Steh auf, wenn du ein Christ bist!

„Es besteht ein Unterschied zwischen jenen, die nach dem ganzen Evangelium leben wollen und ihr Versagen bereuen und jenen, die sich nicht einmal bemühen. Noch schlimmer ist der Versuch, die authentische Lehre der Kirche, die die Lehre Christi ist, zu ändern oder zu verdrehen!“, schreibt der Erzbischof John Myers von Newark in einem Hirtenbrief zum Fest Kreuzerhöhung am 14. September.
Diesen Satz verstehen nicht viele, wie ich in meiner pastoralen Erfahrung immer wieder erlebe. Vor allem diejenigen, die versuchen nach dem Evangelium zu leben, die es ernst nehmen wollen.  Sie erfahren, daß sie immer wieder in die gleichen Sünden fallen. Und dann kommen Äußerungen wie: "Warum soll ich regelmäßig beichten gehen, wo ich doch nur immer die drei gleichen Dinge zu beichten habe; dann kann ich doch besser nur einmal im Jahr beichten gehen!"
Wenn ich dann das Bild vom regelmäßigen Hausputz bringe und dieses Bild auf die Seelenreinigung übertrage, können sie das nicht nachvollziehen. Oder wollen nicht, weil Beichten für sie immer wieder eine Überwindung darstellt.  Vielleicht liegt der tiefere Grund darin, daß sie immer wieder in die gleichen Sünden fallen und an sich keine Fortschritte erkennen können?! Und damit verbunden ein gewisser Stolz, daß ich selbst heilig (das Wort verwenden sie nicht) - besser perfekt - werden wollen. Auch der Hinweis, daß es nicht nur auf unser Zutun, sondern auch auf die Gnade Gottes ankommt, können sie meiner Wahrnehmung nach nur schwer bis gar nicht annehmen. Vielleicht doch ein falsches Gottesbild dahinter; von einem Gott, der genau Buch führt und jede Kleinigkeit auf strengste bestraft, weil man sich nicht genug bemüht hat? Oder ein falsches Menschenbild, das davon ausgeht, daß man den Menschen nur richtig erziehen muß, notfalls mit dem Knüppel?
Oder sehen diese Gläubigen nicht, daß der Glaubensweg ein Beziehungsweg mit Gott ist. Er, der sich liebevoll zu mir herunterbeugt und ich, der ich mich mit meinen schwachen Kräften versuche, ihm entgegenzustrecken?  Oder hat es mit mangelnder Demut zu tun? Daß ich am Ende meines Lebens nur Bruchstücke Gott hinhalten kann. Daß ich nicht sagen kann: Schau mal wie toll ich die Frohe Botschaft gelebt habe und was ich alles erreicht habe. 
Es bedarf schon der Demut, zu sagen: Schau, hier steh ich Armer, der in Schwachheit versucht hat, aus dem Glauben zu leben - nicht alle Gnaden so angenommen hat, wie sie ihm geschenkt worden sind. Den Schritt zu wagen: Auch wenn ich in meinen Augen ein Wiederholungstäter bin, darf ich mich von Gott lieben lassen, so wie ich bin - trotz oder gerade wegen meiner Schwächen. 
Für viele ist Sünder gleich Sünder und sie machen keinen Unterschied, ob der eine sich müht und wegen seiner Schwachheit immer wieder fällt oder ob einer von vorne herein sagt, alles Liebesmüh - ich will nicht.  
In dem Hirtenbrief ging es zwar schwerpunktmäßig um die Ehe, aber mir sind die obigen Gedanken dazu gekommen.
Steh auf, wenn du ein Christ bist. Bleib nicht wegen deiner Schwäche liegen. Halte sie lieber Gott hin, der sich liebevoll in Jesus Christus zu uns hintergebeugt hat, um uns nach oben zu ziehen. 

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