Seit Bruno einen Gastbeitrag bei RWW veröffentlicht hat folge ich ihnen auf Twitter und als sie zwei Tickets für das Startup Camp Berlin verlost haben, war ich gleich dabei. Berlin ist etwa 4 Stunden entfernt und Austausch mit anderen Startups fehlt mir momentan sehr. Ich war schnell genug und so fuhr ich letzten Freitag nach Berlin und am Samstag zurück. Zwei volle Tage von denen ich einiges mitnehmen konnte.
Wo Camp draufsteht ist nicht immer Camp drinnen
Ich wusste schon im Vorfeld, dass es sich um kein klassisches Barcamp handelte. Schließlich war der Ticketpreis im dreistelligen Bereich und einige Speaker angekündigt. Am Ende war es eine recht klassische Veranstaltungen. Vier Slots gefüllt mir mehr oder minder spannenden Vorträgen. Ein paar Extra Workshops, die mich allesamt nicht interessierten. Mein Hauptgrund war auch der Austausch mit Startups, weshalb ich mich erst während der Anreise mit dem Programm auseinandergesetzt habe. Die ersten Sessions habe ich trotz aufstehen um 5:00 Uhr morgens verpasst.
Neue Kontakte und alte Bekannte
Angenehm fand ich die Camping Area, wo es Sitz- und Stehmöglichkeiten gab um sich gemütlich aufhalten zu können. Statt gleich in eine Session zu stürzen, plauderte ich erstmal mit Andreas Pilz über seine Screencastingtätigkeiten und freute mich, dass ich jemanden kannte. Dann lief mir Max von Archify über den Weg. Als ich gegen 12:00 Uhr zu meiner ersten Session wollte, traf ich auf Walter Palmetshofer (ebenfalls Archify) und wir redeten bis das Mittagsbuffet geöffnet wurde. In der Zeit kamen die erste neuen Gesichter dazu, an die ich mich in wenigen Tagen vermutlich nicht mehr erinnern werden kann. Die Namen sind jetzt schon verflogen. Das europäische Team von elance. Bei der “Party” am Abend lernte ich weitere Leute kennen, aber dazu mehr bei den Startups weiter unten.
Wenn ich jetzt zurückblicke, würde ich sagen, dass ich nur einen neuen Kontakt mitgenommen habe, mit dem ich öfter in Kontakt sein werde. Den einen oder anderen Vortragenden schreibe ich vielleicht noch an, aber das war es dann schon.
Für persönlich nehme ich etwas mit, das Jana mir vor Jahren auf einem Digitalks als eine Art Netzwerkfatigue beschrieb. Ich war neu in der Stadt und heiß darauf, neue Menschen kennen zu lernen. Sie meinte, dass sie auch froh ist bekannte Gesichter zu sehen, wo man nicht ständig bei Null anfangen muss. (Oder so ähnlich. Die Unterhaltung ist schon ein paar Jahre her.) Mir ging es in Berlin ähnlich. Etwas das ich auch schon bei anderen Veranstaltungen feststellte. Zu vielen Events gehe ich um weak ties zu treffen, die ich grundsätzlich kenne, aber nicht so nahe, dass man sich öfter einfach so treffen würde. Barcamps sind da angenehm, weil man aus einem Gespräch auch schnell wieder rausgehen kann und genügend andere Menschen da sind. Schwieriger ist es, zumindest für mich, wenn fast keine weak ties anwesend sind. Menschen offline kennen lernen, empfinde ich als anstrengend. Ich beobachte lieber erst und schließe erst dort an, wo ich mich wohl fühle. Im Web ist das einfach und niemand fühlt sich davon angegriffen. Offline müsste ich dafür Gesprächen zuhören und dann reinplatzen. Kann man machen, möchte ich aber meist nicht. Das kalt ansprechen finde ich noch schlimmer. Hallo ich bin Luca von work|i|o. Wir machen Arbeit. Und nach den ersten paar Sätzen stellt man fest, dass man mit dem Gegenüber nicht so wirklich zusammen passt. Nach einer gewissen Zeit kann man das Gespräch höflich beenden. Unangenehm. Ich will nicht verkaufen, ich will mich austauschen. Ich will mich begeistern lassen und begeistern. Eine Vorstellungsrunde würde zumindest helfen, dass man ungefähr weiß, wer was macht und ist zugleich ein willkommener Gesprächsopener. Gab es beim Startup Camp leider nicht. Alternativ könnte man ein paar Infos auf den Namensschildern unterbringen. Oder Teilnehmerlisten veröffentlichen, damit man sich im Vorfeld etwas informieren kann. (Ja, bei amiando gibt es sowas, aber das wird selten ausgefüllt und 200 Teilnehmer googlen ist nicht so spannend. Da freue ich mich, wenn ich es über work|i|o erledigen lassen kann.)
