Star, Superstar, Megastar…
Vor allem in der Musik war und ist Ruhm & Anerkennung ein stabile Währung. Doch wie oft wird eigentlich gefragt wo all die „Stars“ herkommen? Schließlich ist ja der geringste Teil irgendeiner Show entsprungen, sondern hat sich über Jahre durch Auftritte, Alben und viel Einsatz einen Namen erarbeitet.
Eine gute Gelegenheit quasi Musiker von morgen live zu erleben, bot sich am Wochenende (27.11.2010) im Berliner „FritzClub im Postbahnhof“ beim Bundesfinale des Localvision Bandcontest 2010 .
Es durften 11 junge Bands ihr Können präsentieren. Und wer hier spielte, der hatte tatsächlich schon einiges an Einsatz gezeigt. Angefangen hatte es für jede Band bei einem der zahlreichen Regionalausscheide in ihrer näheren Umgebung. Ein Sieg führte weiter ins Finale des jeweiligen Heimatbundeslandes und von dort aus schließlich als Landesvertreter zum Bundesfinale. Leider fand nicht in jedem Bundesland ein eigener Landesausscheid statt, sodass sich schließlich 11 statt 16 Bands einer fachkundigen Jury und dem kritischen Publikum stellen durften.
Während draußen der wolkenbedeckte Himmel und die durchaus frostigen Temperaturen nicht gerade lockten, bot der Fritzclub schon gegen 13:30 Uhr am Samstagmittag eine dunkle aber warme Atmosphäre. Auch war der Saal schon von Anfang an recht ordentlich gefüllt, sodass es gegen vierzehn Uhr mit einem kräftigen „Hallo Berlin“ losgehen konnte.
Der Wettbewerb startete mit den Lokalmatadoren Imago und ihrem Set aus abwechslungsreichem Progressive-Rock auf wirklich hohem Niveau. Auch die folgenden Band Dazy Nerds aus Bayern überzeugte mit einem qualitativ hochwertigem Mix aus Nu-Metal- und Crossoverelementen , ordentlicher Bühnenperformance und viel „eigenem“ Publikum. Im Anschluss wurde es mit Verlegen aus Hessen etwas lockerer was Stil und Texte anging, was aber keineswegs heißt das die Qualität abgenommen hätte. Deutschrock/-pop wurde hier kombiniert mit viel Show, inklusiver Goldoutfit und Konfettibombe.
Im diesem Tempo gingen die jeweils circa halbstündigen Auftritte weiter.
Es folgte mit Mexicola eine Band, die ebenfalls im psychedelisch/-progressiven Bereich zu Hause ist. Sie kombinierte im Unterschied zu Imago ihre rockigen Sounds teilweise noch mit experimentellen Elektroelementen. Mit Certified, dem folgenden Act wurde der Zuschauer wieder mehr in klassische Rock-/Alternativebereiche umgeleitet. Beim Auftritt dieser Band wurde auch sehr schnell deutlich, dass die mitgebrachten Fans für eine Band zwar wünschenswert sind, aber ein gutes Spiel auch ganz schnell zu einem Publikum und zu guter Stimmung vor der Bühne führen kann. Certified hatten scheinbar wenig „eigene“ Fans dabei, konnten aber dennoch den Saal schnell mit interessierten Zuhörern füllen.
Für etwas internationales Flair sorgten X-Cute. Das nahezu rein weibliche, niederländisch-deutsche Bandprojekt hatte den Ausscheid in Nordrhein-Westfalen für sich entschieden und konnte mit sehr gut gespieltem Hard Rock und der überzeugenden Stimme der Sängerin auftrumpfen. Auch füllte sich der Postbahnhof mit dem näherrückenden Abend immer mehr.
