Der Tausch von Pumpen birgt ein riesiges Potential für die Reduzierung des Stromverbrauchs und der Stromkosten. Neue Pumpen sind hocheffizient und können einiges an Energie einsparen. Aber Pumpen sind nicht gerade attraktiv, sie hängen im Keller und deren Bedeutung ist den wenigsten Hausbesitzern bekannt. Das Berliner Startup perto möchte dies ändern und hocheffiziente Pumpen in alle Häuser bringen mit mehr Transparenz und einer Vereinfachung des gesamten Ablaufs vom Pumpentausch. Wie sie das machen haben mir Gründer Sebastian Schröer und Nike Hornbostel, Marketing & Sales, in einem Gespräch erklärt.
So macht perto den Pumpentausch attraktiver
Wie ist die Idee für perto entstanden?
perto: Die Idee zu perto entstand in der Zeit zu der es um die Umsetzung der EU Energieeffizienz-Richtlinie ging. Wir hatten uns die Frage gestellt, wie man es hin bekommt den ganzen kleinteiligen Bereich der Haustechnik und Hauswärme effizienter zu gestalten. Dazu mussten wir ein Angebot finden, das wir standardisieren und skalieren können. Es war damals klar, dass dies nur mit gering investiven Maßnahmen funktionieren kann. Bei allen Gesprächen mit Technikern hatten sich Pumpen dabei als ideales Ziel der Einspar-Maßnahmen herauskristalliert. Aber gleichzeitig hatten die Techniker festgestellt, dass der Pumpentausch schwierig umzusetzen ist, weil viel zu kleinteilig ist. Ich war der Meinung das ist nicht so, es geht durchaus. Nur in dem damaligen Unternehmen ließ es sich nicht umsetzen. Beim Abschwung der Ölpreise und der damit verbundenen Umstrukturierung meines damaligen Arbeitgebers habe ich in 2016 die Chance genutzt, die Idee umgesetzt und zusammen mit Frank Krischok perto gegründet.
Wie sieht das Angebot von perto genau aus?
perto: Die ursprüngliche Idee ist gering investive Maßnahmen zu standardisieren, skalierbar zu machen und als Komplettservice dem Endkunden anzubieten. Es läuft so ab, dass man das Typenschild scannt und von perto eine kostenlose technische Analyse aus der Datenbank erhält, inklusive Angebot für den Tausch der Pumpe. Der Endkunde muss nur noch die Zustimmung für den Auftrag erteilen. Die Förderung ist bereits enthalten, wir kümmern uns also um die komplette Abwicklung des Prozesses. Auch die Handwerker haben mit unseren Aufträgen weniger Arbeit, wir kümmern uns um die Bestellung und Lieferung der Pumpen, die Handwerker bauen sie ein und erhalten von uns eine Gutschrift.
Die Pumpen sind aktuell der Anfang, weil es ein großer Markt ist und die mögliche Einsparung sehr hoch ist. Man schätzt, dass ungefähr 20% des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland auf Pumpen zurück geht. Es gab einmal sogar einen Fall, dass die Pumpe 20% des Stromverbrauchs in einem Haus ausgemacht hat. Den Eigentümern ist es meistens nicht bewusst, welchen Anteil die Pumpe am Stromverbrauch hat,man hat keinen Vergleich. Und viele wissen nicht einmal, dass es diese Pumpen gibt im Haus, das Thema ist unsexy. Aber es ist für uns eine einfache Methode diesen Prozess zu üben und die Technologie dahinter zu verfeinern. Dann können wir das Angebot weiter auf andere Produkte ausdehnen.
Warum braucht es für den Pumpentausch ein eigenes Unternehmen, das macht doch jeder Handwerker?
perto: Der reine Tausch der Pumpe ist ganz simpel, das kann jeder Fachhandwerker. Aber der ganze Prozess drumherum mit Auswahl der Pumpe und Angebot ist für den Handwerker aufwändig im Verhältnis zu dem geringen Auftragswert. Ein Hausbesitzer muss erst den Handwerker finden, der hinfahren muss, um die Pumpe anzuschauen und ein Angebot abgeben zu können. Der Handwerker kann aber nicht gleich auf den ersten Blick genau sagen wie viel der Hausbesitzer sparen kann mit einer neuen Pumpe. Er tauscht in der Regel die Pumpe in der gleichen Leistung aus, obwohl viele Pumpen überdimensioniert sind. Alleine mit einer kleineren Pumpe kann man schon Strom einsparen, dabei muss man trotzdem sicherstellen, dass sie auch weiterhin funktioniert. Im Einfamilienhaus ist das nicht so schwer, aber bei größeren Gebäuden und bei Firmenkunden ist es aber schon sehr kompliziert.
Hinzu kommt, dass die meisten Handwerker oft nicht in großen Mengen einkaufen und entsprechend gute Einkaufsbedingungen haben. Wir kaufen die Pumpen ein und liefern sie dem Handwerker, so dass diese dabei auch keinen Aufwand für den Einkauf haben. Insbesondere kleine Handwerksbetriebe können und wollen auch oft nicht den Service anbieten die Förderung für den Pumpentausch zu beantragen. Der Endkunde bekommt bei uns alles aus einer Hand, ohne großen Aufwand und zu einem Festpreis. Wir haben den Prozess optimiert und machen ihn damit einfach und transparent. Gleichzeitig profitieren die Handwerksbetriebe von unserem Service, denn sie erhalten flexible und gut bezahlte Aufträge ohne Papierkram und Zugang zu neuen Kunden.