Am Nachmittag habe ich das Camp verlassen, bin quer durch Berlin spaziert (ganz alleine, das tut gut nach den ganzen Menschen) und habe mich mit Torsten getroffen, der mir von Bruno empfohlen (persönliche Kontakte ftw) wurde. Wir setzten uns in einen Park, sprachen über Politik, Startups und das Leben. Sehr angenehm. Leider musste Torsten dann weiter und das angepeilte Extra-Treffen (Flexibilität ftw) in der Nacht fiel aus (ich war zu müde).
Treffen in kleinem Kreis, am besten zu zweit, würde ich einer Veranstaltung jederzeit vorziehen. Natürlich gegeben, dass es die für mich passende Menschen sind.
Sessions und Startups
Elance
Die einzige Session zu der ich es am Freitag geschafft habe. Unternehmenspräsentation at it’s finest. Elance ist für mich daher spannend, weil sie in die gleiche Richtung wir work|i|o gehen, aber das ganze anders umsetzen. Dort findet man Mitarbeiter für bestimmte Projekte, während man bei uns konkrete Aufgaben erledigen lassen kann. Die Präsentation war ok. Nichts wirklich neues. Ich mag ihre radikale Transparenz, dass man alle bisherigen Aufträge von Arbeitnehmern sehen kann. Auch wie lange sie gebraucht haben, wie viel es gekostet hat und welche Bewertung sie bekamen.
Airbnb
Ich mochte Airbnb seit ich das erste Mal davon hörte. Der Vortrag erneut eine tadellose Unternehmenspräsentation. Aber ich schrieb bereits, dass von Barcamp beim Startup Camp nicht viel zu finden war. Das europäische Team hat an einer ähnlichen Idee gearbeitet, als sie bei Airbnb einstiegen, kurz nachdem diese ein dickes Funding bekamen. Ich habe mich immer gewundert, warum dort alle Wohnungen so stylisch aussehen. Die Erklärung ist einfach. Airbnb schickt eigene Fotografen in die Wohnungen, die eben stylische Fotos machen. Neben der guten Präsentation der Angebote hat es den zusätzlichen Vorteil, dass die Wohnungen damit verifiziert werden. Schön fand ich auch die Aussage, dass sie Dinge machen, die nicht skalieren. Etwa lange Gespräche mit einzelnen Vermietern. Auch die größere Vision gefällt. Access is the new property. Wie es doof ist, dass die meisten Autos nur herumstehen, ist es doof, dass viel Wohnfläche ungenutzt ist. Statt alles neu zu produzieren, sollte man bestehendes besser nutzen. Sie arbeiten viel an multidimensionalen Kriterien, um Menschen zu bewerten. Wichtig für Vertrauen und Dings. Insgesamt hat mich der inhaltlich wenig überraschende Vortrag, inspiriert. An unserer Zukunft arbeiten. Die Welt verändern. Und so.
keksbox
Eigentlich eine Marketingagentur. Aber kann man auch als Startup bezeichnen. Sprach darüber, dass Geld nicht so wichtig ist und man Spaß haben sollte. Und Dinge machen, die sich nicht rentieren. Weil sie Spaß machen.
EyeEM
Die Session habe ich verpasst, aber die App habe ich mir geholt. Another photosharing app. Man macht Fotos und fügt ihnen Tags zu. Welche auch Orte sein können. So entstehen gemeinsame Fotoalben. Für Veranstaltungen sehr nett. Auch für Geburtstagsfeiern. Und Orte. Popset macht sowas ähnliches. Finde ich interessant. Grundsätzlich. Nutze ich auch gerne in unterschiedlichen Situationen. Ob es sich durchsetzt? Keine Ahnung.
Text zu seinem Talk gibt es hier. Hat einige begeistert.
Archify
Hatten zwar keine Session, aber da ich mit ihnen am meisten geredet habe, finde ich es passend. Ein Service, dass alles speichert, was man sieht und durchsuchbar macht. Momentan beschränkt auf Websites, Tweets, Facebook Updates und Zeug. Man installiert eine Browserextension und es gibt sogar Screenshots von allen Seiten. Man kann sie Volltext durchsuchen. Großartig wenn man sich erinnert man hat irgendwas gesehen oder gelesen, aber nicht mehr weiß wo. Man kann den Zeitraum einschränken und unterschiedliche Suchoperatoren nutzen, um zum Ergebnis zu gelangen. Ich warte darauf, dass sie irgendwann eine Kamera rausbringen, die auch den kleinen Teil außerhalb des Netzes durchsuchbar macht.
Weiter
Ich werde mehr online kommunizieren und mir weniger Sorgen machen, dass ich nicht so viele Leute persönlich treffe. Emails sind etwas großartiges. Lange Emails. Mit viel Persönlichkeit und genug Zeit Dinge durchzudenken, statt sie im synchronen Gespräch rausblasen zu müssen. Außerdem ist Berlin bei gutem Wetter sehr großartig. Veranstaltungen kann man auch abbrechen, um das zu genießen und dann einfach heim zu fahren.