Die brasilianische Musikgruppe “New Hit” aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia gab am 26. August 2012 in der Kleinstadt Ruy Barbosa, ebenfalls Bahia, ein Konzert. Zwei junge Frauen wollten von den Band-Mitgliedern ein Autogramm haben und der Band zu ihrem Geburtstag gratulieren. Im Fahrzeug der Band wurden sie dann brutal vergewaltigt und ein Militärpolizist schaute dabei zu.
Im Februar dieses Jahres kam es zur ersten Gerichtsverhandlung in Ruy Barbosa. Die Gerichtsverhandlung fing zwar an, wurde aber gleich auf September verschoben. Die Band gibt weiterhin Konzerte im brasilianischen Nordosten. Die Vergewaltigung hat ihre Berühmtheit und den Andrang zu den Konzerten noch befördert. Für die Opfer beschämend, dass die Justiz nicht dazu in der Lage war, die Vergewaltiger trotz klarer Beweislage ins Gefängnis zu bringen.
Auch die brasilianischen Frauen lassen sich nicht mehr alles gefallen. Sie protestieren bei Konzerten der New Hit und gegen die Unfähigkeit der Justiz solche Taten zu ahnden. Eine Gruppe der protestierenden Frauen hat dazu in einem Blogbeitrag u.a. folgendes geschrieben: “Die Möglichkeit, dass Vergewaltiger wieder einmal frei bleiben und die Opfer eingesperrt werden hat uns dazu gebracht uns einige Fragen zu stellen: "Warum enden in einem Land, in dem alle 3 Minuten eine Frau vergewaltigt und in den letzten zehn Jahren 43.700 Frauen ermordet wurden, nur 2% der Verbrechen gegen Frauen mit einer Verurteilung?Warum werden in einem Rechtsstaat wie Brasilien viele Rechtfertigungsgründe für eine Nichtverurteilung der Aggressoren akzeptiert, wenn Frauen von Männern eingesperrt, vergewaltigt, verbrannt werden? Sie hat’s verdient, sich hat sich gewehrt, sie war einverstanden? Der Fall New Hit hat wieder einmal den Schwerpunkt auf die vermeintliche Schuld des Opfers gelegt.”
Im weiteren Verlauf wird geschildert wie wenig gerade in der Bevölkerung das Bewusstsein für Sexualverbrechen entwickelt ist. Die Teilnehmerin an einer Protestaktion schildert folgenden Vorfall: “Als wir vor der Konzerthalle mit geballten Fäusten lautstark protestierten, sagte eine Frau zu mir: Mein Kind, warum soviel Wut auf diese Jungs. Sie haben etwas falsches getan, aber sind sie nicht gute Jungs? Ich lächelte sie an und antwortete: “Nein, gnädige Frau, das sind keine guten Jungs. Neun Männer vergewaltigten zwei Mädchen. Was sie erlebten war Folter. Während eine mit Gewalt penetriert wurde, wurde sie von einem anderen festgehalten, der masturbierte und ihr versuchte den Penis in dem Mund zu stecken. Sie erhielt Schläge ins Gesicht und auf den Hintern. Sie blutete. Im gleichen Augenblick wurde das andere Mädchen im danebenliegenden Bad abwechselnd vergewaltigt.” Die Frau war schockiert. Sie bat mich aufzuhören. Ich schaute ihr fest in die Augen und sagte: “Ist das Respekt für das Leben der Frauen, Respekt für Menschlichkeit. Ist unser Kampf nicht gerecht?” Sie war sprachlos.
Brasilien ist ein Land im Wandel. Paternalistisch geprägt hatten bisher die Männer das Sagen und Frauen hatten grundsätzlich zu kuschen. Es gibt einige Justizskandale, wo geradezu abenteuerlich zu Gunsten Freundinnen und Ehefrauen mordender Männer entschieden wurde. Zur Zeit läuft in Brasilien der Prozess gegen den Torwart Bruno, der beim Fußball Club Flamengo spielte und der seine Freundin nach neuestem Geständnis von Verwandten ermorden ließ, die dann die Leiche zerstückelt und den Hunden zum Fraß vorgeworfen hatten. Aus dem brasilianischen Nordosten, dem Bundesstaat Pernambuco, berichtet der Blog für öffentliche Sicherheit, dass die Gewalt gegen Frauen in dieser Region wieder beunruhigend zugenommen habe. Im Januar dieses Jahres wurden allein in Pernambuco 20 Frauen ermordet. Die Landesregierung will jetzt eine Kampagne starten, mit der sie Frauen ermuntern will, Fälle der häuslichen Gewalt früher bei der Polizei anzuzeigen. Nach Informationen der Landesregierung ertragen Frauen durchschnittlich 5 Jahre Gewalttätigkeiten ihres Lebenspartners bis sie sich zu einer Anzeige bei der Polizei entschließen. Die Polizei hat aber in dieser Region einen schlechten Ruf, kein Wunder, dass die Betroffenen sich nicht zu einer Anzeige entschließen können.
Indien tauchte vor kurzem wegen einer brutalen Vergewaltigung sternschnuppenhaft in den Nachrichten der internationalen Medien auf, obwohl dort Gewalt gegen Frauen genauso Alltag ist wie in Brasilien. Wie in Indien nehmen auch in Brasilien die Frauen ihr Schicksal jetzt in die eigenen Hände und versuchen durch Proteste, Demonstrationen und politische Aktionen eine Veränderung im Bewusstsein der Bevölkerung und bei Politikern und Richtern zur Gewalt gegen Frauen zu erreichen.
