Doch das Volk ist dankbar, endlich einmal wieder bekannte Größen aus Rock und Pop in der eigenen Stadt begrüßen zu dürfen. Die Veranstalter hatten sich nicht lumpen lassen und trotz Sparzwang eingeladen, was noch Rang und Namen hat. Hell glühende Augenblickssternchen wie Adele, Jan Delay und Unheilig mühten sich unter der historisierenden Moderation des Exil-Spaniers Giacomo Casanova in den Kulissen des historischen Venedig, neben Klassikern wie Jethro Tull, den Ramones und Boney M zu bestehen. Mit unterschiedlichem Erfolg. Adele etwa wirkte fast echt, der grummelnde Graf dagegen mutete nicht nur wegen seiner Glatzenperücke eher an wie ein Karikatur.
Die Rituale sind seit Jahren dieselben. Den ersten Jubel bekommt jeder der Aushilfskünstler, wenn vom Publikum als Phil Collins, Dave Gahan oder Udo Lindenberg erkannt wird. Den nächsten gibt es, wenn er oder sie ersten Takte ohne Stimmbruch über die Rampe bringt. Das gelingt den jungen Talenten inzwischen ausnahmslos, denn was früher ein Gipfeltreffen bemühter Amateure war, ist längst zum semiprofessionellen Galaball der örtlichen Covergrößen geworden. Begleitet von einer jederzeit kompetent rockenden Band zieht vor den 1500 Zuschauern über fast vier Stunden ein Panoptikum des Pop vorbei: Der erwähnte Phil Collins mit Schiebermützchen und "Land Of Confusion", Ian Curtis von Joy Division mit der Grubenhymne "Love will tear us apart" und Simon&Garfunkel mit ihrer "Mrs. Robinson". Venedische Fähnchen wehen, Bierfahnen gesellen sich gemächlich dazu. Nach eins macht jeder seins, wie das von alters her Brauch ist im Osten. Die einen gehen tanzen, die anderen freuen sich auf dem Nachausewegt, dass auch Weihnachten dieses Jahr wieder überstanden ist.
Der Weihnachtsmann in Griechenland