Einen eindeutigen Beitrag in Sachen Stimmung leisteten auch die Jungs und Mädels von Attic Jam aus Koblenz mit ihrem Ska-Rock. Auch wenn sie zunächst noch verhalten begannen, wurden sie recht schnell warm und überzeugten auch in Kombination mit ihren enthusiastischen Fans. Noch einmal in Richtung Hardrock ging es dann mit Sweetest Revenge, die sowohl mit der kräftigen Frauenstimme, als auch mit abwechslungsreichen Riffs viel Druck machten. Viel Druck gab es auch bei den Ska-Musikern von Salopp Crazy. Diese gaben vom ersten Takt an, sowohl musikalisch als auch an Bühnenperformance, alles. Vor allem die starke Bläsersektion hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Eine etwas andere musikalische Richtung schlugen die Musiker der Sharp Dressed Apes aus Sachsen ein. Nicht minder stimmungsvoll agierte das selbsternannte „neue Soul- & Funk-Ungeheuer“ in dem es einen Großteil des Saales mit abwechslungsreichen Arangements und Elementen verschiedener Genres für sich einnahm.
Und wie soll es anders sein…irgendwann geht auch ein langer Tag langsam zu Ende. Nicht aber ohne eine weitere Band zu hören: Strandkorb. Diese zeigten sich auf der Bühne ausgelassen und präsentierten dem Publikum deutschsprachigen „Party“-Punkrock zum mitsingen und abgehen.
Zehn Stunden waren nun locker vorbei, seit die erste Band auf der Bühne stand, doch der Stimmung tat das keinen Abbruch. Das Publikum machte sich gut gelaunt auf den Weg die Stimmzettel auszufüllen und abzugeben. Währenddessen bereitete sich auf der Bühne die Band „Casino Gitano“ auf ihren Auftritt vor. Die Band unterhielt mit einer reichlich bunten Mischung aus Folk, Punk und Show bis zum Ende der Auszählung und Juryberatung. Mit dem Ende des Sets konnte man schon spüren, wie die Nervosität in der Halle anstieg. Der Raum war dicht gefüllt mit Bands, Fans und Eltern.
Was bleibt einem zu sagen kurz vor so einer Siegerehrung??? Aus meiner Sicht war gerade dieses Bundesfinale qualitativ sehr stark besetzt. Bei einer solchen Masse an wirklich sehr guten Bands ist es nahezu unmöglich einen eindeutigen Sieger zu finden, da viele subjektive Entscheidungsgründe eine Rolle spielen. Objektiv betrachtet kann man nur schwer entscheiden.
Letztendlich sucht allerdings ein Wettbewerb per Definition nach Siegern. In diesem Fall ergab sich also folgendes Bild:
- den Publikumspreis holten sich die Band Strandkorb
- auf dem dritten Platz landeten die Sharp Dressed Apes
- zweiter wurden die Dazy Nerds und
- als Sieger standen an diesem Abend Imago auf der Bühne.
An dieser Stelle: Einen riesen Glückwunsch an die Mitglieder all der genannten Bands !!!!
Aber auch die anderen Bands können mit sich zufrieden sein und sicher glücklich auf diesen Abend zurückblicken.
Neben der allgemein guten Stimmung bis zum Schluss, gibt es leider auch Kritikpunkte. So war die Organisation mit fehlender Garderobe und dem nur beschränkten Gastroangebot nicht ganz so gut auf diese zwölf Stunden Veranstaltung eingestellt. Auch hätte man einen Teil des verfügbaren Platzes den Bands für kleinere Merchandisingecken zur Verfügung stellen können . . .
Alles in Allem bleibt nur zu sagen, dass Szene der ambitionierten Nachwuchsmusiker glücklicherweise sehr, sehr lebendig ist und vor allem qualitativ sehr hochwertig sein kann. Vielleicht ist das ja der Anlass für einige, freitagabends mal wieder in den kleinen Club nebenan zu gehen und sich umzusehen/-zuhören wer so im eigenen Umfeld aktiv ist. Das wird wohl erfrischender sein, als sich der nächsten Retorte hinzugeben!
Abschließend alle Bands im Bundesfinale nochmal auf einen Blick:
Attic Jam
Certified
Mexicola