Was ist mit dem hydraulischen Abgleich?
perto: Der hydraulische Abgleich ist in unserem Angebot für den Endkunden enthalten, wenn das gewünscht ist, denn wir arbeiten mit Partnerunternehmen zusammen, die einen softwarebasierten Abgleich anbieten.. Das Schöne an dem BAFA-Förderprogramm zur Heizungsoptimierung ist, dass man es mehrmals nutzen kann.
Wer ist die Zielgruppe von perto?
Wir haben unterschiedliche Zielgruppen, das sind die Hausbesitzer direkt oder indirekt über Energieberater, die unsere App bei ihren Kunden nutzen. Aber auch Handwerker sind eine weitere Kundengruppe, wir sehen sie als unsere starken Partner, die das Angebot weiter tragen. Aber auch für Unternehmen ist unser Angebot interessant, da haben wir bereits gute Erfahrungen gesammelt. Das Schöne ist, dass sich bei Energieeffizienzdienstleistungen immer Win-Win-Situationen ergeben.
Was war bisher die größte Schwierigkeit und was musstet Ihr an dem Konzept von perto ändern?
Technisch war es eine große Hürde das Know-How mit der Datenbank von über 5.000 Pumpen aufzubauen und die IT für den Prozess. Wir brauchen immer eine Datenbank mit den Geräten, jetzt sind es die Pumpen. Ansonsten ist der gesamte Markt sehr zäh und sehr konservativ. Es ist einfach schwierig alle Beteiligten dazu zu bewegen sich mit dem Thema Pumpe zu beschäftigen. Das Interesse an innovativen Pumpentechnologien ist nicht sehr ausgeprägt.
Hinzu kommt, dass die Einsparung aus der Sicht des Kunden keine große Sache ist, es geht nur um einen überschaubaren Betrag. Diesen können sie aber mit unserem Angebot relativ einfach erreichen. Man muss sich aber erst einmal damit beschäftigen. Unsere schwere Aufgabe ist es den Prozess für den Kunden so angenehm wie möglich zu machen und gleichzeitig die letzte Hürde zu überwinden. Aber die Innovation des Unternehmens und die Aussicht durch Tausch aller Pumpen drei Kohlekraftwerke einzusparen motiviert uns diese Hürden zu überwinden.
Was macht Euer Angebot so attraktiv für die Kunden und wie kommt ihr an neue Kunden ?
Wir haben den größten Erfolg durch Mund-zu-Mund Propaganda, wenn begeisterte Kunden ihren Nachbarn von dem unkomplizierten Ablauf berichten. Sie lassen sich überzeugen durch technische Aspekte, durch die Einsparung von Kosten und von Strom, sowie mit dem Beitrag zum Klimaschutz. Das ist der beste Weg aktuell. Hinzu kommen Kooperationen mit Energieberatern, Handwerkern und Energieversorgern. Eine Kundengruppe sind auch Contracting-Unternehmen, die ohnehin bei ihren Kunden im Haus sind und eine zusätzliche Dienstleistung anbieten mit dem Pumpentausch. Bei Fernwärme arbeiten wir mit Wärmeversorgern zusammen, die hier auch ihren Kunden den Pumpentausch als zusätzliche Leistung anbieten. Die Kooperationspartner nutzen unsere App, um bei ihren Kunden für den Tausch der Pumpe zu werben.
Was sind die nächsten Ziele für perto?
Unser Ziel ist es jetzt eine größere Reichweite zu gewinnen und mehr Umsätze zu machen, um noch mehr zu lernen und den gesamten Prozess zu optimieren. Bis Mitte des Jahres wollen wir eine Finanzierungsrunde machen, wollen weiter wachsen und dann die nächsten Produkte anbieten. Wir haben hier schon die Durchlauferhitzer im Auge und schon erste Tests durchgeführt. Diese passen sehr gut in den von uns entwickelten Prozess. Neue Durchlauferhitzer sind hocheffizient im Vergleich zu neuen Produkten. Hinzu kommt der Vorteil für Unternehmen, im Sommer können die Kessel abgeschaltet werden, wenn wenig Warmwasser benötigt wird. Danach kommt die Kühltechnik an die Reihe.
Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, um mit diesem Modell die Verschwendung von Energie zu beenden. Wir wollen langfristig Hocheffizienz in jedes Gebäude bringen über den Scan von Typenschilder. Wir machen die Einsparmöglichkeiten transparent und sensibilisieren die Nutzer, bzw. Eigentümer. Diese wenden sich eher wieder an uns und Handwerker freuen sich über die unkomplizierte Arbeit. In der nächsten Woche stellen wir erst mal auf der bautec in Berlin aus, unser Stand hat die Nummer 203-4 in Halle 23B.
Weitere Artikel über perto
In diesen Artikeln habe ich perto bereits erwähnt:
Transparenz und vereinfachter Prozess für mehr Energieeffizienz
Transparenz in den Energieverbrauch bringen und ein schnelles Aufzeigen der möglichen Einsparung sind ein wichtiger Schritt für mehr Energieeffizienz. Hinzu kommt die notwendige Vereinfachung, damit die Kunden das Angebot annehmen. Ich finde die Idee hinter perto sehr gut. Aber ich sehe auch die Schwierigkeit die Bedeutung der Pumpe den Kunden bewusst zu machen. Dennoch sehe ich perto auf einen Weg und wünsche viel Erfolg für die Zukunft.