Statusmeldungen

Statusmeldungen

Felix Heym greift in Form seines Essays die Bedürfnisse und Erwartungen an das Nachtleben auf und in welche Gedankenwelten sie entarten können. Dabei bedient er sich dadaistischer Elemente, vermischt diese mit einer gehörigen Portion Zeitgeist um das Ergebnis, frei heraus, durchgefeiert und leer vor sinnsuchender Sinnlosigkeit, paralysiert und dennoch anmutig auf den kalten Asphalt zu kotzen. Das Leben kann so grausam und zugleich wunderbar sein. Zum nachdenken und träumen...

Statusmeldungen
Wir können uns eben doch nicht dagegen wehren. Gegen unseren Trieb. Wir lieben Schönheit, Unabhängigkeit, soziale Vernetzung und Sex - vor allem Sex. Uns fallen die Kurven auf, die Frau hat und uns fällt nur Frau auf, die sie hat. Denn selbstverständlich geht´s um Brüste, warum auch nicht. Die Neurologie beweist uns, dass wir viel mehr wahrnehmen als wir meinen. Und zwar sehr viel mehr. Was bedeutet: Wir wollen das schöne Geschlecht natürlich nicht auf seine Schönheit hinsichtlich seiner geschlechtlichen Ausprägungen beurteilen. Aber,...unser Gehirn tut eben was es will und dass so schnell das wir es gar nicht bemerken können. Der Verstand ist dabei weitestgehend außen vor und wird durch unser Bedürfnis nach flüssigem Genuss, jeder Chance beraubt effektive Arbeit zu verrichten. Wir sind also im richtigen Modus um zu feiern und da für die meisten von uns Kaffeetassen oder Telefonhörer heben die maximalen Kraftanstrengungen darstellen die unser Beruf von uns fordert, gehen wir tanzen. Das ist gesund, weil Bewegung. Ausserdem sagt uns der Teil des Gehirns, der für Motive zuständig ist, da ist Sex. Zwar nicht immer, aber bei jedem dritten Mal. Die zwei Male dazwischen, sind ja wie gesagt gesund, weil Bewegung. Ab hier fangen wir an, Statusmeldungen zu senden - Meldungen, die alle wahrnehmen und zwar deutlich.  Das geht los bei: Sind wir noch zu haben, haben wir es mal wieder nötig, legen wir es drauf an, wollen wir jemanden bestimmten, wollen wir Mann oder Frau, sind wir nur „Wingman“ oder „Haupt-Act“, haben wir einen „Bootycall“ im Handy gespeichert, über mögen wir uns selbst, finden wir uns schön, sind wir eingebildet, haben wir Persönlichkeit, haben wir Freunde oder nur Bekannte, sind wir gut im Bett, sind wir tatsächlich zum tanzen hier, sind wir schlagfertig usw. bis zu stehen wir auf der Gästeliste, kennen wir den halben Club, gehören wir zur Szene, kennen wir den Clubbesitzer oder nur den Türsteher, haben wir einen Job für den uns andere bewundern? Diese Aufzählung könnte jetzt noch ewig weiter gehen, aber ich geh mal davon aus, dass man merkt, auf was ich hinaus will. Diese ganzen Gegebenheiten sieht man uns an. In der Art wie wir uns bewegen, wie wir reden, wie wir schauen. Da habt ihr´s! Wir reduzieren eben nicht nur auf die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale, sondern eben auf die gesamte, oberflächliche Erscheinung.  Ehrenwert, nicht? Was sollen wir auch tun? Jede im Club ansprechen und dann rausfinden welche am nettesten ist? Nein, wir sprechen an, wir tanzen an, wir lächeln an, wer gerade unserem aktuellen Bedürfnis entspricht. Und das Schöne dabei ist, wir tun das von alleine. Ohne uns anzustrengen. Wir folgen am besten unserem Zwang - das wirkt am zwanglosesten. Felix out

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