Siehe auch
Ist Torwart Bruno ein Mörder?
Informationsquelle
Feministas protestam no julgamento do New Hit – cmi brasil
Crimes contra mulheres seguem sem freio em Pernambuco - Blog Segurança pública
Im Februar dieses Jahres kam es zur ersten Gerichtsverhandlung in Ruy Barbosa. Die Gerichtsverhandlung fing zwar an, wurde aber gleich auf September verschoben. Die Band gibt weiterhin Konzerte im brasilianischen Nordosten. Die Vergewaltigung hat ihre Berühmtheit und den Andrang zu den Konzerten noch befördert. Für die Opfer beschämend, dass die Justiz nicht dazu in der Lage war, die Vergewaltiger trotz klarer Beweislage ins Gefängnis zu bringen.
Auch die brasilianischen Frauen lassen sich nicht mehr alles gefallen. Sie protestieren bei Konzerten der New Hit und gegen die Unfähigkeit der Justiz solche Taten zu ahnden. Eine Gruppe der protestierenden Frauen hat dazu in einem Blogbeitrag u.a. folgendes geschrieben: “Die Möglichkeit, dass Vergewaltiger wieder einmal frei bleiben und die Opfer eingesperrt werden hat uns dazu gebracht uns einige Fragen zu stellen: "Warum enden in einem Land, in dem alle 3 Minuten eine Frau vergewaltigt und in den letzten zehn Jahren 43.700 Frauen ermordet wurden, nur 2% der Verbrechen gegen Frauen mit einer Verurteilung?Warum werden in einem Rechtsstaat wie Brasilien viele Rechtfertigungsgründe für eine Nichtverurteilung der Aggressoren akzeptiert, wenn Frauen von Männern eingesperrt, vergewaltigt, verbrannt werden? Sie hat’s verdient, sich hat sich gewehrt, sie war einverstanden? Der Fall New Hit hat wieder einmal den Schwerpunkt auf die vermeintliche Schuld des Opfers gelegt.”
Im weiteren Verlauf wird geschildert wie wenig gerade in der Bevölkerung das Bewusstsein für Sexualverbrechen entwickelt ist. Die Teilnehmerin an einer Protestaktion schildert folgenden Vorfall: “Als wir vor der Konzerthalle mit geballten Fäusten lautstark protestierten, sagte eine Frau zu mir: Mein Kind, warum soviel Wut auf diese Jungs. Sie haben etwas falsches getan, aber sind sie nicht gute Jungs? Ich lächelte sie an und antwortete: “Nein, gnädige Frau, das sind keine guten Jungs. Neun Männer vergewaltigten zwei Mädchen. Was sie erlebten war Folter. Während eine mit Gewalt penetriert wurde, wurde sie von einem anderen festgehalten, der masturbierte und ihr versuchte den Penis in dem Mund zu stecken. Sie erhielt Schläge ins Gesicht und auf den Hintern. Sie blutete. Im gleichen Augenblick wurde das andere Mädchen im danebenliegenden Bad abwechselnd vergewaltigt.” Die Frau war schockiert. Sie bat mich aufzuhören. Ich schaute ihr fest in die Augen und sagte: “Ist das Respekt für das Leben der Frauen, Respekt für Menschlichkeit. Ist unser Kampf nicht gerecht?” Sie war sprachlos.
Brasilien ist ein Land im Wandel. Paternalistisch geprägt hatten bisher die Männer das Sagen und Frauen hatten grundsätzlich zu kuschen. Es gibt einige Justizskandale, wo geradezu abenteuerlich zu Gunsten Freundinnen und Ehefrauen mordender Männer entschieden wurde. Zur Zeit läuft in Brasilien der Prozess gegen den Torwart Bruno, der beim Fußball Club Flamengo spielte und der seine Freundin nach neuestem Geständnis von Verwandten ermorden ließ, die dann die Leiche zerstückelt und den Hunden zum Fraß vorgeworfen hatten. Aus dem brasilianischen Nordosten, dem Bundesstaat Pernambuco, berichtet der Blog für öffentliche Sicherheit, dass die Gewalt gegen Frauen in dieser Region wieder beunruhigend zugenommen habe. Im Januar dieses Jahres wurden allein in Pernambuco 20 Frauen ermordet. Die Landesregierung will jetzt eine Kampagne starten, mit der sie Frauen ermuntern will, Fälle der häuslichen Gewalt früher bei der Polizei anzuzeigen. Nach Informationen der Landesregierung ertragen Frauen durchschnittlich 5 Jahre Gewalttätigkeiten ihres Lebenspartners bis sie sich zu einer Anzeige bei der Polizei entschließen. Die Polizei hat aber in dieser Region einen schlechten Ruf, kein Wunder, dass die Betroffenen sich nicht zu einer Anzeige entschließen können.
Indien tauchte vor kurzem wegen einer brutalen Vergewaltigung sternschnuppenhaft in den Nachrichten der internationalen Medien auf, obwohl dort Gewalt gegen Frauen genauso Alltag ist wie in Brasilien. Wie in Indien nehmen auch in Brasilien die Frauen ihr Schicksal jetzt in die eigenen Hände und versuchen durch Proteste, Demonstrationen und politische Aktionen eine Veränderung im Bewusstsein der Bevölkerung und bei Politikern und Richtern zur Gewalt gegen Frauen zu erreichen.
Siehe auch
Ist Torwart Bruno ein Mörder?
Informationsquelle
Feministas protestam no julgamento do New Hit – cmi brasil
Crimes contra mulheres seguem sem freio em Pernambuco - Blog Segurança pública