, in den Beratungen zur Strukturreform zu schweigen, weil es hinterher leichter ist, dagegen zu sein, ist vermutlich auch deshalb dagegen:
Mitglieder der Pfarrer-Initatiave werden nach der Strukturreform keine Pfarrer mehr sein, sondern nur Kapläne. Das ist somit das Ende der Pfarrer-Initiative.
Mein APG-Lösungsvorschlag: Gebt Helmut Schüller, wie für die Piusbrüder auch angedacht, eine Personalprälatur und denkt an Gamaliels Rat – “Wenn seine Vorschläge wirklich von Gott sind, werden sie Bestand haben.” Er könnte sich deshalb mit der Jugendorganisation von “Wir sind Kirche” zusammen tun – bezeichnenderweise gibt es diese nicht.
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